Studentendorf im Gewerbepark?Investor will Brühler Pläne in Alfter verwirklichen

V-förmige Gebäude zeigt der Entwurf aus Brühl, den der Investor abgewandelt in Alfter umsetzen will.
Copyright: Visualisierungen: greeen architects für Markus Mertens Vermögensverwaltung
Alfter – Der Campus der Hochschule des Bundes für Öffentliche Verwaltung in Brühl könnte eine Dependance in Alfter erhalten – eingebettet in mehr als 300 Studentenwohnungen. Das würden Wohnmodule von knapp 20 Quadratmetern in Holzbauweise sein. Der Düsseldorfer Vermögensverwalter Markus Mertens bekundete dem Alfterer Gemeinderat am Donnerstagabend in öffentlicher Sitzung sein Interesse als Investor. Dabei zeigte er einen Entwurf von „greeen architects“. Die Kombination aus drei V-förmigen Gebäudekomplexen mit grünen Dächern war eigentlich für den „Heider Bergsee Campus“ in Brühl gedacht, fiel dort aber durch. „Weil das Grundstück im Wahlkampf in Brühl als Klimaschneise bezeichnet wurde“, wie Mertens erklärte.
Überraschung für die Lokalpolitik
In Alfter interessiert sich Mertens für den Kernbereich des Gewerbeparks Alfter Nord – eine völlige Überraschung für die Lokalpolitiker, die keinen Hehl daraus machten, dass sie sich von einem Gewerbepark in allererster Linie Steuereinnahmen versprechen. Kämmerer Nico Heinrich gab darum einen deutlichen Hinweis: „Wir dürfen nicht nur auf die Gewerbesteuer schauen. Es geht auch um Einkommenssteuer und Grundsteuer für die Wohnungen. Davon haben wir langfristig etwas. Auch die Kaufkraft der Bewohner ist zu beachten.“ Es sei leicht, jederzeit Investoren zu finden, die dort alles mit Hallen zupflasterten. Dies bringe aber nicht die erhofften Einnahmen. Bürgermeister Rolf Schumacher bezeichnete die Kurzvorstellung von Investor und Architekt im Rat als „ganz unverbindlich“. Sie war laut Investor mit nur ein oder zwei Wochen Vorlauf zustande gekommen. „Alfter hat sehr schnell auf unsere Anfrage hin reagiert“, sagte Mertens der Rundschau.
Grüner Campus
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Gebäude bilden den Grünen Campus in den Plänen für Alfter. Allerdings könnten die Gebäudeflügel anders angeordnet werden, als das für Brühl geplant war. Sie könnten einen Grundriss erhalten, der aus der Luft den Buchstaben ICO gleicht. (mfr)
Wie Marc Böhnke, der Geschäftsführer von „greeen architects“ erklärte, soll das für Brühl erstellte Konzept der drei Baukörper – zwei zum Wohnen, einer für die Bildung – auf Alfter übertragen werden. Es sei eine Holzmodulbauweise geplant. Die Präsentation des Büros als Unternehmen mit Augenmerk auf Nachhaltigkeit kam im Rat gut an. Wilhelm Windhuis (Grüne) findet, da könne man gerne „einen Gedanken dran verschwenden“. Bolko von Schweinitz (Freie Wähler Alfter) zeigte sich irritiert wegen der „groben Abweichung von der eigentlichen Zielsetzung“ dieses Gewerbeparks. Thomas Klaus (SPD) findet das Projekt „sehr interessant“. Es gehe um sieben oder acht Prozent der Gewerbefläche, und das sei „vertretbar“. Allerdings wollte er vom Investor wissen, ob es denn sicher sei, dass dort der Brühler Campus hinkomme. Mertens: „Wir planen nicht ins Blaue. Wir wissen, dass die Hochschule in Brühl dringenden Bedarf hat, und auch der Campus der Polizei.“ Auch aus wirtschaftlichen Überlegungen würden die Pläne nur mit einem soliden Vertrag umgesetzt.
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Klaus wollte auch wissen, wie viele Menschen das Projekt anlocke. Laut Mertens sind 300 bis 350 Wohneinheiten vorgesehen. Etwa 4500 Quadratmeter für Schulungs- und Lehrräume sehe das Konzept vor. Christopher Ehlert (CDU) bezeichnete das Vorhaben als „echte Chance“. „Wir laufen zwar Gefahr, weniger Einnahmen zu erzielen, aber haben die Chance auf mehr Kaufkraft und höhere Schlüsselzuweisungen des Landes.“ Ihm gefalle die Erklärung für den Namen „greeen architects“ sehr. Die drei „e“ stehen für die englischen Begriffe „ethical“, „ecological“ und „efficient“. „Ein schönes Wortspiel“, so Ehlert.
Mechtild Wallraff-Kaiser (Grüne) fiel allerdings auf, dass das Grundstück in Alfter nicht ganz so groß wie das in Brühl sei. Laut Investor standen in Brühl 27 000 Quadratmeter zur Verfügung, in Alfter geht es um 22 000 Quadratmeter. Bürgermeister Rolf Schumacher fand: „Wir haben nun eine Vorstellung, was dort geht.“ Der Investor werde „so etwas wie ein Dorf anlegen“. Dann sei Leben im Gewerbepark.