Tipps für FauleWie man sich ohne viel Aufwand bis zu 3 Prozent Zinsen sichern kann

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Eine Frau hält Banknoten von 10, 20 und 50 Euro gefächert in der Hand.

Banken und Sparkassen bieten wieder Zinsen auf das Ersparte.

Wir erklären, wie Sie von den steigenden Zinsen profitieren – auch ohne sich ständig zu kümmern.

3 Prozent Zinsen und mehr: Damit werben gerade immer mehr Banken, nachdem Niedrig- und Nullzinsen lange Zeit der Standard waren. Zuletzt haben sich die Top-Anbieter vor allem beim Tagesgeld immer wieder gegenseitig übertrumpft. Insgesamt 13 Kreditinstitute zahlen aktuell 3 Prozent Tagesgeldzinsen und mehr, ergibt eine Auswertung des Finanzvergleichsportals Verivox. Anfang Mai waren bis zu 3,3 Prozent Zinsen auf das Ersparte drin. Wir klären die wichtigsten Fragen und geben Tipps, wie Sie von den gestiegenen Zinsen profitieren, auch ohne viel Aufwand.

Wofür ist Tagesgeld sinnvoll?

Tagesgeld ist jederzeit verfügbar, wird aber höher verzinst als Guthaben auf dem Girokonto. Die Verbraucherzentralen empfehlen, auf dem Tagesgeldkonto einen finanziellen Puffer für unvorhergesehene Ausgaben zu halten – eine sogenannte Liquiditätsreserve, falls Sie einmal kurzfristig Geld für die Autoreparatur oder eine neue Waschmaschine brauchen. Wie hoch die Reserve sein sollte, sei von Mensch zu Mensch verschieden, ein häufiger Rat sind drei Bruttomonatsgehälter. „Ein Tagesgeldkonto kommt auch in Betracht, wenn man einen größeren Betrag für einen kurzen Zeitraum von ein paar Wochen, maximal ein paar Monaten ‚zwischenparken‘ muss“, erklärt Ralf Scherfling, Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW (VZ NRW).

Kann ich höhere Zinsen bekommen, ohne die Bank zu wechseln?

Verivox hat Angebote von 688 Banken und Sparkassen ausgewertet. Ein Drittel von ihnen zahlt nach wie vor keine Zinsen auf Tagesgeld – während andere schon über drei Prozent bieten, Tendenz steigend. Wer nicht gleich die Bank wechseln möchte, aber von höheren Tagesgeldzinsen profitieren möchte, kann zusätzlich ein Tagesgeldkonto bei einer anderen Bank eröffnen. Das Girokonto bleibt, wo es ist. „Bei den meisten überregionalen Banken lässt sich als Referenzkonto für Ein- und Auszahlungen ein beliebiges Girokonto hinterlegen“, schreibt Verivox.

3 Prozent Zinsen – wo ist der Haken?

Viele Angebote, gerade die mit attraktiven Zinsen, gibt es nur unter bestimmten Bedingungen. So gelten viele Zinsangebote nur für Neukunden oder für neu angelegtes Geld, schreibt Verivox. Das beobachtet auch Ralf Scherfling. Andere mögliche Einschränkungen: Den attraktiven Zinssatz gibt es lediglich für einen vorher festgelegten Zeitraum, etwa drei oder sechs Monate. „Anschließend gilt ein deutlich niedrigerer Zins“, erklärt Scherfling. Auch der Betrag, für den man den Zinssatz bekommt, kann begrenzt sein. Für Guthaben darüber hinaus bekommt man ebenfalls weniger.

Porträtfoto von Ralf Scherfling, Fnanzexperte der Verbraucherzentrale NRW.

Ralf Scherfling ist Fnanzexperte der Verbraucherzentrale NRW.

Die VZ NRW rät daher, sich über die genauen Bedingungen zu informieren und zu prüfen, welche Einschränkungen es gibt. „Außerdem sollte man nicht nur auf den Zinssatz achten, sondern auch, welche Einlagensicherung für die Bank oder Sparkasse gilt, die dieses Angebot macht“, ergänzt Scherfling.

Wie kriege ich dauerhaft so hohe Zinsen?

Wer immer Top-Zinsen auf das Ersparte bekommen möchte und nicht nur für drei oder sechs Monate, erreicht das über das sogenannte „Zins-hopping“. Sobald die beworbenen Neukundenkonditionen auslaufen, schauen sich die Anleger und Anlegerinnen wieder nach dem besten Tagesgeldangebot um und wechseln zur nächsten Bank oder Sparkasse.

Es ist also mit Aufwand verbunden: Alle paar Monate, mindestens ein- bis zweimal im Jahr muss man sich um das Tagesgeld kümmern. Das bestätigt Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox. Von Werbeangeboten wie den hohen Neukunden-Zinsen könnten vor allem Tagesgeldanleger profitieren, die bereit sind, ihr Geld gelegentlich umzuschichten.

Kann ich auch ohne viel Aufwand von den gestiegenen Zinsen profitieren?

Wer immer das beste Angebot haben will, kommt um den Aufwand nicht herum, erklärt die VZ. Es gibt aber Möglichkeiten, trotzdem von den gestiegenen Zinsen zu profitieren – auch ohne direkt zum Zinsjäger zu werden.

Das Finanzvergleichsportal Verivox rät dazu, die regulären Zinsen für Bestandskunden zu vergleichen statt die Neukunden-Angebote, wenn man den Aufwand scheut. Den höchsten Zinssatz, der für alle Kunden gleichermaßen gilt, biete Anfang Mai eine tschechische Direktbank mit 3 Prozent, berichtet Verivox. „Unter den Kreditinstituten mit deutschem Einlagenschutz liegt der höchste reguläre Bestandskundenzins derzeit bei 2,5 Prozent.“

Die VZ hat einen ähnlichen Rat. Wer Tagesgeldangebote vergleicht, solle von vornherein alle Angebote ausschließen, die den beworbenen Zinssatz nur für einen begrenzten Zeitraum gewähren. „Wer ständig von hohen Tagesgeldkontozinsen profitieren will, muss sich entweder ein Kreditinstitut suchen, das ein Tagesgeldkonto ohne zeitliche Einschränkungen anbietet oder in regelmäßigen Abständen die Bank beziehungsweise Sparkasse wechseln“, fasst Scherfling zusammen.

Ob es sich rechnet, dauernd das Kreditinstitut zu wechseln, muss jeder selbst entscheiden
Ralf Scherfling, Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW

Er rechnet vor: Wer beispielsweise 10.000 Euro auf dem Tagesgeld anlegen will und vor der Wahl steht, dies dauerhaft für ein Prozent zu tun oder alle drei Monate zu wechseln für drei Prozent, tut dies letztlich für 200 Euro Unterschied im Jahr. Für die aktuellen Werte von Verivox – maximal 3,3 Prozent bei allen Angeboten oder maximal 2,5 Prozent für Bestandskunden bei Kreditinstituten mit deutschem Einlageschutz – sind es allerdings nur noch 80 Euro Differenz, mit der man für das regelmäßige Wechseln belohnt wird.

Was ist wegen der hohen Inflation zu beachten?

So gut 3 Prozent Zinsen nach Jahren von Niedrigzinsen, Nullzinsen und Strafzinsen auch klingen: Bei der aktuellen Inflation sind sie real wenig wert. Das betont Verbraucherschützer Ralf Scherfling. „Die Inflationsrate ist zwar ein wenig zurückgegangen, liegt aber immer noch bei über sieben Prozent. Mit einem Tagesgeldkonto macht man daher weiterhin real ein Minus.“ Er rät daher, gut zu prüfen, welchen Betrag man auf einem Tagesgeldkonto anlegt – unter Berücksichtigung der eigenen Ziele und Präferenzen. Bei längeren Zeiträumen für größere Beträge solle man über alternative Anlagemöglichkeiten nachdenken.

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