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Heiligabend in Flip-Flops und T-Shirt

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Weihnachten für ein paar Tage zu verreisen, das ist nichts besonderes. Die BLZ berichtet über Oberberger die seit Monaten oder sogar schon vielen Jahren im Ausland leben. Manchmal - gerade zur Weihnachtszeit - zieht es sie in die alte Heimat zurück.

Neuseeland

Es geht auf Weihnachten zu, und es ist heiß. Statt im heimatlichen Linde am Christbaum zu sitzen, verbringt Judith Broich die Festtage in Flip-Flops und T-Shirt. Die 19-Jährige ist für neun Monate nach Neuseeland gereist, dort, 20 000 Kilometer weit weg, herrscht Hochsommer. „Das heißt für mich eine komplett andere Weise, die Zeit zu verbringen“, schreibt sie in ihrem Bericht an die BLZ. Am meisten vermisste die Lindlarerin die Dunkelheit, Kerzen in den Fenstern und den Schnee. Ihr Fazit: „Es ist ein ganz anderes Weihnachtsgefühl.“

New York

Die Liebe hat den Wipperfürther Mario Geißler vor 18 Jahren nach New York verschlagen - die Liebe zu einer Frau und die Liebe zur Stadt. Letztere erwies sich als dauerhaft. „Ich wohne mitten in Manhattan, nur zwei Häuserblocks vom Times Square und zwei Blocks vom Meer entfernt - es ist einfach fantastisch!“ Der 48-Jährige arbeitet in New York als Grafk-Designer, besitzt eine eigene Firma, die DVDs herstellt und vertreibt, unter anderen mit Informationen für Schwangere. „Natürlich gibt es auch hier Kurse für Schwangere, aber die sind zum einen deutlich teurer als eine DVD, zum anderen müssen oft beide Partner arbeiten, da bleibt für einen Kursus kaum Zeit.“ An New York fasziniert ihn vor allem die Energie der Stadt. „Außerdem kann hier jeder so leben, wie es ihm gefällt. Wenn jemand mit Lockenwicklern auf die Straße geht, das interessiert niemanden.“

Als am 11. September 2001 Terroristen mit gekaperten Flugzeugen das World Trade Center zum Einsturz brachten, weilte Geißler gerade in Wipperfürth. „Ich habe die Bilder im Fernsehen gesehen und sogar die Fenster meiner Wohnung. Wirklich schlimm war, dass ich meine damalige Frau 14 Stunden lang telefonisch nicht erreichen konnte, weil das Telefonnetz zusammengebrochen war. Ich bin dann sofort mit dem nächsten Flieger zurück. Wie durften allerdings nur für zehn Minuten und nur mit einer Armeeeskorte in unsere Wohnung, um die wichtigsten Papiere zu holen. Ich kam mir vor wie in einem schlechten Film.“

Sein Tipp für alle Touristen, die New York entdecken wollen. „Einmal zu Fuß vom Central Park bis zur Seafront gegenüber der Freiheitsstatue gehen. Da lernst man New York und seine verschiedenen Viertel - Korea Town, China Town, die Wall Street - am besten kennen. Und mit einem Ausflugsschiff einmal rund um Manhattan fahren.“ Die Weihnachtstage verbringt Mario Geißler übrigens in Wipperfürth, zusammen mit seinen Eltern Hubert und Elsbeth Geißler und seinem Bruder Uwe.

New York gilt als großer Schmelztiegel, wo Menschen aller Länder zusammenkommen. Mario Geißler hat dort auch seine neue große Liebe kennen gelernt - sie heißt Danielle und kommt aus Olpe im Sauerland. „Wir wollen 2009 heiraten, wahrscheinlich auf Burg Schnellenberg. das wird auch für unsere amerikanischen Freude ein tolles Erlebnis. Eine echte Burg, das kennen die Amerikaner ja gar nicht.“

Texas

Ute van den Bosch kam vor knapp 50 Jahren in Nagelsbüchel zur Welt. Durch den Beruf ihres Mannes ist die Wipperfürtherin viel in der Welt herumgekommen. Zwei Jahre in Abu Dhabi, vier Jahre London, vier Jahre Quatar - seit Anfang 2008 lebt die Familie mit zwei Kindern in Houston in Texas. „Zur Einstimmung konnte ich Hurrikan Ike hautnah miterleben“, schreibt Ute van den Bosch. In den USA müsse sich die Familie erst einmal an die Weite gewöhnen. „Die verbereitete Einstellung ,kommste heut nicht, kommste morgen , kommt meiner rheinländischen Natur allerdings sehr entgegen“, so die Wipperfürtherin.

Was sie von der Heimat an meisten vermisst? „Die wunderschöne Landschaft, im Winter den Schnee auf den Bäumen, das geschmückte Rathaus und die Lichterketten in der Stadt. Und erst, wenn man es nicht mehr bekommt, weiß man, wie gut Glühwein und Currywurst auf dem Weihnachtsmarkt schmecken.“ Doch auch jetzt kommt Ute van den Bosch regelmäßig nach Wipperfürth, um ihre 87-jährige Mutter, eine geborene Schorde, zu sehen.