Im Garten blüht und sprießt es endlich – auch Unerwünschtes wie Giersch oder Quecke. Wie man die Wildkräuter loswird und was man lieber bleiben lassen sollte.
Hacken, zupfen, jätenIst das Unkraut oder kann das weg?

- Brennnessel galten lange als unerwünschtes Unkraut. Es gibt aber auch viele Gründe, das üppiges Grün im Garten bewusst wachsen zu lassen.
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Unkraut vergeht nicht, weiß der Volksmund. Gärtner können das bestätigen – auch wenn das Wort „Unkraut“ angesichts der Tatsache, dass alles Lebendige eben nur das eine – nämlich leben – will, ein Unwort ist. Egal, wie wir’s nennen: Wer auf ordentliche Beete und sattgrüne Rasenflächen besteht, muss jetzt ran, um ungebetene pflanzliche Gäste loszuwerden. Jäten, hacken, zupfen ist angesagt, und im Rasen gegebenenfalls vertikutieren. Dabei ist gut beraten, wer seine „Gegner“ kennt. Da wären Wurzelkräuter wie Giersch, Quecke oder Ackerwinde, die sich gerne unter Hecken und in den Beeten zwischen Möhren, Erbsen und Blühstauden breit machen. Bei denen ist hacken geradezu kontraproduktiv, denn diese Wildkräuter treiben aus im Boden verbliebenen Wurzelresten neu aus – ein kleines Naturwunder eigentlich. Meistens bleibt da nur, die Wildkräuter immer wieder mit so viel Wurzelwerk wie möglich aus der Erde zu holen. Viele Gartenexperten weisen darauf hin, dass beispielsweise Giersch umso besser gedeiht, je lockerer der Boden ist. Das stimmt. Allerdings ist er aus lockerem Boden wesentlich leichter zu entfernen als aus festem. Und je mehr Wurzelwerk herausgezogen wird, desto länger braucht die Pflanze, um zu regenerieren. Dass sie Letzteres tut, ist gesetzt. Meister der Selbsterhaltung ist auch der Löwenzahn, der sich im Zustand der Pusteblume nicht nur weitläufig versamt, sondern ebenso wie Acker-Kratzdistel, Stumpfblättriger Ampfer oder Staudenknöterich aus unvollständig gezogener Pfahlwurzel nachwächst.
Brennessel und Co. verraten viel über den Zustand des Bodens
Man kann sich mit Wurzelunkräutern durchaus arrangieren, wenn es gelingt, sie im Zaum zu halten. Ausnahme ist die Ackerwinde, die sich überirdisch meterlang um andere Pflanzen schlängelt, hübsche Blüten zeigt und unterirdisch ebenfalls meterlange Wurzelausläufer bildet. Ausgraben? Keine Chance! Regelmäßiges und vor allem frühzeitiges Entfernen der Triebe soll diese Pflanze schwächen. Mag sein, wenn man in Dimensionen von Jahrzehnten denkt. Auch bis kurz vor den Siedepunkt erhitztes Wasser soll helfen – eine Methode von fragwürdigem Nutzen. Dann schon lieber regelmäßig die Triebe entfernen, um Kulturpflanzen so gut wie möglich vor der schlingenden Konkurrenz zu schützen. Zurück zu Löwenzahn und anderen Samenkräutern. Die sind als ein- beziehungsweise zweijährige Pflanzen relativ leicht, zuverlässig und durchaus nachhaltig per Auszupfen zu beseitigen, allerdings nur, solange sie keine Samenstände reifen lassen können.
Dummerweise passiert das in der Regel im späten Frühling und im Sommer, also dann, wenn es entweder zu heiß für Gartenarbeiten ist oder wir im Urlaub sind. Was im Eifer der Gefechte gegen Wildkräuter häufig ins Hintertreffen gerät, ist die Erkenntnis, dass man diese als sogenannte Zeigerpflanzen nutzen kann. Brennnessel und Co. verraten einiges über den Zustand des Gartenbodens. Quecke und Hahnenfuß deuten auf verdichtete Erde, die für fast keine Kulturpflanze gut ist (nur den Brombeeren ist das so gut wie egal). Sauerampfer verweist auf den sauren Boden, den Rhododendron und Heidelbeeren brauchen, der für Rosen jedoch ungünstig ist. Das Samenkraut Vogelmiere wächst am liebsten in humusreicher Erde, wie sie das Gemüse braucht. Übrigens: Wie viele andere Wildkräuter nutzt die Vogelmiere nicht nur Faltern, Vögeln und Säugetieren. Von Menschen als Salat genossen, befreit sie von Giftstoffen, regt die Nierentätigkeit und die Lymphe an, befreit Atemwege. Und: Als Bodendecker bremst sie das Austrockenen der Erde.
Wo dürfen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden?
Ein freundlicher Blick auf Grünzeug, das ohne Auftrag im Garten wächst, lohnt sich also durchaus. Doch spätestens, wenn sich Schnecke, Blatt-, Schild- und Wolllaus, Thrips oder Weiße Fliege dazugesellen, kommt selbst gelassenen Hobbygärtner das Stichwort „Pflanzenschutz“ samt einschlägigen Mitteln in den Sinn. Der Schutz ist allerdings zweischneidig. „In Haus und Kleingarten dürfen ohne Sachkundenachweis nur Pflanzenschutzmittel angewendet werden, die den Aufdruck tragen ,Anwendung durch nichtberufliche Anwender zulässig“, informiert das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BFL). Doch wer nun meint, dass alles, was so ausgezeichnet im Fachhandel parat steht, auch bedenkenlos anzuwenden ist, den warnt das BFL: Die gesetzlichen Vorschriften zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln gelten auch für nichtberufliche Anwender.
Also: Gebrauchsanweisungen sorgfältig lesen und beachten. Die Regeln sind durchaus streng und Verstöße können mit Bußgeldern bis zu 50.000 Euro geahndet werden. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein informiert über das, was im Norden erlaubt bzw. verboten ist: „Grundsätzlich dürfen Pflanzenschutzmittel jeglicher Art auf Freilandflächen nur eingesetzt werden, soweit diese landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzt werden. Damit ist der Einsatz auf allen anders genutzten Flächen verboten. Unter gärtnerischer Nutzung ist auch die Nutzung des Haus- und Kleingartens zu verstehen, allerdings ist dort die Anwendung natürlich nur auf die tatsächlich gärtnerisch genutzten Flächen beschränkt (z. B. Beete, Rasenflächen). Deshalb dürfen auf den folgenden Flächen Pflanzenschutzmittel generell nicht eingesetzt werden, also auch keine Mittel gegen Unkrautbewuchs (Herbizide):
- Zufahrten zum Wohnhaus und zur Garage,
- Terrassen,
- Hof- und Betriebsflächen,
- Wege, Plätze und ähnliche Flächen (auch innerhalb des Hausgartens)
- Straßen mit ihren Rändern, Bürgersteige
- Brachen und sonstige nicht bewirtschaftete Restflächen,
- Feldraine, Böschungen und Knicks, - oberirdische Gewässer mit Ufer- und Randzonen.
Vertikutieren und düngen geht oft nach hinten los
Also besser jäten, hacken, zupfen. Und im Rasen? Dort wird neben Löwenzahn, Gänseblümchen, Klee, Wegerich vor allem Moos als Störenfried empfunden. Wer es üppig grün und so britisch wie möglich möchte, muss sich auch hier ans Werk machen. Entscheidend ist, wie überall im Garten, die Bodenqualität. Ein Test gibt Aufschluss. Sets, mit denen der pH-Wert bestimmt werden kann, sind im Fachhandel erhältlich. Wer auch etwas über den Gehalt wichtiger Nährstoffe erfahren will, wendet sich an ein professionelles Labor. Wenn Ergebnisse vorliegen, kann gezielt gedüngt werden. Rasenfilz, bestehend aus Moos und abgestorbenen Pflanzenteilen, sollte sofort entfernt werden. Vertikutieren ist ein Zauberwort, dessen magische Wirkung allerdings manchmal nach hinten losgeht. Sind Flächen zu stark vermoost, greifen die scharfen Vertikutiermesser auch zu viele der verbliebenen Graspflanzen an. Besser ist es dann, mit dem Laubrechen zu arbeiten.
Wer im Fachhandel nach alternativen Maßnahmen fragt, wird oftmals auf Produkte mit Eisen-II-Sulfat verwiesen. Ja, richtig angewendet wirkt ein Eisendünger gegen Moos. Allerdings kann er für Mensch und Tier gesundheitsschädlich sein und außerdem für das Moos im folgenden Jahr ein Wachstumsbeschleuniger, weil das Eisen-II-Sulfat den Boden sauer macht und damit die Bedingungen für das Gras verschlechtert und die für das Moos damit begünstigt. Lästig oder nicht, zur Rasenpflege gehört das Mähen. Einmal pro Woche sollte das während der Gartensaison erledigt werden. Am günstigsten ist es, wenn das Gras vier bis fünf Zentimeter hoch stehen bleibt. Das schützt vor zu schneller Austrocknung des Bodens und nimmt den Wildkräutern Licht. Eine weitere Sofortmaßnahme ist die Belüftung des Rasens, die entweder mit der Grabgabel zinkentief jeweils im Abstand von 15 bis 20 Zentimetern oder Nagelschuhen erledigt werden kann. Dann wäre da noch das „Unkraut“ im Rasen. Das ist für alle Lebewesen am schonendsten hän- disch mit einem langstieligen Kraut- stecher zu entfernen. Es bleibt dabei: Wer gärtnert, muss jäten, hacken, zupfen.