Bluttat in DortmundNeuer Streit um Messergewalt

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Bei einer Auseinandersetzung im Dortmunder Hafen ist am Donnerstag ein Mensch nach einer Gewaltanwendung gestorben.

Im Dortmunder Hafen sicherte die Kriminalpolizei in einem Tatort-Schutzzelt Spuren.

Der gewaltsame Tod eines Obdachlosen in Dortmund rüttelt die Politik wach und entfacht eine neue Debatte über ein Messerverbot in der Öffentlichkeit.

Die Bluttat eines erst 13-jährigen Jugendlichen an einem Obdachlosen am Dortmunder Hafen entfacht in NRW eine Diskussion über Messer als Tatwaffe. „Dortmund ist leider kein Einzelfall. Die zunehmende Verbreitung der Messergewalt im öffentlichen Raum ist ein alarmierender Trend“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) dieser Redaktion.

Messerverbotszonen und Kontrollen in den Feiermeilen hätten im vergangenen Jahr bereits einen positiven Effekt gehabt und würden „konsistent weiterverfolgt“, so Reul weiter. „Die Menschen müssen verstehen, dass sie keine Messer in Deutschland brauchen, sondern im Notfall die 110 zu wählen haben.“

Nach der Festnahme des jungen Tatverdächtigen Ende letzter Woche hatte die Polizei ein weiteres 13-jähriges Kind sowie zwei 14 und 15 Jahre alte Jugendliche festgenommen. „Wir prüfen, ob wir ihnen ein strafrechtlich relevantes Verhalten nachweisen können“, sagte ein Sprecher der Dortmunder Staatsanwaltschaft am Wochenende. An der eigentlichen Tat seien sie nach bisherigen Erkenntnissen aber nicht beteiligt gewesen.

Ein Handyvideo zeige, wie der 13-Jährige mit einem Messer auf den Mann eingestochen habe, hatte die Staatsanwaltschaft bereits am Freitag mitgeteilt. Vor der Tat soll es einen Streit zwischen dem Jungen und dem 31 Jahre alten Opfer gegeben haben.

Reul regt Debatte über frühere Strafmündigkeit an

Gegenüber „Bild am Sonntag“ sagte Reul, angesichts von Gewalttaten von Kindern solle auch über eine frühere Strafmündigkeit diskutiert werden: Für mich war das immer klar: Kinder und Jugendliche müssen anders behandelt werden. Die Frage ist nur, ob heute 14-Jährige noch die 14-Jährigen sind, die wir damals hatten. Wenn ich immer mehr Anschlagsplanungen von Leuten habe, die 14, 15 oder 13 sind, wenn wir jetzt wieder Fälle haben, bei denen 13-Jährige mit dem Messer auf andere einstechen, da ist irgendetwas schiefgelaufen“, so Reul.

Der Minister hatte schon in der vergangenen Woche gewarnt, dass sich NRW intensiver mit Messergewalt beschäftigen müsse. Am Rande der Vorstellung der neuen Kriminalstatistik NRW sagte er, er hoffe, Ende April dazu neue Zahlen vorstellen zu können.

Nach einer Serie von Messerattacken im Mai 2023 in NRW hatte die SPD ein Trageverbot von Messern in der Öffentlichkeit gefordert. Innenminister Reul entgegnete damals, dass die Zahl der Messer-Delikte rückläufig sei und das sich die Waffenverbotszonen bewährten.

Christina Kampmann, innenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion nannte am Sonntag die Tat in Dortmund „verstörend“. In der Kinder- und Jugendkriminalität sei etwas „ins Rutschen“ geraten. Minister Reul habe nur Problembeschreibungen anzubieten. Das Infragestellen des Strafmündigkeitsalters sei ein „typischer Reflex“. Man müsse an die Ursachen für diese Gewalt ran und über die Ausweitung von Waffenverbotszonen reden, sagte Kampmann dieser Redaktion. (mit dpa)

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