Euskirchen – Es war Stress pur, als Ralf Schmitz am Wochenende auf die Bühne des nahezu ausverkauften City-Forums flitzte. Ton- und Lichttechniker waren zwar auf ihrem Posten, doch der Rest des Schmitz-Teams hatte wohl gepennt: Die Bühnendekoration stand nicht. Und der Comedian selbst erschien in Unterwäsche und Socken – und versuchte offenkundig, alles möglichst schnell zu machen: in die Hose hüpfen, die Schuhe anziehen und die Bühne herzurichten. Bei letzterem hatte er glücklicherweise nicht so viel zu tun. Einzig vier mannshohe, blaue Würfel mit den Buchstaben R, A, L und F waren auf die Bühne zu zerren. Dafür holte Schmitz sich schnell Hilfe aus dem Publikum.
Es wirkte wirklich komisch, mit welcher Hektik der Comedian hinter die Bühne raste, wieder angerannt kam, um sofort wieder zu verschwinden – besonders, als er im Hintergrund scheinbar völlig konzeptlos hin und her lief und dabei immer wieder in unterschiedlichen Kostümen erschien. Völlig außer Atem konnte der kleine Komiker schließlich sein neues Programm „Schmitzpiepe“ starten.
Komiker ließ den Wortwitz vermissen
Doch mit fortschreitendem Abend schien es, als hätte Schmitz durch den Energie raubenden Aufbau schon einen großen Teil seines Pulvers verschossen. Dabei boten ihm die Zuschauer in der ersten Reihe, die er im Anschluss befragte, gute Vorlagen, denn sie waren durchaus schlagfertig. Und das verleitete den Komiker im Laufe des Abends immer wieder dazu, die Gäste der „Klugscheißerecke“ zuzurechnen. Das war nicht wirklich lustig und manchmal haarscharf am Tatbestand der Beleidigung vorbei. Wichtiger Bestandteil der Schmitz’schen Show ist das Einbeziehen des Publikums in die improvisierten Sketche. Allerdings hatte Zuschauerin Alexa beim Treffen mit Ralf in der Sauna keine Chance, bei dem Schnellredner selbst etwas zu sagen. Nicht besonders gut klappte in der Vergangenheit die Kommunikation mit Schmitz’ Mama – jedenfalls nicht per SMS. Denn als Schmitz seiner Mama ihr erstes Handy schenkte, hatte sie mit dem Schreiben der Textnachrichten zunächst erhebliche Probleme.
Exemplarisch projizierte Schmitz einige der übersetzungsbedürftigen Texte an die Wand. So beinhaltete eine SMS aus Mamas Urlaub die Sätze: „Sara hat kein anal mehr. Ficken Kurs.“ Die Übersetzung: „Papa hat keinen Bock mehr. Dicken Kuss.“
Witze unter der Gürtellinie zogen sich durch das gesamte Programm. Am Mini-Flügel etwa „spielte“ Schmitz bekannte Melodien und ersann dazu Texte, die davon handelten, wie die Liebeslieder verschiedener Berufsgruppen wohl klingen könnte. Zum Chirurg sang er zu „Tausendmal berührt“ etwas über geplatzte Nähte, dem Gerichtsmediziner unterstellte er Liebe nur mit Leichen – fragwürdiger Humor. Für den Schornsteinfeger griff er tief in die Zotenkiste: „Ach, lass mich doch mal bei dir fegen.“ Ganz schlimm wurde es, als er für den Installateur zu „All You Need Is Love“ den abgedroschenen Spruch vom „Rohr verlegen“ bemühte.
Ebenso unter der Gürtellinie der Sketch, in dem er im Stil bekannter Fernsehserien wie „Monk“, den Tagesthemen oder einem Interview mit Niki Lauda einen Aufklärungsfilme für seine Nichte darzustellen versuchte.
Wortwitz oder Schlagfertigkeit, wie man sie aus den ersten beiden Ralf-Schmitz-Programmen kennt, mit denen er bereits in Euskirchen gastierte, waren diesmal Fehlanzeige. Eher unappetitlich gestaltete sich der Versuch des Komikers, Zuschauer von der Bühne aus mit Brotstückchen zu füttern, so wie dies Spaziergänger an einem Ententeich gerne tun. Denn die „Pointe“ des Ralf Schmitz : er stieg hinab ins Volk und bespuckte die erste Reihe mit Brotkrumen. Das hatte schon einen echten Ekelfaktor.
Beim sogenannten Erziehungsgespräch zwischen Vater und Mutter, die er beide selbst sprach, lief Schmitz dann allerdings warm. Schade nur, dass er die Fragen, die die Zuschauer in der Pause auf Zettel auf der Bühne geschrieben hatten, zwar vorlas, aber dann doch nicht weiter auf sie einging.
Einer der witzigsten Momente war wohl eher der Realsatire zuzuordnen, als Schmitz aus einer Schrebergarten-Verordnung die Paragrafen über Gartenzwerge vorlas. Seine Vorstellung, dass die Schrebergärtner eigentlich Aliens in menschlichen Hüllen seien, war allerdings witzig: „Einige Aliens haben ihre Hüllen abgelegt. Die leeren Hüllen sitzen seit 30 Jahren vor den Hütten.“