Haben Satanisten Kinder ermordet?
TRIER. Die Geschichte klingt wie ein Horror-Märchen: Mehrere junge Frauen erzählen von traumatischen Kindheitserlebnissen - von Folter, Mord, Vergewaltigungen und sogar Menschenfresserei. Wenn wahr ist, was das ZDF-Mgazin „reporter“ gestern Abend berichtete, gibt es in Deutschland - unter anderem in Trier - seit Jahren eine satanistische Sekte, die bei ihren okkultistischen Handlungen nicht davor zurück schreckte Säuglinge zu ermorden und verspeisen.
Wie die Staatsanwaltschaft Trier gestern bestätigte läuft seit Mitte 2002 ein entsprechendes Vermittlungsverfahren gegen mehrere Personen in ganz Deutschland wegen möglicher strafbarer sexueller Handlungen mit okkultem Hintergrund.
Laut Anzeige einer 34-jährigen Frau soll es vor Jahren auch in Trier „rituelle Handlungen“ gegeben haben. Die grausamen Verbrechen sollen auf das Konto von Kannibalen und Satanisten gehen, die - organisiert in kleinen Gruppen - angeblich bundesweit, aber auch in den Nachbarländern aktiv sind. Dabei sollen auch so genannte „`Snuff"-Videos gedreht worden sein, Filme, in den Menschen aus niederen sexuellen Beweggründen vor laufender Kamera getötet werden.
Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Georg Jüngling hatte die 34-Jährige, deren Eltern angeblich früher Mitglieder einer Satanssekte waren, vor einigen Monaten Strafanzeige gestellt. „Sie hat Vorgänge geschildert, abscheuliche Gewaltdelikte, die einfach unvorstellbar sind“, sagte Jüngling. Die Vorfälle lägen aber teilweise bis zu 15 Jahre zurück. Es handele sich um schwerwiegende, ernstzunehmende Vorwürfe, sagte der Staatsanwalt. „Ob sich das bewahrheitet, ist eine andere Frage.“
Zur Glaubwürdigkeit der Zeugin machte der Staatsanwalt keine Angaben, sagte aber: „Wir haben die Akte nicht gleich zugemacht, die Genauigkeit der Schilderungen erfordert eine intensive Ermittlungsarbeit."
Dass es in der Region Trier brutale Menschenschänder gegeben hat, die bisher völlig unentdeckt geblieben sind, halten Experten allerdings für unwahrscheinlich. „Von Kreisen, die rituellen Satanismus mit kriminellen Handlungen verbinden, ist mir nichts bekannt", sagt der Sektenbeauftragte des Bistums, Matthias Neff. Auch die Sprecherin des Trierer Polizeipräsidiums, Monika Peters, zuckt auf die Frage nach Ermittlungen gegen gewalttätige Satanisten gestern nur mit den Schultern: „Kein Fall bekannt“, erklärte sie. Für „extrem selten" hält auch Rudolf Egg, Leiter der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden, solche Fälle. Aber: „Man muss sie ernst nehmen.“
