Preisentwicklung, Hilfen, SpartippsWas man zum Thema Heizen in diesem Winter wissen sollte

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Euro-Banknoten stecken in einem Heizkörper

Heizen bleibt auch in diesem Winter eine teure Angelegenheit.

Leere Gasspeicher, Preisbremsen, Blackout – die gestiegenen Energiepreise waren das große Thema im vergangenen Jahr. Wird der nächste Winter entspannter?

Erinnern Sie sich noch? Heizen war das große Thema im vergangenen Winter. Die Preise schossen in die Höhe, mit Russlands Angriffskrieg brach der bis dato wichtigste Gaslieferant weg. Büroräume wurden heruntergekühlt, die dicken Socken im eigenen Zuhause übergezogen. Ein Jahr später ist es deutlich stiller geworden – hat sich die Situation rund ums Thema Heizen also entspannt? „Die Ausgangslage in diesem Winter ist sicherlich besser als im vergangenen Jahr“, sagt Petra Grebing, Energieberaterin bei der Verbraucherzentrale NRW in Köln. Doch was bedeutet das genau? Ein Überblick.

Reicht das Gas für diesen Winter?

Die Gasspeicher in Deutschland sind gut gefüllt, Anfang November zu 100 Prozent. „Was aber nichts anderes heißt, als dass das Volumen für zwei bis drei kalte Wintermonate ausreicht“, betont Petra Grebing. Wird der kommende Winter ein ungewöhnlich kalter, „reicht die Speichermenge nicht aus“, ergänzt Hans Weinreuter, Grebings Kollege aus Rheinland-Pfalz. Deshalb haben die Energiewirtschaft und die Bundesnetzagentur Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, auch in diesem Winter sparsam mit Gas umzugehen. Denn es gebe Faktoren – wie zum Beispiel einen sehr kalten Winter –, die man nicht in der Hand habe.

Dazu zählt auch die Versorgungssituation in anderen EU-Ländern. Kommt es dort zu Engpässen, würden die Mitgliedsstaaten aushelfen, auch Deutschland. „Da sind wir nicht alleine auf einer Insel“, sagt Grebing. Allgemein lässt sich aber sagen, dass ein Winter ohne besondere Vorkommnisse keine Probleme verursachen sollte. „Wenn nichts Gravierendes passiert, werden wir den Winter ohne Versorgungskrise überstehen“, so Weinreuter.

Wie teuer wird der Winter?

Haushaltsenergie ist nach wie vor deutlich teurer als zu Beginn des Jahres 2020, also noch vor Corona und Ukraine-Krieg. Und die Preise bleiben hoch, das zeigt ein Vergleich des Statistischen Bundesamtes. Demnach waren Strom (+11,1 Prozent) und Fernwärme (+0,3 Prozent) im September teurer als ein Jahr zuvor. Heizöl, Gas oder feste Brennstoffe waren im September günstiger als zwölf Monate zuvor – was allerdings an den extremen Höhen im vergangenen Jahr liegt. Im Langzeitvergleich zeigt sich, dass Gas für die Haushalte aktuell fast doppelt so teuer ist wie zu Beginn des Jahres 2020.

Bleiben die Energiepreise so hoch?

Wie sich die Preise entwickeln werden, ist kaum vorauszusagen. „Da müsste ich mir eine Glaskugel kaufen“, sagt Petra Grebing. Was sich sagen lässt: „Die Schwankungen der Preise sind stärker geworden.“ Wie sich Strom- und Gaspreise entwickeln, ist von vielen Faktoren abhängig. Natürlich spielt die Härte des Winters eine Rolle, wird mehr Gas verheizt, wirkt sich die hohe Nachfrage auf die Preise aus. Ebenfalls eine Rolle spielt die Form des Gases: Vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine kam viel Gas über Pipelines aus Russland – geregelt über Langfristverträge, die Preise dementsprechend festgelegt. Bei Gas in flüssiger Form ist das anders, hier ist das Risiko für Preisschwankungen laut Weinreuter deutlich höher.

Auch aufgrund der Schwankungen gehen die Preise der Anbieter teilweise weit auseinander. Petra Grebing rät deshalb: „Es lohnt sich aktuell wirklich, alle zwei, drei Monate die Vergleichsportale anzuschmeißen und zu schauen, wo Strom- und Gaspreise in Köln liegen.“ Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich informiert halten. „Das bedeutet natürlich nicht, dass man bei jeder kleinsten Preisschwankung gleich den Anbieter wechseln sollte. Aber die Tendenz sollte man schon im Blick behalten.“

Gibt es in diesem Winter die Preisbremsen für Strom und Gas noch?

Ja. Die Bundesregierung hat beschlossen, die Preisbremsen für Strom und Gas bis Ende April 2024 zu verlängern. Das heißt für die Verbrauchenden: Für 80 Prozent der Verbrauchsmenge wird der Preis gedeckelt. Für Gas liegt dieser Deckel bei 12 Cent, für Strom bei 40 Cent.

Wie hoch sollte mein Abschlag ausfallen?

Allzu weit daneben liegen sollten Verbraucherinnen und Verbraucher mit ihrem Abschlag nicht. Ist er zu niedrig, droht eine hohe Nachzahlung. Doch auch zu hoch sollte er nicht sein, rät Petra Grebing. „Dann gibt man dem Versorger quasi ein kleines Darlehen. Da würde ich lieber etwas Geld auf ein eigenes Konto packen, auch wenn man dafür keine hohen Zinsen bekommt.“ Wie hoch der Abschlag ungefähr sein sollte, lässt sich beispielsweise mit dem Abschlagsrechner der Verbraucherzentrale herausfinden.

Wieviel Geld sollte ich zurücklegen, um im kommenden Jahr besser auf Nachzahlungen reagieren zu können?

Im vergangenen Jahr wurde an vielen Stellen dazu geraten, Geld zurückzulegen, um Nachzahlungen besser abfangen zu können. Und auch in diesem Jahr sei es „auf jeden Fall ratsam, Geld zurückzulegen“, sagt Petra Grebing: „Wenn man das kann. Einige können auch nicht mehr zurücklegen, den Menschen brauche ich diesen Tipp natürlich nicht zu geben.“ Wer es neben anderen Ausgaben schafft, könne ein Viertel des Abschlags zurücklegen, „für den Fall der Fälle.“

Wie sparsam sollte ich beim Heizen sein?

„Sparsam heizen ist vielleicht der falsche Begriff“, sagt Petra Grebing. Denn wer zu ehrgeizig spart, riskiert Bauschäden. „Besser ist es, sinnvoll zu heizen.“ Dafür gibt es eine Faustregel: „Kein Raum unter 17 Grad. Das ist gerade bei älteren Gebäuden wichtig.“ Ist die Raumtemperatur zu niedrig, kühlen die Wände stark aus. Das passiere oft Ende Januar, Anfang Februar. Bei Kontakt mit Feuchtigkeit – und die gibt es in jedem Haushalt – kann es dann zu Schimmelproblemen kommen. Für den vergangenen Winter hatte die Bundesnetzagentur die deutsche Bevölkerung für ihr sparsames Heizen gelobt. Zeitgleich waren die Hilfeseiten der Verbraucherzentrale zum Thema Schimmel laut Grebing deutlich häufiger aufgerufen worden.

Beim Heizen sollten also keine Räume ausgelassen werden. Das Schlafzimmer sei so ein Klassiker, sagt Grebing. Besser sei es, auf niedrigem Niveau die gesamte Wohnung zu erwärmen und die Heizung in vereinzelten Räumen wie dem Bade- oder Wohnzimmer etwas höher zu drehen. Wichtig ist die Konstanz, „ständiges Hoch- und Runterdrehen ist tödlich für einen sparsamen Verbrauch.“

Worauf sollte ich in der Heizsaison noch achten?

Ein Tipp, den Petra Grebing immer wieder gibt: mit offenen Augen durch Haus und Wohnung gehen. Nicht nur die Preise sollte man im Blick behalten, auch das eigene Heizverhalten. „Wo verliere ich denn etwas? Und wo verändert sich etwas? Ist beispielsweise die alte Tiefkühltruhe von der Oma immer noch angeschlossen, obwohl sie nicht mehr gebraucht wird?“

Den Gaszähler solle man regelmäßig ablesen, „wie Zähneputzen“, damit die Abrechnung einen nicht überrascht. „Früher wurden Leute mit Excel-Tabellen, die dort ihren Verbrauch genau aufgeführt haben, ja gerne mal belächelt. Aber die haben immer einen Überblick. Und das ist sehr wichtig.“

Welche Hilfen gibt es, wenn das Geld durch hohe Heizkosten immer knapper wird?

Lassen Heizkosten oder hohe Nachzahlungen den Geldbeutel immer kleiner werden, empfiehlt Petra Grebing, sich nach diversen Hilfszahlungen umzuschauen. Diese müssen auch nicht unbedingt an das Heizen gebunden sein. So sei zum Beispiel der Bezugskreis für das Wohngeld erweitert worden. „Das ist nicht einfach, weil das oft mit einem Schamgefühl einhergeht“, weiß sie. Trotzdem wirbt sie dafür, die Möglichkeiten zu nutzen. Und sich zum Beispiel im Internet, bei den Kommunen oder dem Jobcenter nach Hilfszahlungen zu erkundigen.

Tipps: So heizen Sie effizient

Es gibt einige Tipps und Tricks, um effizient und sinnvoll zu heizen. Ein wichtiger Kniff: die Heizung entlüften. Das sollte einmal im Jahr geschehen, zum Beispiel, wenn man die Heizung einschaltet. Denn im Heizungssystem sammelt sich mit der Zeit Luft, die die Wärme schlechter leitet als Wasser. Ist zu viel davon im Heizkörper, arbeitet er ineffizienter und verursacht höhere Energiekosten.

Heizkörper wärmen übrigens am besten, wenn sie frei von Staub und nicht von Möbeln zugeparkt sind. Türen und Fenster sollten möglichst geschlossen, die Ritzen abgedichtet werden. Auch heruntergelassene Rollläden helfen, die Wärme innerhalb der vier Wände zu behalten. Und wenn dann doch mal die Sonne scheint, sollte man ihre Wärme nutzen und durch die Fenster in die Wohnung scheinen lassen. (mit dpa)

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