In die Websuche hält immer mehr künstliche Intelligenz Einzug. Steffen Haubner erklärt, wie man die KI umgehen kann.
Info-Falle KIKünstliche Intelligenz in der Websuche – Schafft Google sich ab?

Schafft Google sich durch die Implementierung von Gemini in die eigene Suchmaschine selbst ab?
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Kein Zweifel, an KI geht kein Weg mehr vorbei. Seit einiger Zeit stellen Google-Nutzer fest, dass das ganz wörtlich zu verstehen ist. Oberhalb der Suchergebnisse findet sich nun ein großer, in Blöcke unterteilter Absatz, der von Googles eigener KI Gemini erstellt wird. Nicht nur bei komplexeren Fragen, sondern auch bei der Eingabe einzelner Stichwörter oder Namen wird man bombardiert von vorstrukturierten Informationen, Bildern und automatisch generierten Texten zum jeweiligen Thema.
Ganz praktisch eigentlich, könnte man meinen: Man muss keinen Chatbot mehr befragen, keinen Links folgen, und das Nachdenken wird einem auch gleich abgenommen. Das Problem: Die Betreiber von Informationsangeboten beklagen schon jetzt einen dramatischen Einbruch der Klickzahlen – und das, wo doch die Inhalte, auf denen das KI-Patchwork beruht, von genau diesen Betreibern ursprünglich finanziert und bereitgestellt wurden. Was Google da ausspuckt, ist im Grunde ein Info-Klon, der wieder und wieder das Material aufwärmt, das mehr oder weniger stumpf aus immer weiter in Vergessenheit geratenden Quellen zusammengeklaubt wurde. In welchem Kontext dieses Material ursprünglich mal erstellt wurde, spielt kaum noch eine Rolle.
Schon jetzt warnen Experten, dass man an einem Punkt angekommen ist, wo noch mehr Daten nicht unbedingt zu besseren Antworten, sondern in die intellektuelle Sackgasse führen. Und was die KI nicht weiß, das bosselt sie sich kurzerhand selbst zusammen. Man spricht von „halluzinierender KI“, wobei diese von Maschinen „erdachten“ Fake News nicht immer so hanebüchen sind, dass sie jedem sofort auffallen. Und wann ist der Kipppunkt erreicht, wo sie gar niemandem mehr auffallen?
URL ändern: Mit diesem Trick googeln Sie ohne KI
Durch den großflächigen Einsatz von künstlicher Intelligenz läuft Google Gefahr, sich als zuverlässige Info-Quelle selbst abzuschaffen. Da die Suchmaschine es geschafft hat, das Nachschlagen als gelebte Kulturleistung weitgehend zu ersetzen, steht zu befürchten, dass die große Mehrheit KI-Mumpitz einfach für bare Münze nimmt und sich damit begnügt. Die erwähnten Klickzahlen belegen das eindrücklich. Nach dem neuen Google-KI-Block folgen ja auch erst einmal die gesponsterten, also bezahlten, Links. Man muss also schon sehr weit nach unten scrollen, um an die „klassischen“, vom Google-Algorithmus mehr oder weniger neutral ermittelten Daten zu kommen.
Falls Sie das nicht mitmachen möchten, gibt es (noch!) einen Trick. Hat man eine Google-Suche durchgeführt, muss man ans Ende der URL (der Internet-Adresse), die oben in der Adressleiste erscheint, nur das Kürzel &udm=14 anhängen, schon hat man die Ergebnisse ohne KI und Brimborium. Weil das auf Dauer natürlich viel zu umständlich ist, gehen Sie wie folgt vor: Gehen Sie im Chrome-Browser in die Einstellungen, dann zu „Suchmaschine“ und „Suchmaschinen und Websitesuche verwalten“. Klicken Sie auf „Websitesuche hinzufügen“, füllen Sie die oberen beiden Felder nach Belieben aus und geben Sie unten bei „URL“ die Adresse www.google.com/search?q=%s&udm=14 ein. Zurück in der Übersicht klicken Sie auf die drei Punkte rechts neben dem neuen Eintrag und auf „Als Standard festlegen“. Wenn Sie nun etwas suchen, sieht die Ergebnisseite aus wie vor KI.
Alternative Suchmaschinen ohne KI
Natürlich gibt es auch Alternativen. Einen Blick wert ist zum Beispiel „GoodSearch“ (https://good-search.org). Der Anbieter verspricht unabhängige Suchergebnisse ohne Werbung und frei von kommerziellen Interessen. Man surft privat und anonym, ohne Tracking, gespeicherten Suchverlauf und digitalen Fußabdruck. Für zwei Euro im Monat (jederzeit kündbar) kann man dieses und verschiedene andere soziale Projekte unterstützen.
„Wolfram Alpha“ (www.wolframalpha.com) verfolgt einen sehr ungewöhnlichen Ansatz. Hier geht es darum, Antworten auf komplexe Fragen zu generieren, etwa Vergleiche anzustellen, Diagramme zu generieren oder Wahrscheinlichkeiten zu berechnen. Das Angebot gibt es bislang nur in Englisch und man muss sich etwas einarbeiten. Mir geht es aber vor allem um die Erkenntnis, dass Wissensmehrung und Erkenntnis immer auch davon abhängig sind, was man bereit ist, dafür zu investieren, und das keineswegs nur im monetären Sinne.
Fachliteratur und Nachschlagewerke aus Papier
Dass offenbar einige so denken, sieht man unter anderem am Erfolg, den Programme wie „Notion“ (www.notion.com/de) oder „Anytype“ (https://anytype.io) gerade haben. Damit kann man nicht nur Notizen und To-do-Listen verwalten, sondern auch seine persönliche Wissensdatenbank anlegen.
Und schließlich bleibt noch etwas, das für mich trotz Internet, Google und KI immer unverzichtbar geblieben ist: Fachliteratur und Nachschlagewerke aus Papier. Die bieten oft einen erfrischend anderen Blick auf die Dinge und wurden von Menschen verfasst, die, wenngleich auch sie nicht ohne Fehler sind, zumindest mit ihrem Namen dafür bürgen.