Aus der ArztpraxisStimmstörungen werden viel zu selten ernst genommen

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  • In seiner Kolumne „Aus der Praxis” schreibt Dr. Magnus Heier wöchentlich über ein wichtiges medizinisches Thema.
  • In dieser Folge geht es um die Stimme. Viel zu häufig wird ihre Bedeutung als Mitteilungsinstrument und Indikator für Launen und Stimmungen unterschätzt.
  • Was zu tun ist, wenn sich eine unerwartete Stimmveränderungen bemerkbar macht und wann der Experte zum Arztbesuch rät, lesen Sie hier.

Die menschliche Stimme ist ein hochdifferenziertes Mitteilungsinstrument. Sie transportiert weit mehr als nur Worte und Inhalt, sie verrät auch die Stimmung (die Wortähnlichkeit dürfte kein Zufall sein). Bei vertrauten Personen können wir deren Gefühlslage auch gegen ihren Willen schon nach wenigen Worten präzise einschätzen.

Die Stimme ist unsere Visitenkarte

Wut oder Trauer, Freude oder Unsicherheit sind schwer zu verstecken. Unsere Einschätzung fremder Menschen steht meist nach wenigen Worten fest: Die Stimme ist - wie Gesicht und Mimik – unsere Visitenkarte. Aber sie ist anfällig!

Das wissen alle, die in „sprechenden Berufen“ arbeiten. Also etwa Lehrer und Kindergärtner, Sänger und Politiker (und natürlich Aalverkäufer auf dem Hamburger Fischmarkt). Wer seine Stimme falsch gebraucht, bekommt schon nach wenigen Stunden die Quittung. Heiserkeit.

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Es kann so weit gehen, dass die Stimme fast vollständig erlischt und nur noch eine Flüsterstimme bleibt. Eine der häufigeren Ursachen ist eine so genannte funktionelle Dysphonie: Dabei lassen sich keinerlei organische Veränderungen finden. Sie entsteht meist durch eine erhöhte Spannung der Stimmbänder (eigentlich: der Stimmlippen).

Die Stimme klingt gepresst, man hört Hüsteln und Räuspern, oft haben die Betroffenen ein Fremdkörpergefühl im Hals, manchmal haben sie Schmerzen. Diese Beschwerden gehen von alleine aber nicht weg, im Gegenteil: Es wird fast immer schlimmer, wenn die Stimme nicht geschont und später trainiert wird. Das Problem bei den funktionellen Stimmveränderungen: Sie können zu organischen Veränderungen führen, etwa zu den so genannten Knötchen.

Wer drei Woche heiser ist, sollte dringend zum Arzt

Davon zu unterscheiden sind zahllose Stimmstörungen. Bei Frauen können etwa hormonelle Veränderungen wie die Menopause, aber auch die Pille, eine Schwangerschaft oder auch Anabolika die weibliche Stimme vermännlichen. Bei Frauen und Männern gleichermaßen können etwa Medikamente gegen Depressionen oder gegen Bluthochdruck, Kortison oder Neuroleptika zu Stimmveränderungen führen.

Allgemein gilt: Wenn Stimmveränderungen auffällig werden, wenn eine Heiserkeit länger als drei Wochen anhält, wenn der Heiserkeit irgendeine Art von Verletzung vorausgegangen ist, dann sollte ein Spezialist nachsehen – ein HNO-Arzt oder ein spezialisierter Phoniater.

Vielen könnte geholfen werden

Die können etwa mit Hilfe eines Stroboskops (ein Lichtblitzer wie in der Disko) die Schwingung der Stimmlippen in Einzelbilder zerlegen und dadurch sichtbar machen. Sie können eine Diagnose stellen und eine Therapie verordnen.

Hirnwelten-Vorträge mit Dr. Magnus Heier

Neue Vortragsreihe mit Magnus Heier im studio dumont, Breite Straße  72 Das emotionale Gehirn – über Angst, Hass und Liebe Mittwoch, 30. Oktober, 19 Uhr   Das getäuschte Gehirn Dienstag, 5. November, 19 Uhr Das Gedächtnis    Dienstag, 12. November, 19 Uhr Ein Update des allerersten Hirnwelten-Vortrags Tickets: 15 bzw. 13 Euro (Abocard) www.koelnticket.de

Oft hilft eine Stimmtherapie. Ein Training, mit dem etwa die Körperspannung durch Entspannungs- und Bewegungsübungen verbessert wird. Bei dem die Atmung durch das Training von Bauchatmung und bewussten Atemrhythmus verändert wird. Bei dem die Stimmerzeugung im Kehlkopf, die Phonation, durch Übungen gekräftigt wird. Oder bei dem die Artikulation durch Übungen von Zunge, Lippe oder Kiefer präzisiert wird. Stimmstörungen sind häufig, oft hört man Menschen, die sich mit ihrer Stimme abgefunden haben. Vielen könnte geholfen werden.

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