RHEIN-ERFT-KREIS – Nein, Nachteile habe ihm sein außergewöhnliches Geburtstagsdatum bisher noch nicht gebracht. Karl-Robert Dickopf ist am 29. Februarin Wesseling geboren, vor 64 Jahren. "Genaugenommen habe ich ja nur alle vier Jahre Geburtstag und werde demnach jetzt erst 16 Jahre alt", scherzt er. Gut erinnert er sich noch an seine Schulzeit. Sicher, da sei es manchmal vorgekommen, dass ihn seine Klassenkameraden geärgert haben: "Du hast ja gar keinen richtigen Geburtstag", musste er sich mitunter anhören, wenn dem 28. Februar nahtlos der 1. März folgte.

Dass der 29. Februar nur alle vier Jahre im Kalender steht, hat natürlich einen ganz besonderen Grund. So ist ein Jahr genau die Zeit, die die Erde für eine Umrundung um die Sonne braucht. Allerdings dauert ein Umlauf nicht nur 365 Tage, sondern zusätzlich fünf Stunden, 48 Minuten und 45,252 Sekunden. Ein Sonnenjahr ist demnach einen Viertel Tag länger als ein Kalenderjahr. Um diesen Unterschied auszugleichen, wird alle vier Jahre ein Schalttag, der 29. Februar, eingefügt.

Ohne ein Schaltjahr alle vier Jahre würden sich die Jahreszeiten nach einigen Jahren so verschieben, dass beispielsweise der Frühlingsanfang irgendwann im Sommer gefeiert werden müsste. Damit das jedoch niemals passiert, verzichten Menschen wie Dickopf gerne auf ihren eigentlichen Geburtstag. "Doch verzichten musste ich eigentlich nie", erzählt er. Stets wurde nämlich, außer im Schaltjahr, sein Geburtstagsfest am 1. März feiert. Und natürlich stand dieses Fest einem normalen Geburtstag mit Freunden, Geschenken und Kuchen in nichts nach.

"Immer dann reiste ganze Verwandtschaft an"

Alle vier Jahre gab es dann ein ganz besonders großes Fest. "Da reiste sogar die ganze Verwandtschaft vom Niederrhein an", erinnert sich Karl-Robert Dickopf gerne. Von seiner Mutter weiß er jedoch, dass sie, als er am 29. Februar 1948 im Wesselinger Dreifaltigkeits-Krankenhaus um 00.30 Uhr das Licht der Welt erblickte, es sehr gerne gehabt hätte, wenn die Ärzte den 28. Februar als Geburtsdatum notiert hätten. "Doch dieser Wunsch wurde meiner Mutter damals abgeschlagen", sagt er.

Auch Katharina-Sophie Querbach ist am 29. Februar geboren. Sie feiert heute ihren achten Geburtstag. "Es wird ein besonders großes Fest", sagt sie. Katharina-Sophie ist um 23.50 Uhr in Wesseling im Haus ihrer Eltern zur Welt gekommen. "Die Hebamme hat noch gefragt, ob sie das Datum vordatieren soll, aber das wollten wir nicht", erzählt ihre Mutter Silke Querbach.

Von Anfang an haben sie und ihr Mann Michael Querbach großen Wert darauf gelegt, dass das außergewöhnliche Geburtsdatum für ihre Tochter nicht von Nachteil ist. Genauso wie die größere Schwester Julia, bekommt auch Katharina-Sophie jedes Jahr ein Geburtstagsfest und natürlich jede Menge Geschenke. "In den Jahren, in denen es den 29. Februar nicht gibt, wird mein Geburtstag einfach am 1. März gefeiert", erzählt sie.

Auch Dipl.-Sozialarbeiter und Familientherapeut Frank W. Krüger, Leiter der Familien- und Erziehungsberatung in Wesseling, ist sich sicher, dass Kinder und Jugendliche, die am 29. Februar geboren sind, generell keine Nachteile durch diesen Geburtstag haben müssen. "Das wäre nur dann der Fall, wenn der Geburtstag wirklich nur alle vier Jahre gefeiert würde", sagt er. Ansonsten findet er, dass der 29. Februar sogar ein ganz besonderer Geburtstag ist.

Wie Claudia Key vom Amt für Information und Technik NRW auf Anfrage mitteilte, haben von allen 17 844 472 Einwohnern in Nordrhein-Westfalen nur 46 800 Menschen in diesem Jahr am 29. Februar Geburtstag.

"Aber ein Datum für eine gewünschte Geburt ist der 29. Februar nicht", sagt Petra Stüßer als leitende Oberärztin im Marienhospital in Brühl. Auch als Hochzeitstag ist der 29. Februar eher nicht gefragt", weiß der Standesbeamte Klaus Drössel.

Trotzdem hat sich auch die Gesetzgebung mit den Menschen beschäftigt, die am 29. Februar geboren sind. Wann etwa bekommt man den Führerschein, wenn man am 29. Februar 18 Jahre alt würde, es den 29. Februar aber in dem Jahr gar nicht gibt?

"Die Fahrerlaubnis bekommt man in diesem Fall nach Ablauf des 28. Februars", erklärt Patrik Klameth, Sprecher des Rhein-Erft-Kreises.