Neue Nutzung unklarAus für Weinhandel im Denkmal
SIEGBURG – Wieder einmal geht in der Kreisstadt eine Tradition zu Ende. Zum 31. Mai schließt die Weinhandlung „Fegers & Berts“ (FUB) im Haufeld als letzte der drei Filialen. Das vor mehr als 100 Jahren gegründete Stammhaus am Kölner Heumarkt macht bereits am 31. Januar dicht, danach die Niederlassung in Düsseldorf. Ab Ende Mai stehen dann auch die vier Angestellten in Siegburg, neben Filialleiter Martin Henseler drei Teilzeitkräfte, auf der Straße.
Unterdessen stellen sich die Siegburger die Frage, was aus der unter Denkmalschutz stehenden Immobilie wird? Doch da ist die Eigentümer-Firma ganz optimistisch. Mehrere Anfragen lägen bereits vor, aber „es muss passen“, sagte der Sprecher der Firma, die 1978 vier Familien gegründet hatten, um die ehemalige Schnapsbrennerei vor dem Verfall zu retten. Die Familien, die namentlich nicht genannt werden wollen, seien auch jetzt bemüht, einen adäquaten Nachmieter zu finden. Der müsse aber mit „der Szene“ harmonieren, spielt der Firmensprecher auf die Gastronomie mit „Kapellchen“ in der Nachbarschaft und dem italienischen Restaurant in der Remise der alten Fabrik an.
Dass die Weinhandlung dazu gepasst hat, in der bisweilen auch Kunstausstellungen und Lesungen im Rahmen der Literaturwochen stattfanden, ist keine Frage. Doch will sich FUB, eine Tochter des Meckenheimer Wein- und Spirituosen-Importeurs Schlumberger, künftig auf den Online-Handel konzentrieren. „Das ist schon länger in der Überlegung“, weiß Filialleiter Martin Henseler und bestätigte FUB-Geschäftsführer Rudolf Knickenberg gegenüber der Kölnischen Rundschau. Dabei hatte FUB erst im vergangenen Jahr für sein Konzept einen Sonderpreis der Deutschen Weinwirtschaft gewonnen.
Gegründet wurde der Weinhandel von den Kölner Familien Fegers und Unterberg, 1960 gesellte sich die Siegburger Familie Wollersheim dazu und führte den Vornamen des Betreibers „Berts“ ein, bevor die Firma im Jahr 1995 an Schlumberger verkauft wurde. Wechselvoll ist auch die Geschichte der Siegburger Immobilie, von der im Eingangsbereich des Weinhauses noch die alten Destilliergeräte künden.
Den zweigeschossigen Winkelbau hatte die ehemalige Schnapsbrennerei Richartz und Heinen, gegründet 1869, als „Korn-, Zwetschgen-,Trester-, Weinhefedampfbrennerei“ 1904 errichtet. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, erfolgte 1946 der teilweise Umbau von Fabrik- und Büroräumen in Wohnungen für Eigentümer und Angestellte. Gleichwohl drohte das Ensemble im Laufe der Jahre zu zerfallen, bis sich die vier Familien des historischen Gebäudes annahmen und aufwendig restaurieren ließen. 1992 stellte die Stadt das schmucke Anwesen, zu dem auch das 1906 erbaute Kutscher- und Kutschenhaus gehört, unter Denkmalschutz. Es sei, heißt es in der Begründung, für die Entwicklung des Kleingewerbes der Kreisstadt „von ortsgeschichtlicher Bedeutung“ und mit seiner Material- und Formenwahl wie Backstein und verziertem gelben Klinker, Pilaster und Kranzgesims, „typisch für industrielle Betriebe der Jahrhundertwende“.