Set-Point-PrinzipSchlank mit Chili und Ingwer

Feuriges wirkt anregend auf den Stoffwechsel - und ist damit ein kleiner Schlankmacher. (Bild: Fotolia)
Copyright: Lizenz
Herr Raue, was sind Ihre drei besten Abnehmtipps?
Beilagen sind die Dickmacher Nummer eins. Statt Pommes und Knödel empfehle ich hausgemachte Pürees aus Gemüse und Hülsenfrüchten. Auch Salsas aus Tropenfrüchten sind gute Beilagen. Zweitens: Wer auf Soßen nicht verzichten will, sollte die leichte Variante wählen, Joghurt-Dips mit Kräutern und Gewürzen. Und drittens: Getränke sind die heimlichen Kalorienbomben. Als Durstlöscher sollte man deshalb auf zuckerhaltige Industriegetränke verzichten. Besser sind selbst gepresste Säfte und das Set-Point-Schlankwasser mit Ingwer.
Und was ist das genau?
Ein belebendes Getränk mit natürlichen Zutaten. Einfach stark kohlensäurehaltiges Mineralwasser mit Limettensaft, Limetten-Abrieb und geriebener Ingwerknolle nach Geschmack mischen.
Ihr Buch nennt sich „Schlank nach dem Set-Point-Prinzip“. Was hat es mit dem Set-Point auf sich?
Neueste Forschungsergebnisse beweisen: Nicht nur wir selbst bestimmen unser Gewicht, indem wir mal mehr oder weniger essen. Unser Körper bestimmt ein gewisses Grundgewicht, um sein Überleben zu sichern. Das ist der Set-Point. Um ihn zu halten, greift ein Regulationssystem ein, vergleichbar einem Thermostat an einer Heizung: Fällt das Gewicht unter den Set-Point, wird sofort Fett gebunkert. Umgekehrt, bei Gewichtszunahme werden die Fettdepots abgebaut. Das ist der Idealzustand, wie ihn noch die Begründer der Set-Point-Theorie, amerikanische Wissenschaftler in den 50er Jahren, sahen. Neuste wissenschaftliche Ergebnisse zeigen: Der Set-Point ist nicht für ein ganzes Leben auf einen bestimmten Wert festgelegt, er ist flexibel. Der Körper passt ihn an die vorhandenen Lebensbedingungen an.
Was bedeutet das für das Abnehmen? Wie lässt sich unser persönlicher Set-Point senken?
Entscheidend ist, dem Körper nichts wegzunehmen, was bei ihm einen Mangelzustand auslösen könnte. Deshalb funktionieren auch Diäten nicht. Man muss ihm Besseres geben, gesündere, schmackhafte Lebensmittel. Erst dann ist er bereit, sein Grundgewicht dauerhaft zu senken. Das geschieht nur durch eine Umstellung im Lebensstil: mit mehr Ruhe, Gelassenheit, Bewegung und einer gesunden Ernährung.
Wie sieht diese Ernährung aus?
Die Set-Point-Rezepte meiner Co-Autorin Chris Schreiber setzen auf essenzielle, nährstoffreiche Lebensmittel. Der Vorteil: Sie essen automatisch weniger, denn viele Nahrungsmittel wie Bohnen und Kichererbsen geben viel Energie, so dass Sie sich lange satt fühlen. Statt fader Abnehmkost, die jeder nur begrenzt durchhalten kann, empfehlen wir Tropenfrucht-Salsas oder lockere Gemüsepürees, zum Beispiel mit gewürzter Kokosmilch, Vinaigrettes und Dips. So signalisieren Sie Ihrem Körper Wohlstand, weil Sie fantastisch essen können - und trotzdem nehmen Sie ab.
Wie funktioniert das im Alltag ganz konkret?
In der Abnehmphase eins entwickeln Sie langsam neue Essgewohnheiten. Sie gehen dazu über, von nährstoffarmen, hochkalorischen Industrieprodukten abzulassen und werden von Zucker und Co. entwöhnt. Das Ziel ist, dass Sie später gar nichts anderes mehr essen wollen, weil Sie sich mit dieser Ernährungsweise viel besser fühlen. Ihr neu erreichtes Gewicht müssen Sie dann mindestens zwölf Wochen halten. Erst dann begreift der Körper es als sein Idealgewicht und fährt den Set-Point herunter. Das bedeutet: Kein Jo-Jo-Effekt mehr, und der Gänsebraten bei Oma ist auch mal erlaubt. Die Abnehmphase zwei stellt dann den Dauerzustand dar, mit dem sich das Wunschgewicht halten lässt.
Muss man sich, um schlank zu bleiben, ein Leben lang daran halten?
Im Prinzip ja. In der Abnehmphase zwei können Sie immer wieder zwischendurch auf alte Lieblingsrezepte zurückgreifen. Dann ist auch mal ein Heidelbeerpfannkuchen oder ein Schweinebraten kein Problem. Der Körper weiß inzwischen, was er braucht. Und das gibt er Ihnen deutlich zu verstehen, so dass Sie bald wieder Lust auf Gesundes und Frisches verspüren.
Sie setzen in Ihren Rezepten auf viel Gemüse und Eiweiß - warum auf nur wenig Kohlenhydrate?
In der Abnehmphase eins ist es wichtig, das Gewicht möglichst weit abzusenken. Das gelingt am einfachsten, wenn die Kohlehydrate, besonders abends, reduziert werden. Das bedeutet aber nicht Verzicht. Ein gutes Schinkenbrot etwa ist durchaus erlaubt. Besser noch sind Powersuppen oder ein Garnelenspieß mit viel Eiweiß. Das macht satt und belastet den Magen während der Nachtruhe nicht.
Kokosmilch, Kurkuma, Chili - warum verwenden Sie so so viele exotische Zutaten und Gewürze?
Gewürze sind die Seele des Essens. Vorausgesetzt, sie werden in Maßen eingesetzt, verleihen sie einer Speise Geschmack und Esprit. Und sie vertreiben Hungergefühle. Chili und Ingwer etwa kurbeln den Stoffwechsel und die körpereigene Thermogenese an. Das ist die Erzeugung von Körperwärme durch erhöhte Stoffwechselaktivitäten. Nahrungsenergien verpuffen zu Wärmeenergien, statt dass sie als Fett in den Fettspeichern landen. Und Glasnudeln, Kokosmilch und Süßkartoffeln bekommt man inzwischen schon in fast jedem Supermarkt. Auch Topinambur, die „Schlankkartoffel“, ist längst nichts Exotisches mehr.
Viele Ihrer Rezeptfotos sehen lecker, aber auch ein wenig fettig aus. Wie halten Sie es mit dem Fettsparen?
Natürlich brauchen wir Fett, daher verwenden wir überwiegend hochwertige, ungesättigte Fettsäuren aus kalt gepressten Ölen wie Lein- oder Olivenöl, weniger tierische Fette. Es sei denn, es gibt Fisch. Auch Butter ist in Ordnung, aber da lohnt sich das Sparen.
Warum fällt uns das Abnehmen eigentlich so schwer?
Für uns gilt noch immer das uralte Überlebensgesetz aus der Steinzeit: „Iss so viel und so oft du kannst, denn du musst unbedingt Gewichtsverlust vermeiden.“ Das galt insbesondere für harte Winterzeiten, wenn Mangel und Hungertod drohten. Heute sehen die Mangelzustände anders aus: Stress, Ärger, Einsamkeitsgefühle und eine nährstoffarme Ernährung mit viel Fast Food oder Schadstoffbelastungen in der Nahrung aktivieren unser Fettprogramm und treiben auf diese Weise den körpereigenen Set-Point in die Höhe.