„Auch die positiven Seiten zeigen“In Mexiko soll ein Narco-Museum entstehen

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Joaquín „El Chapo“ Guzmán, Mexikos legendärer Drogenboss, ist mittlerweile in den USA inhaftiert.

Mexiko-Stadt – Badiraguato! Bei diesem Wort wissen alle Mexikaner und Mexikanerinnen sofort Bescheid. Manchen fährt der Schreck in die Glieder, wenn sie den Namen dieses kleinen Ortes mit kaum 6000 Einwohnern fernab der Zivilisation in den Bergen von Sinaloa im Nordwesten Mexikos hören. Denn von hier stammt Joaquín „El Chapo“ Guzmán, Mexikos legendärer Drogenboss, der mittlerweile in den USA inhaftiert ist. Seine 93 Jahre alte Mutter María Consuelo Loera Pérez lebt noch heute dort in einem Palast, den ihr der Sohn hingestellt hat. Und natürlich wird die betagte Dame von einem veritablen Heer von bewaffneten Beschützern des „Sinaloa-Kartell“ bewacht.

Badiraguato löst bei der Bevölkerung Bewunderung und Schaudern zugleich aus. Denn von hier stammt nicht nur „El Chapo“, sondern die Crème de la Crème der Narco-Bosse Mexikos wurde dort geboren: Miguel Ángel Félix Gallardo, Rafael Caro Quintero, die Gebrüder Beltrán Leyva, El „Mayo“ Zambada, um nur die bekanntesten zu nennen. All sie begannen klein, meist als Mohnpflücker, und wurden groß als Bosse der Bosse und stürzten Mexiko in Chaos, Korruption und Gewalt. Und sie versorgten große Teile der Welt mit vielem von dem, was süchtig macht.

Mexikos Drogenbusiness macht was es will

Dieser kleine abgelegene Ort in den Bergen, wo offiziell 75 Prozent der Menschen arm sind, lebt von der Landwirtschaft, aber vor allem vom Anbau von Mohn und Cannabis, den Grundstoffen für Marihuana und Heroin. Badiraguato liegt im berüchtigten „Triángulo Dorado“, einem unzugänglichen Niemandsland zwischen den Staaten Chihuahua, Sinaloa und Durango. Im „Goldenen Dreieck“ macht Mexikos Drogenbusiness seither, was es will, baut an, was gerade gefragt ist und transportiert von dort, was wo auch immer benötigt wird.

Nun hat dieser Tage der Bürgermeister des Ortes, José Paz López, mit einem bizarren Vorschlag auf sich aufmerksam gemacht. Um den Tourismus in seiner Stadt anzukurbeln und die Einnahmen der Gemeinde zu verbessern, will er ein „Narco-Museum“ aufbauen, das an die berühmt berüchtigten Söhne der Stadt erinnern soll. Es wolle eine Sammlung zusammenbringen, die „keine Angst macht“, sondern „auch die positive Seite" zeige. Schließlich dürfe man „niemanden verleugnen.“

„Sinaloa-Kartell“ genießt auch guten Ruf

Dazu muss man wissen, dass gerade im Norden Mexikos das „Sinaloa-Kartell“ bei den Menschen einen auch guten Ruf genießt. Denn in dieser Jahrzehnte vom Staat vernachlässigten Gegend war das Kartell immer da, wenn es nötig war. Es hat Schulen, Straßen und Kirchen gebaut und war bei Naturkatastrophen mit Hilfspaketen schneller bei der Bevölkerung als die Regierungen.

Und so könnten also bald in Badiraguato die Kaprizen der Kartellkönige zu sehen sein: vergoldete Pistolen, mit Firlefanz verzierte Maschinengewehre, mit Diamanten besetzte Mobiltelefone oder auch schusssichere T-Shirts. Das Highlight wäre vielleicht der Colt, Kaliber 38, am Griff besetzt mit 24-karätigem Gold und eingearbeiteten Brillanten. Die Waffe wurde „El Chapo“ bei seiner ersten Festnahme 1993 in Guatemala abgenommen. Fertig sein soll das Museum schon am 10. Dezember, pünktlich für den Weihnachtstourismus.

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