Markus Grünhagen hat seine Leidenschaft für historische Fahrzeuge zu seinem Beruf gemacht.
Großer AuftrittAegidienberger vermittelt historische Autos an Filmproduktionen

„Hätte ich das doch bloß schon viel früher gemacht“: Markus Grünhagen vermittelt historische Fahrzeuge für Filmproduktionen.
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Autos in Filmen sind ein alter Hut. Der Kintopp ist praktisch genauso alt wie das Automobil und hat sich mehr als einmal daran abgearbeitet. Selbst wenn Autos wie Hollywood-Käfer Herbie oder Wunderkiste Tschitti Tschitti Bäng Bäng mal nicht die Hauptrolle spielen, sind sie notwendige Requisite. Und wenn in einer TV- oder Kinoproduktion der vergangenen Jahre zeitgenössische Vehikel zu sehen waren, könnte Markus Grünhagen die Finger im Spiel gehabt haben.
Der Aegidienberger vermittelt notfalls komplette Fuhrparks. Ob Münster-Tatort, der Film über den Deutsche-Bank-Manager Alfred Herrhausen oder „Die Gewerkschafterin“ mit dem französischen Star Isabelle Huppert – Grünhagen hat schon allerhand Blech, historisch oder modern, vor die Kamera rollen lassen. „Filmfahrzeuge 1920 bis 2020“ steht auf seiner Visitenkarte, und die Kontakte zu Besitzern solcher Wagen kann er schon längst nicht mehr zählen.
Frühe Liebe zum Kino und zu schicken Autos
Die und seine alte Liebe zum Film und zu schicken Autos sind sein Kapital. Angefangen hat es wie so oft mit Spielzeugautos. Markus Grünhagen, Jahrgang 1963, hat sein erstes noch heute. Dazu kam eine Familie, die auch schon immer Wert auf nicht Alltägliches in der Garage legte. Seifenkisten haben er und seine Kumpels auch noch gebaut.
Die Kinderjahre verbrachte Markus Grünhagen in Uelzen, bis 1972 der Vater nach Bonn versetzt wurde. Als Teenager wurde aus dem Autofan auch noch der Filmfan, der im Saal im Post-Mattes-Eck an der Dollendorfer Straße in Oberpleis Stammgast war. „Da ging es mir aber schon meistens um die Autos im Film. Für mich ist bis heute James Bonds Aston Martin DB5 das Highlight.“
Für mich ist bis heute James Bonds Aston Martin DB5 das Highlight.
Der Film lockte ihn. Schon als Schüler hatte er mit Vaters Super-8-Kamera nebenher kleine Streifen gedreht. Am liebsten hätte er eine Filmhochschule besucht, begann dann aber doch erst einmal eine kaufmännische Lehre bei Rabenhorst in Unkel – wo er dann prompt mit seinem Karmann Ghia auffiel.

Auch alte Lkw und Motorräder kann Markus Grünhagen besorgen.
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In einem Godesberger Jugendzentrum leistete er Zivildienst. Dann probierte er es mit dem Studium, unter anderem der Architektur. Es kam anders, und aus dem Hobby Autoschrauben wurde ein halbprofessioneller Teilehandel für Vergriffenes, später ein Antiquariat für alles Gedruckte rund ums Auto, vom Typen- bis zum Werkstatthandbuch.
So groß die Oldtimer-Szene ist – man kennt sich. Über die Jahre wuchs die Zahl der Kontakte immer weiter, und das erwies sich als ideale Starthilfe, denn auch Leute aus der Filmwelt waren darunter. 2015 sprang der Motor dann so richtig geschmeidig an. Einer Filmproduktion war der Auto-Lieferant ausgefallen.
Mir ist wie den Filmleuten enorm wichtig, dass alles authentisch wirkt.
Grünhagens Name kam ins Spiel. Es ging um 35 Autos und darum, ob er das schaffe. „Ich war mir sicher, das ich das hinbekomme, und habe zugesagt.“ Für den Film „Der Staat gegen Fritz Bauer“ über den gegen Nazi-Verbrecher ermittelnden Staatsanwalt wurden Autos aus den 50er und den 60er Jahren benötigt. So etwas steht natürlich nicht auf Grünhagens Hof. Er weiß aber, wer es besitzt. Das Problem: Wie bekommt man die Eigner zum rechten Drehtag in der gewünschten Zusammensetzung an den Drehort?
Vermittlung ist eine „Riesenarbeit“ und ein „Riesenspaß“
„Es war eine Riesenarbeit, und am Ende hatte ich 70 Autos und 20 Motorräder vermittelt.“ Für „Cassandra“, eine Science-Fiction-Serie um ein Smarthome-Wesen mit Retroallüren, hat er ebenfalls die rollenden Requisiten besorgt. Darunter war für einen feinen 70er-Mercedes auch ein automobiles Double, weil der Filmwagen bei einem Crash nicht demoliert werden sollte.
Der verbeulte Benz diente später in einer Tatortfolge mit dem Münsteraner Duo noch einmal als Unfallwagen und wurde derart geschickt eingesetzt. Eine harte Nuss war der Film über Herrhausen. Die Macher wollten fünf Geländemotorräder in Mattschwarz. Grünhagen trieb sie auf. Kreativität war beim Einsatz für den Huppert-Film gefragt.
Einen alten Peugeot, der als Polizeiwagen auftreten sollte, ließ er per Folien-Beklebung Uniform tragen. „Mir ist wie den Filmleuten enorm wichtig, dass alles authentisch wirkt.“ So dürfen die Autos gern Patina haben. Hochglanz-Ausstellungsstücke sind weniger gefragt als Klassiker, die genau wie damals anrollen. Daher fahren auch oft die Besitzer die Autos durchs Bild. „Vor allem bei ganz alten Wagen wissen die einfach am besten, wie man sauber anfährt und bremst.“
Die Darsteller haben übrigens auch Spaß mit Grünhagens Autos. „Sam Riley als Ballettchoreograph John Cranko hat seinen Porsche geliebt.“ 15 Produktionen sind schon angelaufen mit Starthilfe aus Aegidienberg, und es wird weitergehen. Grünhagens Fazit: „Ich hätte nie damit gerechnet, was für eine Arbeit in der Filmfahrzeug-Vermittlung steckt.“ Und: „Es macht Riesenspaß. Hätte ich das doch bloß schon viel früher gemacht.“