NaturschutzgebietIdylle zwischen Autobahn und Schulzentrum

Due neue Folge der "Grünen Oasen in Köln" ist zu Besuch in der Kiesgrube in Porz-Wahn. (Bild: Gauger)
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Köln – Der grobmaschige Zaun ist alt und rostig, Sträucher und meterhohe Brennnesseln überwuchern ihn. Nur das Vorhängeschloss verrät, dass sich hinter der Absperrung etwas Schützenswertes verbirgt. Ein schmaler Pfad führt bergab in die etwa sechs Hektar große ehemalige Kiesgrube in Porz-Wahn, die im Dreieck zwischen Autobahn und Schulzentrum liegt.
Sobald man um die Ecke biegt, offenbart sich der Blick auf ein ursprüngliches Fleckchen Natur, das scheinbar seit Jahrzehnten von keinem Zweibeiner mehr betreten wurde. Doch der Eindruck trügt, denn dieser optimale Lebensraum für Kröte, Molch und Co. erfordert viel Pflege. „Wenn das Gebiet sich selbst überlassen wird, kommt es zur Sukzession“, erklärt Klaus Simon, Mitglied des Nabu-Stadtverbandes Köln. Wenn sie nicht regelmäßig zurückgeschnitten werden, wuchern Bäume und Sträucher wie Pappeln, Birken und Brombeerranken in kürzester Zeit und machen die offene Fläche in nur einem Jahr zu einem undurchdringbaren Dickicht. „Mit den Arbeiten wollen wir eine Vegetation für magertypische Arten schaffen“, betont Simon. Amphibien wie Kröten und Molche gaben Anfang der 90er Jahre den Ausschlag, die ehemalige Kiesgrube unter Naturschutz zu stellen. Sie benötigen eine offene, freie Landschaft und eine teichartige Wasserfläche als Lebensraum.
Nach den jüngsten Arbeiten hofft Simon, dass sich zu Teichmolch, Wasser- und Grasfrosch bald wieder Kreuz- und Erdkröten und Ringelnattern gesellen. Auch die Uferschwalben, die vor dem Wildwuchs in Höhlen an der Steilwand nisteten, könnten bald wieder über das Naturschutzgebiet fliegen. So wie das Pärchen der Graureiher, die weite Kreise über die Grube ziehen und sich am liebsten in den hohen Weiden an den Ufern der Teiche niederlassen.
Verschiedene Binsenarten und meterhoher Rohrkolben und Schilfröhricht säumen die beiden Teiche, auf denen Wasserpflanzen und Algen wachsen. Eine Stockentenfamilie zieht gemütlich über die Wasserfläche, während ein im Schilf nistendes Teichhuhn-Pärchen den Nachwuchs versorgt. Auch Kanadagans und Blässhuhn ziehen ihre Jungen dort groß - wenn sie nicht dem Habicht zum Opfer fallen, der genau wie Mäusebussard, Grün- und Buntspecht sowie Garten- und Mönchgrasmücke im Naturschutzgebiet beheimatet ist. Farbenfrohe Libellenarten wie Blaupfeil, Plattbauch oder Azurjungfer sind in Wassernähe zu sehen, während Waldeidechsen sich lieber in der offenen Fläche auf kleinen Hügeln und Wällen sonnen. Auch Kaninchen und eine Fuchsfamilie mit Jungen haben die ehemalige Kiesgrube als ihr Zuhause ausgewählt.
Während wilde Erdbeeren, rosa blühendes Tausendgüldenkraut oder Nachtkerzen die Flächen und Pfade bewuchern, sind auch etliche schützenswerte Arten zu finden, die auf der Roten Liste stehen. Dazu gehören beispielsweise die stark gefährdete rosa-weiß-gepunktete „Raue Nelke“, oder auch Pflanzen mit klangvollen Namen wie Buntes Vergissmeinnicht, Ähren-Tausendblatt, Grüne Teichbinse oder Trespen-Federschwingel. Auch wenn das Naturschutzgebiet nicht betreten werden darf, halten sich einige nicht an das Verbot. Immer wieder findet der Nabu Müll und leere Flaschen in der Natur. Deutliche Spuren der letzten Besuche zeigen verkohlte Äste und Grasflächen: Zwei Mal musste im Sommer die Feuerwehr anrücken, weil Unbekannte Brände ausgelöst hatten.