Wie Anleger kurzfristige Zinsgewinne erzielen können und welche Kosten und Risiken dabei relevant sind.
Tipps zur GeldanlageSind Geldmarktfonds eine Alternative zum Tagesgeld?

Wer sein Geld ordentlich anlegen will, der hat viele Alternativen
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An den Aktienmärkten geht es derzeit auf und ab. Nicht wenige Anleger sind deshalb verunsichert und wollen ihr Erspartes lieber erst einmal sicher anlegen. Das rentabel zu schaffen, ist aber gar nicht so leicht. Denn drei Prozent Zinsen für Festgeld sind aktuell nicht mehr drin. Und nach der bereits siebten Senkung der Leitzinsen in Folge geht es mit den Zinsen für Tagesgeld ebenfalls stetig weiter abwärts. Doch es gibt eine Alternative: Geldmarktfonds und Geldmarkt-ETFs.
Was genau sind Geldmarktfonds?
Wer sein Geld verzinst anlegen, aber trotzdem stets sofort verfügbar haben will, kann auch zu Geldmarktfonds oder Geldmarkt-ETFs greifen. Sie investieren das Geld ihrer Anleger am Geldmarkt. Diesen nutzen Banken, Unternehmen oder Staaten, um sich kurzfristig Geld zu leihen oder gerade nicht benötigtes Geld anzulegen. Dazu geben sie sich gegenseitig Kredite mit sehr kurzen Laufzeiten.
Mit den Kreditzinsen, die sich am Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) orientieren, erzielt der Geldmarktfonds Erträge, von denen wiederum die Anleger profitieren. Die gute Idee dabei: Da nur in Wertpapiere mit sehr kurzer Laufzeit investiert wird, ist es sehr unwahrscheinlich, dass in wenigen Wochen oder Monaten einer der Emittenten pleitegeht.
Außerdem streuen Geldmarktfonds das Pleiterisiko meist auf Papiere unterschiedlicher Staaten oder Unternehmen. Und flexibel bleiben die Anleger auch, weil sie die Fonds börsentäglich kaufen und verkaufen können.
Wie stehen Geldmarktfonds im Vergleich zu Tagesgeld da?
Die Zinsen am Geldmarkt beliefen sich Mitte Mai auf 2,17 Prozent. Ob die Geldmarktfonds nun besser als Tagesgeld abschneiden, hängt davon ab, was genau man miteinander vergleicht. Wer zu einer Bank geht, die – auch für Bestandskunden – überdurchschnittlich gute Tagesgeldzinsen von derzeit um die zwei Prozent zahlt, ist damit weiter gut bedient.
Gute Zinsen für Bestandskunden gibt es derzeit etwa noch bei der spanischen Openbank (2,40 Prozent), beim schwedischen Finanzdienstleister Klarna (2,30 Prozent), der spanischen Suresse Bank (2.20 Prozent) oder beim liechtensteinischen Vermögensverwalter wiLLBe (2,15 Prozent). Bei vielen Banken gibt es aber deutlich weniger als ein Prozent, vor allem bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Dann bringen Geldmarktfonds deutlich mehr Rendite.
Wer hingegen bei der Anlage in Tagesgeld die stets für wenige Monate angebotenen Aktionszinsen der Banken von derzeit bis zu knapp drei Prozent regelmäßig nutzt, könnte mit Tagesgeld die Renditen von Geldmarktfonds locker übertreffen. Aber diese Mühe dürften sich nur wenige machen. Ali Masarwah, Geschäftsführer des Fondsvermittlers Envestor, hält Geldmarktfonds deshalb für einen gut geeigneten Geldparkplatz, auch für Privatanleger. Er sagt aber auch: Wenn die EZB die Leitzinsen weiter senke, werden die Erträge der Geldmarktfonds weiter zurückgehen.
Worauf sollten Anleger bei Geldmarktfonds achten?
Wer einen Blick in die Factsheets der Fonds wirft oder auf Finanzportalen die Fonds durchcheckt, findet dort die wichtigen Informationen für eine Kaufentscheidung. Dazu zählen vor allem:
Die Kosten
Bei Geldmarktfonds werden Gebühren von meist unter 0,3 Prozent pro Jahr fällig. Darüber sollten die jährlichen Kosten möglichst nicht liegen, sagt Experte Masarwah. Außerdem sollte der Ausgabeaufschlag, also die Kaufgebühr, idealerweise bei null liegen. Dies gilt sowohl für gemanagte Geldmarktfonds wie auch für Geldmarkt-ETFs, die einem bestimmten Index folgen.
Der Inhalt
„Geldmarktfonds können sehr unterschiedlich konstruiert sein“, sagt Masarwah. Reine Geldmarktfonds dürfen zum Beispiel in Schatzanweisungen, Termingeld oder sogenannte Einlagenzertifikate von Banken, Unternehmen oder Staaten investieren mit einer Laufzeit, die laut einer EU-Verordnung auf maximal 397 Tage beschränkt ist.
Daneben gibt es geldmarktnahe Fonds, die nicht unter die EU-Verordnung fallen. Zu diesen zählen die „Overnight“-ETFs. Sie orientieren sich an einem Zinssatz mit dem kryptischen Kürzel €STR, was auf Englisch für „Euro Short Term Rate“ steht. Das ist der am Leitzins der EZB angelehnte durchschnittliche Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander über Nacht Geld leihen, daher der Name Overnight. „Mit diesen ETFs können Anlegende einfach und günstig von den Renditen des Geldmarktes profitieren“, sagt Masarwah.
Es gibt aber auch geldmarktnahe Fonds, in denen viele Anleihen mit Laufzeiten von mehr als einem Jahr stecken können. „Da kann Geldmarkt draufstehen, muss aber nicht drin sein“, sagt Merten Larisch, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bayern. Diese Fonds versprächen zwar mehr Rendite, können aber riskanter sein als reine Geldmarktfonds, wenn sie in Anleihen mit schlechterer Bonität investieren.
Der Verlust
Zum Check gehört deshalb auch ein Blick auf das Verlustrisiko und den schlimmsten historischen Verlust, der sich auf nicht mehr als fünf Prozent belaufen sollte. Denn der Wert solcher Fonds kann auch fallen. „Wer dann das Geld braucht, muss mit Verlust verkaufen“, warnt Larisch. Der Experte empfiehlt deshalb ein Tagesgeldkonto als Notreserve für Geld, das kurzfristig verfügbar sein soll. Am EZB-Zins angelehnte Overnight-ETFs kämen hingegen für Anleger in Frage, die neben ihrer Aktien-ETFs noch einen Sicherheitsbaustein in ihrem Portfolio einbauen wollen.