Eine Reise durchs alte Europa
BEDBURG. Unter seinen Nachfahren hielt man Ritter Arnold von Harff, der von 1471 bis 1505 lebte, für einen frühen ganz Münchhausen. Die Familie hat immer geglaubt, er habe geflunkert, er habe in Venedig in einer Hafenkneipe gesessen und sich die Geschichten von den Seeleuten erzählen lassen, erinnert sich Antonius Graf von Mirbach-Harff (76) schmunzelnd an die Gerüchteküche in seinem Adelsgeschlecht. Heute weiß er es besser.
Gestern war der Graf mit seinem Sohn Josef ins Bedburger Schloss gekommen, um an der Vorstellung der Ausstellung Arnold von Harff: Ritter - Pilger - Dichter teilzunehmen, den das Institut Moderne im Rheinland in Kooperation mit der Stadt Bedburg vom 22. März bis zum 3. Mai in den Räumen des Schlosses präsentiert. Die Ausstellung erinnert an jenen Reisebericht, den Ritter Arnold von Harff nach seiner Pilgerfahrt von Harff über Rom nach Jerusalem und schließlich bis nach Santiago de Compostela in den Jahren 1496 bis 1498 in einer kolorierten Handschrift zusammenfassen ließ.
Die Kuratoren Gertrude Cepl-Kaufmann, Professorin an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität und Leiterin des Instituts Moderne im Rheinland, und Dieter Pradel von der Authentizität des Erlebten überzeugt. Mit ihrer Ausstellung, die begleitet wird von Vorträgen und Konzerten, wollen sie die Reise erlebbar machen. Sie sehen den Reisebericht des Ritters in der Tradition von Marco Polo und am Wendepunkt zwischen zwei Zeitaltern. Es gab schon Buchdruck und er hat sich für eine Handschrift entschieden. Die Neue Welt war schon entdeckt, er reiste durch die alte, sagte Cepl-Kaufmann. Beeindruckend sei aber auch die Unvoreingenommenheit des katholischen Pilgers. Ohne Zeigefinger schildert er die Menschen verschiedener Religionen, sagt Pradel. Dabei zeige sich auch seine Heimatverbundenheit. An einer Stelle heiße es sinngemäß: Der Marktplatz in Kairo ist genauso groß wie der in Düren.
Auch die Ausstellung in Bedburg ist zum Teil betroffen vom Einsturz des Kölner Stadtarchivs betroffen. Eine der etwa 30 handschriftlichen Abschriften vom lange verlorenen Original wurde mitbegraben. In Grevenbroich haben wir sie noch gezeigt. Jetzt liegt sie unter dem Schutt in der Severinstraße, sagt Cepl-Kaufmann. Zu sehen sein wird aber die am besten erhaltene Abschrift aus der Benediktinerabtei Maria Laach.
Nicht nur das Werk des Ritters soll in der Ausstellung gezeigt werden. Im Bedburger Schloss soll in einer Erinnerungslandschaft auch an Arnolds Heimat, das Schloss Harff und den Ort Morken-Harff, erinnert werden.
Ich bin davon sehr gerührt, sagte Graf von Mirbach-Harff, der selbst eine Reihe von Gegenständen aus seinem Familienarchiv für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hat. Der letzte Schlossherr von Schloss Harff, das in den 1970er Jahren dem Bergbau weichen musste, lebt heute auf Gut Ingenfeld bei Grevenbroich.