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GrabgestaltungÖffentliche Prüfung der Friedhofsgärtner in Bad Honnef gilt auch der Nachwuchswerbung

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau setzt blühende Blumen auf ein Grab, das künftig als Mustergrab dient.

Genau geplant und später von den Prüfern kritisch in den Blick genommen: Ramona Griebel bei der Gestaltung eines Grabes auf dem Friedhof in Bad Honnef.

Auf dem Friedhof haben sieben Azubis ihre Abschlussprüfungen als Friedhofsgärtner abgelegt. Ihr Beruf verlangt viel Einfühlungsvermögen.

Die bunten Blüten des Wandelröschens und des flammenden Käthchens waren am Mittwochmittag durch ein Zeltdach noch etwas geschützt vor der Sommerhitze. Die Sonne verkraften die Pflanzen jedoch ganz gut, weiß Ramona Griebel. Deshalb hat die 33-jährige angehende Friedhofsgärtnerin aus Gemünd in der Eifel, die gerade noch im Schatten des Zeltdaches gearbeitet hat, Röschen und Käthchen ausgewählt.

„Der Standort ist sonnig und den Prüfungsteilnehmern bekannt“, heißt es in den Unterlagen des Fachverbands Friedhofsgärtner im NRW-Landesverband Gartenbau. Die ausgewählten Pflanzen – Ramona Griebel hat sich unter anderem für Eiben als Begleitgrün neben dem braunen, naturbelassenen Grabstein sowie für die Fetthenne als Bodendecker entschieden – müssten auch zur Größe des Grabes passen, erklärt sie.

Angehende Friedhofsgärtner arbeiten gerne an der frischen Luft

Und sie seien nicht zuletzt eine Frage des Preises, den der Kunde zu zahlen bereit ist. Die 33-Jährige aus der Eifel ist eine von sieben Auszubildenden im Beruf Friedhofsgärtner, die am Mittwoch auf dem neuen Friedhof im Süden der Stadt Bad Honnef in aller Öffentlichkeit ihre Abschlussprüfung ablegen.

Eigentlich, verriet Ramona Griebel zwischen zwei Prüfungsstationen, sei sie gelernte Physiotherapeutin. Doch sie habe aus dem „zeitlichen Trott“ herausgewollt. „Außerdem bin ich gerne draußen“, betont sie und macht sich auf den Weg, um eine Schale mit mindestens fünf Pflanzenarten zu gestalten – eine weitere von insgesamt fünf Prüfungsaufgaben.

Friedhofsgärtner müssten eine „Affinität zu Pflanzen und Natur“ mitbringen, sagt Marin Walser, Geschäftsführer des Fachverbands Friedhofsgärtner. Und sie müssten mit Menschen umgehen und kommunizieren können. Schließlich begleiteten sie eine trauernde Familie mitunter 20 bis 25 Jahre lang. Da könne sich eine „enge Beziehung“ entwickeln, sagt Martin Walser.

Die sieben neuen Friedhofsgärtner übernähmen wie alle ihre Kollegen „eine verantwortungsvolle Aufgabe: Sie verbinden Natur, Handwerk und Gestaltung mit einem hohen Maß an Einfühlungsvermögen“, so der Verband in einer Pressemitteilung.

Einer der Neuen ist Jeremy Viebahn aus Solingen, der am Vormittag schon die Stationen Pflanzenlehre, Pflanzenschutz und Dekoschalengestaltung hinter sich gebracht hatte. Bei der Pflanzenlehre sei es nicht ganz so gut gelaufen, gab der 22-Jährige seinen Eindruck wieder. „Die Praxis liegt mir mehr“, sagte der junge Mann, der die Abwechslung in dem Beruf des Friedhofsgärtners schätzt und wie seine Kollegin aus der Eifel gerne draußen ist, wie er gegenüber dieser Zeitung sagt.

Ein Mann und eine Frau gestalten im Schatten eines Baumes zwei Pflanzschalen.

Auch die Gestaltung einer Pflanzschale war eine Prüfungsaufgabe.

Da hat er die Station Grabgestaltung noch vor sich. Zu der gehört vor der Bepflanzung die genaue Vermessung und eine Planskizze für den (fiktiven) Kunden samt Kostenkalkulation. „Die Steigung zum Kopfende beträgt zwei Prozent“, heißt es in einer der Vorgaben.

Dass die Prüfer mit den Azubis im dritten Lehrjahr durchaus Klartext reden, muss einer der Prüflinge bei der Präsentation seiner Pflanzschale erfahren. Es fehlten Blüten und zum Teil seien die Pflanzen schon ein bisschen verblüht, monieren sie. Ob er selbst 90 Euro für solch ein Produkt bezahlen würde? Eher nicht, räumt der junge Mann ein.

Die am Mittwoch nahe der Kapelle auf dem neuen Friedhof gestalteten Gräber bleiben vorerst als Mustergräber der Friedhofsgärtnerei Paeseler erhalten. Deren Chefin Manuela Brammer hatte die öffentliche Prüfung nach Bad Honnef geholt und sich um alle Vorbereitungen gekümmert. Ausdrücklich lobte sie die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung.

Sie habe die Flächen zur Verfügung gestellt und untere anderem Vorsorge getroffen, dass an diesem Tag keine Beisetzung stattfindet. Manuela Brammer hat den 95 Jahre alten Familienbetrieb vor 35 Jahren von ihrem Vater übernommen. „Für mich kam nie etwas anderes infrage“, sagt sie über den Beruf des Friedhofsgärtners. „Das ist kein Beruf, das ist eine Berufung.“