BONN. Eine schreckliche Entdeckung hat gestern Vormittag ein Spaziergänger im Wald oberhalb von Küdinghoven / Oberkassel gemacht: In der Nähe des Dornheckensees fand er die Leiche eines 28 Jahre alten Mannes. Die Bonner Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln nun wegen eines Tötungsdeliktes.

Gestern Vormittag, gegen 11 Uhr: Das rot-weiße Absperrband der Polizei flattert an der Einfahrt zum Dornheckensee-Parkplatz an der Oberkasseler Straße im Wind. Dort, wo sonst Wanderer ihre Autos zum Sonntagsspaziergang abstellen, bestimmen Polizeiwagen und Zivilautos von Beamten der Mordkommission das Bild.

Es ist eiskalt. Ein Polizist bewacht die Zufahrt. Er setzt sich ab und zu ins Polizeiauto, um sich ein wenig aufzuwärmen. Doch nur kurz kann er die Wärme genießen. Immer wieder erreichen Spaziergänger den Parkplatz. Eine Gruppe Wanderer will das Absperrband hochheben, um den Spaziergang fortzusetzen. Der Polizist stoppt sie, bittet um Verständnis dafür, dass ein Passieren nicht möglich sei; er verliert natürlich kein Wort darüber, dass in unmittelbarer Nähe nach den Hintergründen eines Kapitalverbrechens geforscht wird. In rund 100 Metern Entfernung huschen zahlreiche Gestalten durch den Wald. Spezialisten der Mordkommission unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Franz Volkhausen und des Erkennungsdienstes suchen nach Spuren am Tatort. Staatsanwalt Dr. Michael Hermesmann ist vor Ort.

Gegen 9 Uhr hatte der Spaziergänger den Toten - nach bisherigen Erkenntnissen handelt es sich um einen türkischen Staatsangehörigen aus Rostock - gefunden und die Polizei alarmiert. Bereits kurze Zeit später ist für die Beamten klar: Der Mann ist keines natürlichen Todes gestorben, vermutlich wurde er erschlagen. „Wir haben massive Gewalteinwirkungen gegen den Kopf festgestellt“, so die Pressestelle der Bonner Polizei.

Der vollständig bekleidete Tote liegt auf einem kleinen Weg. „Der Pfad ist gut begehbar“, sagt ein Polizeisprecher. Achtlos weggeworfener Müll deutet darauf hin, dass dort regelmäßig Spaziergänger unterwegs sind. „Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand gehen wir davon aus, dass der Mann dort nicht allzu lange gelegen hat“, erklärt der Polizeisprecher weiter.

Nachdem am frühen Nachmittag die Leiche zur Untersuchung in das Rechtsmedizinische Institut gebracht worden ist, durchkämmt die Polizei das Waldstück - vergeblich. Weder eine mögliche Tatwaffe noch sonstige Spuren wurden gefunden. Am Nachmittag gibt die Polizei bekannt: In der Kleidung des Toten steckte sein Portemonnaie samt Papieren. Der 28-jährige Türke wohnte in Rostock. Was er in Bonn und am Dornheckensee wollte, wie er überhaupt dorthin kam, ist völlig unklar. Die Polizei in Rostock wird in die Ermittlungen einbezogen. Hinweise, dass der Mann Kontakte zur Homosexuellenszene hatte, die sich im Bereich Dornheckensee trifft, gibt es bislang nicht.Fest steht am Abend nur, dass der Mann dort, wo er gefunden wurde auch gestorben ist. „Zeugenhinweise wären sehr hilfreich für uns“, so Polizeisprecher Robert Scholten. Die Ermittler fragen: Wer hat am Sonntag vor neun Uhr verdächtige Beobachtungen zu Personen oder Fahrzeugen im Bereich Oberkasseler Straße / Parkplatz Dornheckensee gemacht? Hinweise: Ruf (0228) 150.