Gläserner Fahrstuhlturm als neues Wahrzeichen
LOHMAR. Vorbild war der gläserne Lift am Kölner Gürzenich. Aber in Wahlscheid kommt so ein transparenter Aufzugsturm eingebettet ins grüne Umfeld viel besser zur Geltung, meinen die meisten Spaziergänger. Zudem erfüllt er einen guten Zweck. Gehbehinderte und Rollstuhl fahrende Menschen kommen mit ihm möglichst auch ohne fremde Hilfe und wann immer sie wollen vom evangelischen Altenheim direkt in den Ortskern. Das war bisher wegen der Hügellage des vor kurzem neugestalteten Gebäudes mit seinen 88 Einzel- und 12 Doppelzimmern nicht möglich.
So waren denn auch die Freude und das Lob groß, als der gläserne Lift mit einem Tag der offene Tür unter dem Titel Turmeinweihung gefeiert wurde. Es war ein ehrgeiziges Projekt, erläuterte Pfarrer Reinhard Bartha als Vorstandsvorsitzender des Altenheims. Wegen der knappen Finanzen gab es zunächst auch Zweifel, ob das Vorhaben gelingen werde. Doch dank der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW kam mit 110 000 Euro die Hälfte der Baukosten in die Kasse, der Rest wurde von vielen Spenderinnen und Spendern beigetragen. Der Wahlscheider Architekt Michael Bruckner tat ebenfalls sein Bestes, und in einer Ausgabe der bundesweiten Fachzeitschrift Barrierefrei wird der Wahlscheider Fahrstuhlturm in einem mehrseitigen Farbbericht als besonders gelungenes Beispiel auch für die Einpassung ins Ortsbild gelobt. Denn durch den gläsernen Lift sei das Altenheim ein Stück harmonisch in den Ort gewachsen und der Ort ins Altenheim. Manche sprechen sogar schon von einem neuen Erkennungszeichen für Wahlscheid.
Am Tag der offenen Tür gab es auch einen bemerkenswerten Gottesdienst, gemünzt auf den Fahrstuhl mit seinem Auf und Ab unter dem Motto Höhen und Tiefen in einem Altenheim. In seiner Predigt, die von Statements der Heimmitarbeiter und Heimbewohner gefolgt wurde, fragte Bartha, ob es in einem Altenheim überhaupt ein Auf und Ab gebe. Oder gebe es nur das eine: Immer nur abwärts, immer nur runter, immer nur Richtung Tiefe? Altenpflegerin Katharina Lux berichtete von einem 80-Jährigen. Er sagte kurz vor dem Tod, er wisse nicht, ob es ein Leben nach dem Tod gebe. Doch er glaube daran, sonst wäre alles sinnlos. Er sei gespannt, ja er freue sich sogar, diese Welt in würdiger Begleitung verlassen zu können und nach dem Tode in einer anderen Welt Neues, hoffentlich Schönes zu sehen.
Der 91-jährige Albert Breunsbach sagte, mit Befriedigung erlebe er seine letzten Lebensjahre im Altenheim und freue sich als Wahlscheider, mit dem Aufzug trotz seiner Behinderung seinen Heimatort so einfach aufsuchen zu können. Gerd Deifuß, seit kurzem Vorsitzender des Heimbeirates, erlebte im Altenheim, wohin er mit seiner schwer kranken Frau gezogen war, die Tiefen, das Platzen aller Träume, als seine Frau in seinen Armen starb. Einsam und verlassen habe er sich gefühlt. Gymnastik und andere Angebote hätten gut getan, aber seinen Lebenswillen hätten sie nicht wirklich stimuliert. Ihm hätte ein Mensch gefehlt . Vor kurzem habe er eine neue Partnerin im Altenheim kennen gelernt, er habe eine neuen Anfang gewagt. Deifuß: Seitdem geht es wieder aufwärts mit mir.