Bier aus AlfterSpurensuche im Haus der Alfterer Geschichte

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Auf spannende Lebensgeschichten stießen Robin Huth und Bärbel Steinkemper (Foto oben) bei der Recherche nach Alfterer Familien, die ausgewandert sind.

Alfter – Frisch gebrautes Bier aus Alfter? Das gibt’s leider nicht, aber einen Gerstensaft, der den Namen des Ortes trug: „Alfter Brau.“ Genießen konnten dieses Getränk allerdings nur Bierliebhaber in den USA, denn die aus Alfter stammende Familie Knapstein, die in den 1850er Jahren nach Outagamie County, Wisconsin, emigrierte, baute dort ein erfolgreiches Brauereiunternehmen auf. Einer der Nachfahren besann sich der Wurzeln der Familie und brachte von 1951 bis 1958 die Sorte „Alfter Brau“ auf den Markt.  Daran erinnert die aktuelle Sonderausstellung „KulturSpur: Alfterer Auswanderer  - Eine Spurensuche“, die am Sonntag anlässlich des bundesweiten Tages des offenen Denkmals im Haus der Alfterer Geschichte eröffnet wurde.

Etikett ersteigert

 „Wir haben den von Deutschen Stiftung Denkmalschutz vorgegebenen Oberbegriff ,KulturSpur’ etwas weiter gefasst und uns auf Spurensuche nach Alfterer Bürgern gemacht, die ausgewandert sind“, erläuterte Bärbel Steinkemper, Vorsitzende des Fördervereins. Eine wichtige Vorarbeit leistete der Gielsdorfer Hobbyhistoriker Heinz Simon, der sich seit vielen Jahren mit emigrierten Alfterer Familien beschäftigt und deren Wege und Schicksale recherchiert. Für die Ausstellung steuerte er auch ein Original-Etikett der Marke „Alfter Brau“ bei, das er für zwei Dollar über Ebay ersteigert hat. In der Regel wanderten Familien aus wirtschaftlichen Gründen aus, schilderte Robin Huth vom Förderverein. So auch die Familie Fassbender aus Oedekoven, die es Mitte des 19. Jahrhunderts ebenfalls nach Wisconsin verschlug, wo sich seinerzeit viele deutsche Auswanderer niederließen. Die Familie widmete sich ab 1887  der Käseherstellung und begründete das Kaukauna-Klub-Käse-Imperium, die South Kaukauna Dairy Company.

Große Familientreffen

Als Architekten erfolgreich wurden die Brüder Herter, die in New York vor allem für jüdische Auftraggeber arbeiteten und dort auch Synagogen errichteten. Eine Nachfahrin der in den 1850er Jahren emigrierten Familie Hennes, Lori Hennes, interessierte sich so sehr für ihre Familiengeschichte, dass sie 2016 dem Alfterer Haus der Geschichte sogar einen Besuch abstattete, um sich über die Gemeinde zu informieren. Sie berichtete auch von regelmäßigen Familientreffen mit bis zu 400 Menschen, 100 von ihnen würden noch heute den Nachnamen Hennes tragen, wusste Robin Huth zu berichten. Nicht nur ökonomische Gründe veranlassten Menschen auszuwandern. Mitunter waren es ganz andere Motive wie bei Schwester Maria Leonore (gebürtig Klara Weiler) von der Kongregation der Schwestern Unserer Lieben Frau, die sich in den Dienst der Armen in Brasilien stellte.

Flucht vor den Nazis

Es gab aber auch Familien, die ihre Heimat nicht freiwillig verließen, sondern vertrieben wurden. So erinnert die Ausstellung auch an das Schicksal jüdischer Familien wie der von Moritz Sander, die in den 1930er Jahren vor den Nazis in die USA flohen, nachdem Moritz Sander mit seiner Metzgerei Konkurs anmelden musste und das Haus in Alfter zwangsversteigert wurde.

„Unsere Ausstellung erhebt nicht den Anspruch, ein komplettes Bild der Alfterer Auswanderer zu zeichnen. Außer den Familien, die wir exemplarisch vorstellen, gibt es andere, die uns namentlich bekannt sind, über die wir aber bislang keine konkreten Daten sammeln konnten“, erklärte Bärbel Steinkemper. Gerne würde der Förderverein mehr über deren Schicksale erfahren. Während der Ausstellung liegen Listen aus, in die Besucher Kontaktdaten eintragen können. Die Ausstellung ist bis  30. Oktober donnerstags von 17 bis 19 Uhr und sonntags von 15 bis 18 Uhr im Haus der Alfterer Geschichte, Hertersplatz 19 (hinter der Pfarrkirche), zu sehen;   www.hdga.info.

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