SIEGBURG / LOHMAR – Einmal ans Ufer klopfen mit dem Nordic-Walking-Stock, und schon kommen sie angeschwommen, die Exoten im Karpfenteich. Klaus-Dieter Bermann staunte nicht schlecht, als er mit den Nordic-Walkern des Siegburger Turnvereins auf der Trainingsstrecke durch den Stadtwald zwischen Siegburg und Lohmar die schillernden Schuppentiere im trüben Wasser eines der im Volksmund Brandweiher genannten Teiche entdeckte: „Das sind Kois, die muss jemand ausgesetzt haben“, vermutete Bermann.

In der Tat sind Kois - oder Nishikigoi (Brokatkarpfen), wie sie richtig heißen - in Deutschland nicht gerade heimisch. Wo genau sie herstammen, ob aus dem Aralsee, China oder Korea, wissen selbst die Fachleute nicht wirklich. Aber in Japan werden sie in großem Stil gezüchtet und vermarktet. Prachtexemplare sind im Internet selten unter 300 Euro, bisweilen erst für astronomische 9000 Euro zu haben.

Wer schmeißt denn so etwas einfach in Pilgrams Fischteich? Pilgram selbst. „Die haben wir ausgesetzt“, bestätigt Andreas Pilgram, im Lohmarer Fischzuchtbetrieb für die Bewirtschaftung der Teiche zuständig. Hat er denn keine Angst vor Wilderen? Mit etwas Verlust müsse man rechnen, auch die anderen Fische seien schließlich ungeschützt, meint er gelassen. Kann er auch sein. Denn seine Kois, versichert er, seien „im Prinzip ganz normale Karpfen“ und auch keineswegs besonders wertvoll. Allenfalls 50 Euro das Stück. Denn anders als die Japaner selektiert Pilgram nicht bei der Koi-Zucht. Die habe er bloß angefangen, weil sich Besitzer von Gartenteichen Karpfen wünschen, die im trüben Wasser besser zu erkennen sind und schön aussehen. „Die wollen aber nicht gleich tausend Euro dafür bezahlen“. Schließlich könne sich Nachbars Katze ja den Fisch schnappen, meint Andreas Pilgram, für den die Koi-Zucht erstmal „einfach nur ein Versuch“ ist. Wer im Stadtwald also im Trüben fischen will, kann's gleich lassen: Nicht jeder Goldfisch ist auch Gold wert. (gw)