Verkaufsverbot für JugendlicheMit diesem radikalen Gesetz soll Großbritannien rauchfrei werden

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Eine Frau zündet sich mit einem Feuerzeug eine Zigarette an.

Eine Frau zündet sich mit einem Feuerzeug eine Zigarette an.

Um England rauchfrei zu machen, will Premierminister Rishi Sunak den Verkauf von Tabak an die ab 2009 Geborenen verbieten. Dieser radikale Vorschlag erhält breite Unterstützung von der Labour-Partei.

Im Viktorianischen England gehörte das Rauchen zum guten Ton, zumindest für Männer. Sherlock Holmes zum Beispiel, die Kunstfigur des britischen Schriftstellers Arthur Conan Doyle, zog regelmäßig an seiner Pfeife, während er über seinen Fällen brütete, und auch im 20. Jahrhundert zeigte sich der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill fast immer mit einer Zigarre im Mund.

Waren Rauschschwaden in Casinos und Pubs in den 1990er-Jahren in England noch an der Tagesordnung, änderte sich dies bereits mit dem Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen, Restaurants sowie Bussen und Bahnen im Jahr 2007. Seitdem greifen auch in Großbritannien immer weniger Menschen zur Zigarette. Der Anteil der Raucher an der Bevölkerung sank in den letzten zehn Jahren von 20 auf 13 Prozent.

Verkaufsverbot von Tabakprodukten für alle nach 2009 Geborenen

Mit einem neuen Gesetz will der konservative Regierungschef Rishi Sunak nun verhindern, dass junge Menschen überhaupt anfangen zu rauchen. Geplant ist ein Verkaufsverbot von Tabakprodukten, ein vor allem für die sonst liberale Tory-Partei ausgesprochen radikaler Vorschlag. Während Labour den Vorschlag unterstützt, stößt es in den eigenen Reihen auf teilweise massive Kritik.

Die britische Regierung möchte den Verkauf von Tabakwaren an alle ab dem 1. Januar 2009 Geborenen verbietet. Wer also heute 15 Jahre alt ist, soll in Großbritannien sein Leben lang keine Zigaretten mehr legal erwerben können. So würde das Mindestalter fürs Rauchen de facto jedes Jahr um ein Jahr angehoben, bis langfristig die gesamte Bevölkerung betroffen ist. Es geht also nicht darum, das Rauchen an sich zu verbieten – Erwachsene können aktuell weiterhin Zigaretten kaufen –, künftigen Generationen soll der Konsum jedoch deutlich erschwert werden.

Laut der konservativen Gesundheitsministerin Victoria Atkins könne das Verbot des Verkaufs von Tabakprodukten Tausende Leben retten, den staatlichen Gesundheitsdienst NHS entlasten und die Produktivität in Großbritannien erhöhen, wo jedes Jahr Zehntausende Menschen an den Folgen des Rauchens sterben. „Es gibt keinen sicheren Konsum. Er ist extrem schädlich, und deshalb unternehmen wir heute diesen wichtigen Schritt, um die nächste Generation zu schützen.“

Auch „Vapen“ soll verringert werden

Auch der Konsum von E-Zigaretten – das sogenannte Vapen – soll unattraktiver werden, indem etwa süße Geschmacksrichtungen eingeschränkt werden. Die Zahl der Minderjährigen, die dampfen, hatte sich in den letzten drei Jahren verdreifacht.

Zwar stimmte das Parlament am Dienstagabend nach der zweiten Lesung dank der Unterstützung der Labour-Partei mit großer Mehrheit für den Vorschlag, doch es gab auch Widerstand. Denn nicht wenige Konservative sehen darin einen Eingriff in die Entscheidungsfreiheit. „Ich halte die Idee, dass wir Erwachsene vor sich selbst schützen können, für äußerst problematisch und für eine Infantilisierung der Menschen“, sagte Sunaks Vorgängerin Liz Truss.

Der konservative Abgeordnete Simon Clarke befürchtet überdies, dass ein Verbot kontraproduktiv sein könnte. Alle seien sich einig, dass Rauchen schlecht sei, aber es gebe gute und schlechte Wege, das Problem anzugehen, sagte er. Mit Verboten bestehe die Gefahr, dass es „cooler“ werde, ein Schwarzmarkt entstehen und die Behörden vor große Herausforderungen gestellt würden.

Kritiker innerhalb der Tory-Partei hoffen nun, die Verabschiedung des Gesetzes zumindest zu verzögern, indem sie es vor der dritten Lesung in einigen Wochen mit Änderungsanträgen überladen. Aktivisten zufolge arbeite die Tabaklobby hinter den Kulissen überdies daran, das Gesetz abzuschwächen. Die endgültige Abstimmung im Oberhaus wird im Juni erwartet.

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