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Frontmann„Nee, der Boss lebt in New Jersey"

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Hoffnungsthal – „Nee, nee, der Boss lebt in New Jersey!“ Thomas Heinen (42) wird unüberhörbar ernst und energisch, wenn er diesen Satz sagt. Nicht nur einmal ist es ihm passiert, dass er als Frontmann der „Bruce Springsteen Tribute Band“ mit dem Namen „Bosstime“ kurz und schmerzlos mit „Boss“ angesprochen wird. Doch genau an dieser Stelle hört für ihn der Spaß auf. „Der Boss: Das ist Bruce Springsteen“ - und der sei einzigartig und unantastbar. Besonders für ihn, den Sänger, Gitarristen und Songschreiber Thomas Heinen, der am 26. November 1968 in Köln-Weidenpesch geboren wurde.

Seit drei Jahren lebt Thomas Heinen mit Vera Anna in Hoffnungsthal. Geheiratet haben die beiden am 22. August 2008. Vera Heinen, 1977 in Siegburg geboren, ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und Yoga-Lehrerin und betreibt an der Rotdornallee eine Praxis. Sie hatte „irgendwann mal ein paar Gesangsstunden“ und ist durch ihren Mann ans Gitarrespielen gekommen.

„Wenn mich jemand mit ,Boss anspricht, dann kriege ich die Krise. Da müsst ihr in New Jersey anrufen!“, bricht es aus Thomas Heinen heraus. „Ich singe Springsteen“, sagt er. „Das ist einfach nur schön. Das macht Spaß. Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages meinen Lebensunterhalt damit verdienen könnte.“ Bosstime gibt es seit 2003; die Gruppe gilt „derzeit unumstritten als Deutschlands gefragteste Springsteen Tribute Band“.

Thomas Heinen ist im beschaulichen Erftstadt-Lechenich unter dem Sternzeichen des Schützen aufgewachsen. Dann zog er wieder nach Köln-Süd, nach Rodenkirchen und schließlich nach Rösrath. Sein Sternzeichen steht für Feuer - und das versprüht Thomas ohne Zweifel auf der Bühne. „Wenn ich mir auf der Bühne dreieinhalb Stunden den Arsch aufreiße, dann ist das einfach geil.“ Bosstime reist durch die ganze Republik.

„Allright, let s rock it! One, two, three, four . . .“ Fans können es nachempfinden: „Bruuuce“ bedeutet Lebensfreude, Tiefgang, Power im Paket. Das breitet sich auf die Band des Meisters, die Gastmusiker und aufs Publikum aus. Heinen: „Bruce ist ein Typ aus dem Leben. Der hat mir wahrscheinlich viel Psychiaterkosten gespart. Bei ihm sieht man immer das Licht am Ende des Tunnels.“ Und: „Bruce habe ich diverse Male live erleben dürfen, ich glaube bis jetzt achtmal. Das erste Mal ,open air in München-Riem auf der Galopprennbahn mit 60 000 anderen Begeisterten. 1987. Das hat schwer Eindruck hinterlassen!“

Oben auf der Bühne, dort strahlt auch Thomas Heinen Energie und Lebensfreude, Sensibilität und Kraft aus. Der Schütze sei lebendig, unabhängig und ein geborener Optimist, weiß der gelernte Schreiner. Lebendigkeit spürt man in der Interpretation der Songs, der Funke springt über aufs Publikum. Auf seiner Website heißt es denn auch: „Gerade, wenn er singt und hingebungsvoll Gitarre spielt, wird das spätestens für jeden Konzertbesucher deutlich. Aus all dem ergibt sich sein Lebensmotto: Live is what YOU make it!“ Immer „nur“ Springsteen, das sei „nicht öde, das ist total geil“. Seine Ausbildung zum Schreiner habe ihm dabei geholfen, ein „bodenständiger Typ“ zu werden, betont er.

„Unsere Band ist doppelt besetzt“

Heinen arbeitete in diversen Handwerks-, Einzelhandels- und Musikbetrieben. Im zarten Alter von zehn Jahren durfte er seine erste eigene Gitarre in den Händen halten. Die Leidenschaft zur Musik war damit geboren. Schon in der Schulzeit war er ständig mit dem Gitarrenkoffer unterwegs. Seit seinem 16. Lebensjahr spielte er regelmäßig in verschiedenen Bands. Auch als Musiker sieht sich Heinen als „Handwerker“. „Ich hatte nie Gitarrenunterricht, keinen Gesangsunterricht.“ Dennoch verkörperte er als Frontmann diverser Formationen stets Professionalität und Souveränität, geschöpft aus der 25-jährigen Bühnen-Erfahrung. Seit 2004 ist er als freischaffender Musiker und Gitarrentechniker unterwegs.

Die schönsten Lieder von Bruce seien eigentlich die unbekannten. „Bosstime“ - das sind neben den Heinens Andrea Linneweber (acc. guitar, backings), Manuel Loos (drums), Christian Golz (bass), Jochen Baltes (sax.), Pierre De Stefano (sax., perc., backings), Thomas Spindeldreher (lead guitare, bacings) und Moritz Schuster (keys, backings). Thomas Heinen: „Die Band ist doppelt besetzt. Jeder hat seinen Ersatzmann. Alle sind Profis, einige studieren noch Musik.“ Der Rösrather tritt derweil auch solo auf: mit Gesang, Gitarre und Mundharmonika, eine Mischung aus eigenem und gecovertem Songmaterial. Heinen steht aber auch mit seiner Frau im Duo auf der Bühne. Vom Boss hat seine Gruppe heute 50 Stücke fest auf dem Zettel. Zehn weitere sind möglich. „Meine Frau musiziert mit. Authentisch wie beim Boss. Seine Stücke singe ich seit der Schulzeit!“ Seine Band sei „keine Interessengemeinschaft, sie ist eine Bank“.

Thomas Heinen hat beim Bühnenauftritt viel von Bruce Springsteen drauf. Doch: „Es gibt keine Choreographie. Ich habe auch nicht vor dem Spiegel geübt - das geht gar nicht. Manchmal muss ich selber lachen, wenn ich das bei Handy- und Videoaufnahmen selbst von mir sehe. Es ist so - so bin ich.“ Die heute rauchig-kernige Stimme von Springsteen versucht Thomas nicht zu imitieren. Da könne er bald seine Stimmbänder „wegwerfen“, lacht er. „Vor sieben Jahren habe ich mit dem Rauchen aufgehört. Auch Alkohol ist für mich kein Thema. Anders geht es nicht. Ich werde 43.“