Gold wird oft als sicherer Hafen beworben, bietet jedoch langfristig niedrige Renditen und schwankt stark im Preis. Es gibt dabei also einiges zu bedenken.
GeldanlageWarum man besser nicht zu stark auf Gold setzen sollte

Frisch raffiniertes Goldgranulat liegt vor der Verarbeitung zu Goldbarren in der Schmelzhütte
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In Krisenzeiten scheint der Griff nach Gold fast reflexartig: Wenn Börsen taumeln, der Euro schwächelt, die Inflation anzieht, setzen viele Sparer auf das Edelmetall als vermeintlich sicheren Hafen. Doch lohnt sich Gold langfristig tatsächlich – oder ist der Glanz eher psychologischer Natur?
Einer der prominentesten Gold-Kritiker ist US-Investorenlegende Warren Buffett. Für ihn ist das Edelmetall bestenfalls ein spekulativer Zufluchtsort: „Gold wird aus der Erde geholt, eingeschmolzen, wieder vergraben und dann bezahlen wir Leute, die es bewachen.“
Seine Kritik: Das Edelmetall erwirtschaftet keine Zinsen, keine Dividenden und kein Wachstum. Buffett zieht deshalb klar produktive Vermögenswerte wie Aktien oder Agrarland vor. „Gold hat keinen besonders großen Nutzen und ist unproduktiv“, lautet sein nüchternes Fazit. Der Goldboom sei vielmehr getrieben von Angst – nicht von wirtschaftlicher Vernunft: „Was die meisten Goldkäufer motiviert, ist ihr Glaube, dass die Zahl der Ängstlichen zunehmen wird.“
Beim Kauf kleiner Mengen fallen hohe Aufschläge an
Auch deutsche Verbraucherschützer warnen vor einem übermäßigen Vertrauen in Gold. Zwar könne eine Beimischung helfen, Risiken im Gesamtportfolio zu streuen, doch als alleinige Anlage sei Gold riskant: „Gold ist trotz jüngst guter Wertentwicklung alles andere als eine sichere Geldanlage. Die Preise schwanken teils heftig“, warnt die Verbraucherzentrale. Die Empfehlung: maximal fünf bis zehn Prozent des Vermögens in Gold anlegen – und selbst das nur als Beimischung zu Aktienfonds und Anleihen.
Hinzu kommen praktische Nachteile: Beim Kauf kleiner Goldmengen fallen hohe Aufschläge an – bis zu 20 Prozent beim Erwerb eines Zehntels einer Unze. Dazu kommen Lagerkosten, Versicherungen und das Währungsrisiko, da Gold weltweit in US-Dollar gehandelt wird. Die reale historische Rendite von Gold lag zudem mit durchschnittlich nur 0,7 Prozent pro Jahr seit 1900 deutlich unter der von Aktien oder Staatsanleihen.
Finanzexperte und Verhaltensökonom Hartmut Walz sieht Gold vor allem als psychologisch motivierte Anlage. Der jüngste Höhenflug des Goldpreises sei kein Anlass zum Einstieg. „Die Orientierung an der jüngsten Vergangenheit – in der Anlagepsychologie als Recency-Effekt gefürchtet – war schon immer eine schlechte Idee.“
Er rät zu einer realistischen Erwartungshaltung. Gold könne in einem breit gestreuten Portfolio mit fünf bis zehn Prozent vertreten sein – aber bitte nicht aus Gier oder Angst: „Es könnte – wie schon so oft – sein, dass die ‚große Krise‘ ausfällt und die Weltwirtschaft wieder in den ‚Normalmodus‘ zurückkehrt.“ Dann nämlich könne der Goldpreis auch über Jahre hinweg auf niedrigem Niveau verharren.
Gold sollte besser nicht überschätz werden
„Wenn die Zentralbanken die Zinsen belassen oder senken, könnte Gold sich trotzdem noch weiter verteuern. Sollten sie aber die Inflationsängste teilen und dem Preisauftrieb mit Zinsanhebungen begegnen, wäre das wahrscheinlich das Ende der Gold-Rallye und selbst eine scharfe Korrektur des Goldpreises ist möglich“, warnt Walz und betont: Wer ernsthaft Vermögen aufbauen möchte, komme an günstigen, breit streuenden Aktien-ETFs und hochwertigen Anleihen nicht vorbei.
Finanzautor und ETF-Experte Gerd Kommer sieht Gold noch kritischer. Die Datenlage seit 1975 zeige, dass Gold langfristig kaum überzeugend sei. Gold weise „eine eher unattraktive Rendite-Risiko-Kombination“ auf im Vergleich zu einem global diversifizierten Aktieninvestment in Gestalt von ETFs.
Zwar erkennt auch Kommer an, dass Gold kurzfristig zur Diversifikation beitragen könne – vor allem in Krisenjahren. Doch langfristig sei der Nutzen begrenzt. „Gold als Beimischung im Umfang von fünf oder zehn Prozent in einem Portfolio aus Aktien, zinstragenden Anlagen und Immobilien ist durchaus bedenkenswert, es ist aber andererseits gewiss kein Muss.“ Über lange Zeiträume hätte Gold die Performance eines solchen Portfolios tendenziell eher verschlechtert.
Darüber hinaus seien der aktuelle Preis und die sehr hohe Bewertung als kritisch zu bewerten: „Der Goldpreis in US-Dollar liegt inflationsbereinigt aktuell rund 130 Prozent über seinem inflationsbereinigten historischen Mittelwert seit 1975.“ Geopolitische Risiken könnten zwar eingepreist sein, doch wehe, sie verflüchtigen sich – dann droht dem Goldpreis eine Korrektur.
„Sicherer Hafen“ ist nicht so verlässlich wie gedacht
Auch den oft beschworenen „sicheren Hafen“ sieht Kommer mit Skepsis: „Diese Funktion von Gold existiert, sie ist aber längst nicht so verlässlich wie Gold-Verkäufer und die Gold-Fan-Community glauben und behaupten.“ Als Beispiel nennt er den Zweiten Weltkrieg – am Ende des Krieges lag der Goldpreis tiefer als zu Beginn.
Gold kann in turbulenten Zeiten also kurzfristig Stabilität ins Portfolio bringen – etwa wenn Aktien oder Anleihen unter Druck stehen. Doch das macht es noch lange nicht zur idealen Geldanlage. Es wirft keine Erträge ab, schwankt stark im Preis und ist teuer in Anschaffung und Lagerung.
Für langfristigen Vermögensaufbau sind breit gestreute Aktien-ETFs, erstklassige Anleihen und unter Umständen Immobilien die robusteren Pfeiler. Gold kann ein interessantes Beimischungs-Instrument sein – aber nur mit Augenmaß und ohne die Hoffnung auf schnellen Reichtum. Fazit: Ein glänzender Mythos ist noch keine goldene Anlage.