Vorsorge für den WinterWie sinnvoll sind elektrische Heizlüfter als Gas-Alternative?

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Elektrische Heizungen sollten laut der Expertin immer nur über einen kurzfristigen Zeitraum genutzt werden.

Köln – Mitten im heißen Juli kaufen viele Deutsche zurzeit elektrische Heizgeräte und Öfen. Aus Sorge davor, dass im Winter kein Gas mehr fließt. Aber ist der Kauf von stromfressenden Heizlüftern wirklich eine sinnvolle Alternative? Wir haben dazu mit einer Expertin von der Verbraucherzentrale NRW gesprochen.

Die Meldungen in den Zeitungen stimmen überein mit Beobachtungen der Verbraucherzentrale NRW und der Bundesverband Technik des Einzelhandels (BVT), die ein gestiegenes Interesse an den Stromheizungen festgestellt haben. „Aufgrund der derzeit herrschenden Gas-Unsicherheit erleben wir eine überdurchschnittliche Nachfrage nach Elektroheizungen, Heizlüftern und Co.“, sagt BVT-Geschäftsführer Steffen Kahnt. Ramona Mittag, Expertin für Energieeffizienz bei der Verbraucherzentrale NRW, erklärt, ob der Kauf von Stromheizungen jetzt sinnvoll ist, wie man sie am besten nutzen kann und worauf man beim Kauf achten sollte.

Welche Heizungen für die Steckdose werden am meisten gekauft?

Unterschieden werden die Elektroheizungen nach der Übertragungsart der Wärme. Als erstes nennt die Expertin den Ölradiator, der sich mit Hilfe von Rädern von Raum zu Raum schieben lässt. Als Wärmeüberträger wird Öl genutzt, das sich im inneren des Radiators befindet, und durch elektrischen Strom aufgeheizt wird. „Von allen mobilen Elektroheizungen ist diese Art mit am effizientesten, da das Öl die Wärme lange speichern kann“, sagt Ramona Mittag.

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Thomas Zwingmann ist Energieberater bei der Verbraucherzentrale NRW.

Auch die Infrarotheizung ist eine elektrische Heizung, die Wärme speichern kann. „Die Strahlungen der Heizplatte treffen auf die Haut und dies empfinden Menschen als angenehm und warm“, sagt Mittags Kollege Thomas Zwingmann, Energieberater bei der Verbraucherzentrale NRW. 

Auch die Flächenspeicherheizung kann nach dem Ausschalten die Wärme für eine gewisse Zeit speichern und in den Raum abgeben. Sie gibt die Wärme allerdings nicht direkt frei, da zunächst der Speicherkern erhitzt wird. Sie nutzt zu 50 Prozent das Prinzip der Infrarotheizung und zu 50 Prozent das der Konvektionsheizung.

Weit verbreitet sind die Konvektoren, sagt Mittag. „Das sind die kleinen Metallkästen mit einem Gitter.“ Bei den Konvektoren wird die Wärme durch eine Heizspirale in einem Kasten erzeugt. „Die kalte Raumluft strömt dabei durch den Kasten und nimmt die Wärme mit.“ Auch diese Geräte sind mobil und können somit überall genutzt werden.

Zu guter Letzt gibt es noch den Heizlüfter. Es ist im Vergleich das kleinste Gerät, es hat eine Heizspirale und einen Ventilator. „Im Endeffekt funktionieren die wie ein größerer Föhn und können kleine Ecken relativ schnell aufheizen“, sagt die Expertin.

Elektrokaminöfen hingegen sind zum Heizen meist nicht sinnvoll, da sie größtenteils dekorativen Zwecken dienen.

Wie sinnvoll ist es, eine Elektroheizung zu kaufen?

Ob der Kauf einer Elektroheizung sinnvoll ist hängt davon ab, ob man sie kurz- oder langfristig einsetzen möchte. Die Verbraucherzentrale rät Verbrauchern, elektrische Heizungen immer nur über einen kurzfristigen Zeitraum zu nutzen. Dies kann zum Beispiel beim Wunsch nach einem schnellen Aufheizen von einem Raum der Fall sein, der eher selten genutzt wird. Zum Beispiel ein Gästeschlafzimmer oder Hobbyraum.

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Ramona Mittag ist Expertin für Energieeffizienz bei der Verbraucherzentrale NRW.

„Aktuell sprechen wir bei der Verbraucherzentrale immer von Notheizungen, wenn wir über diese Elektroheizungen sprechen“, sagt Mittag. „Ich glaube die Menschen kaufen derzeit die Elektroheizungen, da sie Angst haben, dass es bald einen Versorgungsengpass mit Gas gibt, persönlich glaube ich das aber nicht“, sagt die Expertin für Energieeffizienz.

Für sie kann eine Elektroheizung dennoch sinnvoll sein: „Bei Gasheizungen kann es die Schwierigkeit geben, dass wenn im Gasnetz der Gasdruck abfällt, eine Art Regler die Gaszufuhr kurzzeitig abschaltet.“ Daraufhin müsse ein Experte die Gaszufuhr erst händisch wieder freigeben, und dies könnte ja auch mal einige Tage dauern. „Dann kann eine Elektroheizung eine gute Überbrückung sein.“

Für einen Dauerbetrieb ist aber in der Regel keine der oben genannten Elektroheizung gut geeignet, sagt Ramona Mittag. Dies hat mehrere Gründe, einer davon ist die Brandgefahr. Vor allem die Konvektoren und die Heizstrahler können sehr warm werden und sind meist nicht für einen Dauerbetrieb ausgelegt. Zwei weitere Faktoren sind die Kosten und der Schutz der Umwelt.

Mit welchen Kosten muss ich bei einer Elektroheizung rechnen?

In der Anschaffung selbst sind Elektroheizungen relativ günstig. Vielleicht auch deshalb entscheiden sich viele Menschen kurzfristig für den Kauf eines solchen Gerätes. Heizlüfter bekommt man im Baumarkt schon für unter 20 Euro, Konvektoren fangen bei einem Preis von 40 Euro an und auch die effizienteren Ölradiatoren kann man bereits für 60 Euro kaufen. Für die Flächenspeicherheizung hingegen muss man mit mindestens 500 Euro rechnen.

Trotz der günstigen Investition warnt Ramona Mittag vor dem langen Heizen mit einer Elektroheizung: Sie ist im Betrieb rund zwei- bis dreimal so teuer wie eine Gasheizung, auch jetzt, in Zeiten, in denen die Gaspreise zu explodieren scheinen. „Beim Heizen mit Gas kostet die Kilowattstunde momentan zwischen 13 und 15 Cent. Beim Heizen mit Strom kostet die Kilowattstunde mehr als 30 Cent. Und da haben viele Menschen mittlerweile schon Verträge mit 40 bis 50 Cent pro Kilowattstunde.“

Die Expertin nennt ein Beispiel: „Für eine 70 Quadratmeter große, weniger gut gedämmten, Altbauwohnung liegen die monatlichen Kosten bei einer Gaszentralheizung in den kalten Monaten bei etwa 200 Euro. Mit dem elektrischen Heizgerät, und das ist nicht der Dauerbetrieb, sind das 500 bis 600 Euro im Monat. Verbraucht werden dabei in den Wintermonaten je 1.500 Kilowattstunden. Man muss also wissen, dass es eine teure Notlösung ist.“ Dabei komme es aber auch auf das Gerät an, Infrarotgeräte zum Beispiel sind im Betrieb etwas günstiger.

Wie umweltfreundlich sind Elektroheizungen?

Vor allem im Winter sind Elektroheizungen zudem nicht umweltfreundlich. Denn in den kalten Monaten wird der Strom noch überwiegend aus nicht erneuerbaren Energien gewonnen, sagt Mittag.

Wie sollte ich mich stattdessen auf den Winter vorbereiten?

„Langfristig müssen wir alle sanieren“, sagt die Expertin. Als beste Alternative zur Gas-Heizung rät die Verbraucherzentrale NRW derzeit zur Wärmepumpe.

Daneben hat die Expertin für Energieeffizienz noch ein paar Tricks für den Winter: Man kann sich wärmer anziehen, eine Decke oder eine Wärmflasche nutzen und effizienter lüften, also höchstens morgens und abends stoßlüften. „Und solange das Gas weiter fließt, ist es finanziell sinnvoller, die Gasheizung weiter zu betreiben.“ Für Warmwasser bestehe immer noch die Möglichkeit, dies auf dem Herd oder im Wasserkocher zu erhitzen.

Auf was sollte man bei dem Kauf einer Elektroheizung achten?

„Erst einmal ist es sinnvoll, mehrere Angebote zu vergleichen, da auch da die Preise gerade steigen“, sagt Ramona Mittag. Die Expertin rät zum Ölradiator oder zu einer anderen Speicherheizung. „Man sollte auf jeden Fall darauf achten, dass die Aufnahmeenergie nicht so hoch ist und die dafür gewonnene Wärme im Verhältnis gut ist und auch länger gespeichert wird.“

Zudem sollte das Gerät für den Innenbetrieb geeignet und zertifiziert sein sowie ein Thermostat und eine Zeitschaltuhr haben. „Wenn man doch den ganzen Tag mit der Elektroheizung heizen will, sollte das Gerät unbedingt für den Dauerbetrieb geeignet sein. Die allermeisten Geräte sind das nämlich nicht.“ Im besten Fall greift man zu einem mobilen Gerät und nutzt dies nur zu bestimmten Anlässen in einem Raum.

Sind Elektroheizungen für den Alt- und Neubau geeignet?

Ja, allerdings wird die Elektroheizung im Altbau länger im Betrieb sein müssen, da der Wärmebedarf dort höher ist. Für einen Neubau und die Sanierung gibt Ramona Mittag noch einen Hinweis: „Häuser sollten immer gut gedämmt sein, dann bereiten sie im Winter keine große Sorge, da sie Wärme viel besser und schneller speichern können.“ 

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