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„Hab die Schnauze voll!“Notarzt twittert über zunehmende Gewalt bei Rettungseinsätzen

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Ein Notarzt im Einsatz (Symbolbild). 

Köln – „Liebe Betrunkene und sonstige Gewalttätige, langsam hab ich wegen euch echt die Schnauze voll!” Mit dieser Anrede beginnt der Thread eines Notarztes auf Twitter nach der Silvesternacht.

Die allermeisten in Deutschland feierten den Jahreswechsel friedlich. Doch auch in dieser Nacht wurden wieder Rettungskräfte attackiert und Polizisten und Feuerwehrleute angegriffen. Wie das für die Helfer ist, darüber schreibt auf Twitter ein Notarzt, der sich „Flow“ nennt in mehreren Tweets sehr ehrlich und ungeschönt.

„Wir sind die, die euch aus dem Dreck ziehen“

„Man fährt nachts bei Wind und Wetter raus, um euch zu helfen. Egal wem und aus welchem Grund. Wir sind die, die euch aus dem Dreck ziehen, egal wie besoffen und vollgekotzt ihr seid.”

Dass man dafür keine Dankbarkeit bekomme, sei er schon gewohnt, schreibt der Twitter-Nutzer. Das er beleidigt werde, sei eigentlich auch schon an der Tagesordnung. „Wenn man als Arzt, Pfleger, Sanitäter oder Feuerwehrmann Angst um seine eigene Gesundheit haben muss, nur weil man versucht euch zu helfen, dann läuft irgendetwas gewaltig schief“ Das Klima werde von Jahr zu Jahr unmenschlicher.

Auslöser für die klaren Worte war der Bericht über einen Angriff auf Rettungskräfte im bayrischen Kelheim. Dort hatte ein Betrunkener in der Silvesternacht die Rettungskräfte unter anderem mit einer Eisenstange attackiert.

Dazu hätten sich wohl über die Jahre viele Ereignisse angestaut, die nach diesem Bericht mehr oder weniger spontan aus ihm herausgeplatzt seien. Vor etwa einem halben Jahr sei er einer ähnlichen Attacke nur knapp entgangen, berichtet Flow dieser Zeitung. Seinen Namen möchte der Mitte-30-Jährige nicht öffentlich machen. Nach eigenen Angaben arbeitet er 2010 im Rettungsdienst und seit 2015 als Notarzt.

Meisten Patienten friedlich und kooperativ

Doch der in Bayern ansässige Arzt findet auch versöhnliche Worte. „Helft euch gegenseitig und lasst die Helfer ihre Arbeit machen!”, schreibt er. „Persönlich auch nochmal vielen Dank an die Kollegen und Kolleginnen der Polizei, die mir schon das eine oder andere Mal im wahrsten Sinne des Wortes den Arsch gerettet haben.“ 

Außerdem seien die meisten Patienten natürlich friedlich und kooperativ. „Wie überall im Leben sind es wenige Idioten, die für alle den Spaß verderben. Trotzdem liebe ich den Job und würde nichts anderes machen wollen.“

Danke für deinen Einsatz für das Leben

Für seine ehrlichen Worte erhält der Arzt auf Twitter viel Zustimmung. „Die Reaktionen haben mich überwältigt, damit hätte ich nicht gerechnet“, berichtet er. „Danke für deinen Thread und deinen Einsatz für das Leben!“ schreibt ein Nutzer, viele andere bedanken sich auf ähnliche Art.

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Was der Notarzt auf Twitter in eigenen Worten widergibt, lässt sich statistisch belegen. Gewaltdelikte gegen Polizisten haben um 22 Prozent in den letzten vier Jahren zugenommen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im August 2018 hervor.

Nicht enthalten in dieser Statistik sind Rettungskräfte der Feuerwehr, des Katastrophenschutzes und der Rettungsdienste. Laut Bundeskriminalamt waren im Jahr 2014 bundesweit 222 Rettungskräfte attackiert worden. In den darauffolgenden Jahren waren jeweils rund 280 ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter von Rettungsdiensten betroffen. Seit Mai 2017 werden Angriffe auf Vollstreckungsbeamte und Rettungskräfte zudem härter bestraft.

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