Online-BoomDer Weg für Glücksspiele im Netz ist frei

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- Ab 2021 könnte eine Auswahl von Spielen legal werden.
- Eine öffentlich-rechtliche Anstalt soll die Angebote im Internet überwachen.
- Die Automatenwirtschaft pocht auf einheitliche Regeln.
Düsseldorf – Die Bundesländer haben in vorbereitenden Gesprächen Einigung darüber erzielt, Online-Glücksspiele künftig zuzulassen. Schon am 5. Dezember könnten die Ministerpräsidenten über einen entsprechenden Glücksspielstaatsvertrag entscheiden, der ab Sommer 2021 gelten soll. Geplant ist ein Erlaubnismodell für verschiedene Formen des Online-Glücksspiels. Das ist die Zielsetzung, die die Chefs der Staatskanzleien der Länder auf ihrer jüngsten Sitzung Ende Oktober in einem Papier festgehalten haben.
Weitgehend unstrittig ist, eine bestimmte Anzahl von Glückspielen wie Roulette, Baccara, Black Jack oder Poker online zu erlauben. Vor allem die SPD-regierten Länder dringen auf eine präzise Aufzählung der erlaubten Spiele. Uneinigkeit besteht indes bei virtuellen Automatenspielen. Die unionsregierte Seite, geführt von der NRW-Staatskanzlei, will die den klassischen Spielhallen nachempfundenen Online-Angebote erlauben, um den illegalen Markt im Netz auszutrocknen.
Angebote im Internet überwachen
Die Länder unter SPD-Führung tendieren aber dazu, das bisherige Verbot aufrechtzuerhalten. Sie halten es für unmöglich, die strengen Standards wie Sperrzeiten, Abstandsgebot zwischen Spielhallen und die Überwachung der Spieler hinsichtlich Einsatz, Verlustlimit und Alter im Internet durchsetzen zu können.
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Eine neue Anstalt des öffentlichen Rechts soll die Angebote im Internet überwachen. Sie muss nach dem Willen der Bundesländer dafür sorgen, dass sich Qualitätsstandards durchsetzen und Manipulationen der Glücksspiele verhindert werden. Eine Erlaubnis für Online-Glücksspiele soll erst erfolgen, wenn die Anstalt eingerichtet ist.
Neuordnung des Glücksspiel könnte boomen
Die Neuordnung des Glücksspiels könnte in Deutschland einen Boom auslösen. Denn viele Anbieter – gerade im Ausland – stehen bereit, um in diesen milliardenschweren Markt vorzudringen. Die deutsche Automatenwirtschaft, die vom Wachstum profitieren könnte, macht sich allerdings Sorgen, dass bei Zulassung von einzelnen Online-Spielen ein Flickenteppich entstehen könnte. „Wir brauchen den großen Wurf und gleiche Spielregeln für alle.
Die Neuordnung des Glücksspielmarktes darf sich nicht nur auf einzelne Teilbereiche, wie Sportwetten oder das Online-Spiel, beschränken. Nur eine kohärente Regulierung aller Spielformen, auch des gewerblichen Automatenspiels, nach Qualitätsmaßstäben kann Grau- und Schwarzmärkte eindämmen, Verbraucher nachhaltig schützen und dem legalen Spiel eine Zukunft geben“, sagte Georg Stecker, Vorstandssprecher der Deutschen Automatenwirtschaft.
Unterschied zwischen Realität und Virtualität
Rechtsprofessor Julian Krüper, der an der Bochumer Universität das Institut für Glücksspiel und Gesellschaft leitet, bemängelt, dass der Staat nicht scharf genug gegen die Illegalen im Netz vorgeht. „Es kann nicht sein, dass kaum Strafen gegen illegale Anbieter vollstreckt werden, während legale Spielhallen strengen Regeln unterliegen“, sagte Krüper.
Der Stuttgarter Glücksspielexperte Tilman Becker warnt vor einer Übertragung der strengen Regulierung von Spielhallen auf das Internet. „Die Mindestabstandsregelung bei Spielhallen, wie sie in der Spielverordnung steht, macht bei virtuellen Automatenspielen keinen Sinn. Um einheitlich und kohärent zu sein, müsste die Mindestabstandsregelung fallen.“ In der NRW-Staatskanzlei hieß es, dass noch etliche Fragen geklärt werden müssten, bis der neue Staatsvertrag feststehe.