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Angeklagter drohte Frau mit Hinrichtung

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Der ehemalige Rotlichtpate gab sich gestern als Diva. Die Verhandlung um den als äußerst gefährlich eingestuften Rädelsführer begann gestern mit einer Stunde Verspätung, weil Necati A. ungeplant ein Vier-Augen-Gespräch mit seinem Verteidiger im Keller des Gerichts führen wollte. Dem Vorsitzenden Richter Heinz Kaiser platzte daraufhin der Kragen: „Wir sind doch keine Hanswürste. Ich lass mir doch hier keine Zeit stehlen.“

Nicht nur der Richter; auch die Dutzenden Polizisten und Zivilpolizisten waren gestern Morgen angespannt. Es galt, den Paten und seine Komplizen Ayhan B. und Hüseyin C. sicher auf die Anklagebank und wieder zurück ins Gefängnis zu bringen. Dafür wurden Sicherheitsmaßnahmen aufgefahren, die im Justizgebäude Seltenheitswert haben. 13 Punkte hatte der Richter schriftlich angeordnet, an die sich die Wachtmeister halten mussten. Peinlich genau wurden die Prozess-Zuschauer durchsucht. Richter, Staatsanwälte, Verteidiger und die Angeklagten waren mit einer Wand aus Sicherheitsglas von den Zuhörern getrennt. Als Oberstaatsanwalt Jürgen Botzem Einzelheiten aus dem kriminellen Vorleben der Angeklagten preisgab, schlug mancher Zuhörer entsetzt die Hände vor das Gesicht. Necati A. und seine Komplizen misshandelten mindestens vom Jahr 2000 bis zur Festnahme 2002 junge Prostituierte, die nicht genug Geld auf dem Strich verdienten. „Frauen mussten bei ihnen nur funktionieren“, betonte der Staatsanwalt. Wenn nicht, gab es Drohungen, wie: „Ich lasse Dich auf einem einsamen Bauernhof verbluten“, „Du wirst hingerichtet“ oder „Ich nehme wieder meinen Gürtel“.

Ayhan B. und Hüseyin C. nahmen die Äußerungen des Staatsanwaltes gelassen hin. Sie waren mehr damit beschäftigt, Augenkontakt zu ihren alten Gefolgsleuten im Publikum zu suchen oder ihre Freundinnen anzulächeln. Necati A. war indes mit seiner Haarpracht beschäftigt; häufig strich er sich über das Haupt oder richtete sein Sakko. Bei den Ermittlern ist der 32-Jährige als sehr eitel bekannt. Nicht ohne Grund nannten die Fahnder die Sonderkommission „Taft“(benannt nach dem gleichnamigen Haarspray).

Sehr intensiv befasste sich Staatsanwalt Botzem in seiner Anklage mit dem Fall einer jungen Frau aus Porz. Ayhan B. hatte die 17-jährige Sandra auf dem Ring kennengelernt und sie um den Finger gewickelt. „Sie haben ihr die große Liebe versprochen und sie dann auf den Strich geschickt“, sagte Botzem. Nur wenige Tage nach ihrem 18. Geburtstag wurde sie von Ahyan B. sofort in Bordell geschickt. Als sie dort nicht genug verdiente, schlug Ayhan zu, und Sandra war fortan auf einem Ohr taub. Der Prozess wird am 28. September fortgesetzt; dann will sich Necati A. äußern. Den Paten erwartet eine Strafe von etwa neun Jahren; darauf hatten sich Gericht und Anwälte in einem „Rechtsgespräch“ geeinigt.