Dreimal so viele wie noch 2019Nordrhein-Westfalen meldet deutlich mehr Drogentote

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Utensilien, die zum Konsum von Heroin gebraucht werden, liegen auf einem Tisch.

In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der Drogentoten in den vergangenen Jahren exorbitant angestiegen.

In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der Drogentoten enorm gewachsen. Künftig soll ein neues Medikament schnelle Hilfe schaffen.

Beunruhigende Zahlen zur Rauschgiftkriminalität: Die Zahl der Drogentoten ist in Nordrhein-Westfalen sprunghaft in die Höhe geschnellt. Binnen vier Jahren hat sie sich sogar mehr als verdreifacht. Mit einem Anstieg um 73 Prozent auf 693 Drogentote wurde 2021 der höchste Stand seit 30 Jahren erreicht. Das geht aus dem aktuellen Lagebild des Landeskriminalamts (LKA) NRW zur Rauschgiftkriminalität hervor.

Bundesweit lag der Anstieg der Drogentoten in diesem Zeitraum „nur“ bei 44 Prozent - einschließlich Nordrhein-Westfalen. Gemessen am Bevölkerungsanteil liegt die Zahl der Drogentoten in NRW inzwischen fast um das Doppelte über dem bundesweiten Niveau.

Hohe Risikobereitschaft mögliche Ursache für Anstieg der Todeszahlen

Bei den Todesfällen nahm der Anteil von akuten Vergiftungen als Todesursache in NRW besonders zu. Die Todesfälle durch Fehler beim Konsum stiegen innerhalb eines Jahres um 400 Prozent von 4 auf 20 Todesfälle. Neben versehentlicher Überdosierung könne auch zunehmende Risikobereitschaft eine Ursache für den Anstieg der Todeszahlen sein, heißt es im LKA.

Die häufigste Todesursache sei der Konsum von Opioiden und Opiaten - oft auch in Verbindung mit anderen Stoffen, berichtet die Suchtkooperation NRW in Köln. Abhilfe soll nun ein Nasenspray schaffen, denn viele der Todesfälle hätten durch den Einsatz des Sprays vermieden werden können, heißt es.

Nasenspray soll künftig Todesfälle verhindern

Das Medikament Naloxon könne als Nasenspray innerhalb weniger Minuten die atemlähmende Wirkung von Heroin, Fentanyl oder Morphin aufheben und so Leben retten. In einem vom Bundesgesundheitsministerium geförderten Pilotprojekt soll möglichst vielen Opioid-Konsumenten gezeigt werden, wie sie im Notfall richtig handeln und das Spray verabreichen.

Der Anstieg der Todesfälle könnte durch die Corona-Pandemie mitverursacht worden sein, hatte das NRW-Gesundheitsministerium bereits vermutet. Niedrigschwellige Suchthilfeangebote seien zeitweise nur eingeschränkt verfügbar gewesen, die Drogenkonsumräume in NRW seltener aufgesucht worden.

Auch Zahl der Rauschgiftdelikte steigt an

Der Anstieg der Todesfälle sei in NRW über alle Todesursachen hinweg zu beobachten - vor allem im Zusammenhang mit Opiaten und Opioiden, berichtet Dorothee Mücken von der Suchtkooperation NRW. In den Drogenkonsumräumen in Nordrhein-Westfalen sei allerdings auch ein gestiegener Crack-Konsum zu beobachten.

Auch abseits der Zahl der Drogentoten - gemeint sind nur Todesfälle im Zusammenhang mit illegalen Drogen - gibt das Lagebild des LKA einen düsteren Ausblick: Die Zahl der Rauschgiftdelikte stieg 2021 im Vergleich zum Vorjahr um fast zehn Prozent auf 74 600 Taten. (dpa)

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