Morgens in den kalten See zu springen, ist ein echter Wachmacher. Aber was genau macht die Kälte mit dem Körper?
Morgens in den kalten See springenWas Kälte und Hitze mit unserem Körper machen

Bei Sonnenaufgang in den kalten See springen: Danach fühlt der Körper sich ausgesprochen wohl. (Symbolbild)
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Ein medizinischer Urlaubsgruß aus Finnland: Wir leben auf einer kleinen Insel, paddeln, fangen Fische, saunieren. Vor allem aber tauchen wir jeden Morgen in den See. Vor dem Kaffee! Das ist zunächst unerfreulich, denn das Wasser fühlt sich kalt an, trotz 21 Grad. Aus dem Bett kommend ist auch das ein Schock. Aber man fühlt sich nach dem Bad – egal ob kurz oder lang – ausgesprochen wohl! Warum genau?
Die Reaktionen des Körpers auf Kälte sind – wie in allen Bereichen – äußerst komplex: Zunächst ist Kälte ein akuter Stressreiz, ein Warnzeichen. Entsprechend wird etwa Adrenalin, ein Stresshormon, ausgeschüttet. Alle Notfallsysteme werden hochgefahren, der Mensch ist wach! Der Körper reagiert auf die Kälte wie auch auf andere potenziell gefährliche Situationen nach dem System „fight or flight“ – kämpfen oder fliehen.
Interessant ist das braune Fettgewebe. Dies ist ein interessantes „Organ“, das im Gegensatz zu dem bekannten gelben Fett Wärme produzieren kann. Anders als Muskeln, die zur Wärmeproduktion zittern, also gleichsam im sehr schnellen Leerlauf äußerst ineffektiv sind, kommt braunes Fettgewebe ohne Zittern aus. Allerdings haben Erwachsene nur noch Reste dieses Gewebes, Babys dagegen haben noch viel – und schützen sich damit gegen Unterkühlung und Erfrierungen. Es heißt aber, dass braunes Fettgewebe auch bei Erwachsenen durch regelmäßige Kältereize (vielleicht auch durch regelmäßiges Schwimmen in kalten Wasser) aktiviert werde (was ich hier nicht überprüfen kann).
Effektivität von „Wechselbädern“ ist nicht ganz klar
Was natürlich auch beim Schwimmen in kaltem Wasser passiert: Die peripheren Blutgefäße an der Oberfläche des Körpers ziehen sich zusammen. Dadurch wird allzu großer Wärmeverlust durch die Hautoberfläche verhindert, Arme und Beine fühlen sich sehr schnell sehr kalt an. Was aber nicht bedrohlich ist, sondern ein sinnvoller Schutz. Allerdings steigt der Blutdruck durch diese plötzliche Verengung. Herzkranke Menschen sollten ausdrücklich vorsichtig sein beim Schwimmen in kaltem Wasser. Und auch alle anderen sollten langsam in den See steigen und nicht hineinspringen, sodass der Körper sich an die Kälte gewöhnen kann.
In diesem Zusammenhang müssen sogenannte „Wechselbäder“ erwähnt werden, der Wechsel von kaltem und warmem Wasser: Sie sollen die Blutgefäße „trainieren“. Wie effektiv dieses Training ist, ist nicht ganz klar. Zumindest fühlt es sich gut an. Und damit zurück nach Finnland: Bevor ein Finne in den See geht, war er in der Sauna zusammen auch eine Art von Wechselbad zwischen sehr warm und sehr kalt. In der Hitze nämlich weiten sich die peripheren, die äußeren Blutgefäße maximal, viel Blut zirkuliert unter der Haut. Danach, im See, ziehen sie sich maximal zusammen. Der Blutdruck steigt angeblich auf extreme Werte! Vor allem, wenn man erhitzt in den See springt, statt sich erst abzukühlen und langsam ins Wasser zusteigen. Aber der Effekt des Wechsels zwischen Sauna und See ist unglaublich. Man fühlt gleichsam die Dankbarkeit des eigenen Körpers.