Nebenkosten-HammerWorauf sich Verbraucher bei den Energiepreisen einstellen müssen

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Gaszähler

Mit der Nebenkostenabrechnung flattert für viele Verbraucher eine kräftige Nachzahlung ins Haus. 

Köln – Der Krieg in der Ukraine hat die Energiepreise in Deutschland in die Höhe schnellen lassen. Jedoch: Ob Gas oder Strom, schon in den Monaten zuvor hatten viele Versorger ihre Preise erhöht. Zumindest für all jene Kunden, die keine Verträge mit längerfristiger Preisbindung abgeschlossen hatten.

Laut dem Vergleichsportal Check24 hatten alleine zwischen August und Ende Dezember 2021 mehr als 600 Stromgrundversorger ihre Preise erhöht oder ein solches Vorhaben angekündigt. Zum Jahreswechsel kamen noch einmal 350 Anbieter dazu.

Wie sehr der Preisanstieg die Haushalte belastet, werden die ersten in den kommenden Wochen auf ihrer Nebenkostenabrechnung sehen. Udo Sieverding, Energie-Experte der Verbraucherzentrale NRW, geht davon aus: „Es werden Haushalte dabei sein, die die Nachzahlungen in finanzielle Probleme bringt.“

Musterhaushalt mit Zusatzkosten von mehr als 1000 Euro jährlich

Im Schnitt lagen die Erhöhungen der Stromkosten zwischen Sommer und Ende 2021 laut Check24 bei rund 61,7 Prozent. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 5000 Kilowattstunden bringt das Zusatzkosten von durchschnittlich mehr als 1000 Euro pro Jahr. Beim Gas fielen die Erhöhungen durchschnittlich mit 53,3 Prozent etwas niedriger aus. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20000 Kilowattstunden bedeutet das zusätzliche Kosten in Höhe von durchschnittlich 802 Euro.

Preishammer kommt erst im kommenden Jahr

Dennoch sagt Sieverding: Viele Preiserhöhungen im vergangenen Jahr seien vergleichsweise moderat gewesen, die große Preiswende bei Strom wie Gas habe es zum Jahreswechsel gegeben. Hinzu komme: Vermieter, die zum Beispiel ihren Öltank in diesem Jahr füllen mussten, geben die Mehrkosten mit der Abrechnung im kommenden Jahr weiter. „Der Preis-Hammer kommt im nächsten Jahr auf die Verbraucher zu“, ist der Energie-Experte überzeugt. Und Sieverding geht davon aus, dass Versorger auch im laufenden Jahr die Preise weiter erhöhen werden. „Wenn man sich die Preise am Markt anschaut, ist das nicht überraschend. Wann und um wie viel hängt auch mit der Beschaffungsstrategie der Unternehmen zusammen“, sagt Sieverding. Erste Hinweise auf Strompreiserhöhungen im Juli oder August – also im Monat vor beziehungsweise nach Abschaffung der EEG-Umlage, die Verbraucher eigentlich entlasten soll – gebe es bereits.

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Das macht Sieverding auch etwas Sorgen. „Passen Versorger die Preise an, haben Kunden ein Sonderkündigungsrecht. Die Unternehmen wissen jedoch, dass es zurzeit keine attraktiven Schnäppchen für Verbraucher gibt“, sagt er. Somit bestehe die Gefahr, dass einige Versorger im Windschatten des Ukraine-Krieges versuchen würden, die Margen hochzuschrauben und „sich die Taschen voll zu machen“. „Wir haben erste Strompreise gesehen, die absurd hoch waren. Das grenzt an Mondpreise“, so Sieverding. Man müsse schauen, was die nächsten Wochen bringen würden. Die von der Bundesregierung jüngst beschlossenen Entlastungen sind dem Energie-Experten zufolge gut, für den Normalbürger jedoch zu niedrig. Sieverding setzt nun auf das Energiegeld, das die Politik bis Herbst aufsetzen will.

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