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SiebengebirgeGrüne in Bad Honnef und Königswinter erleiden bei Europawahl „herbe Verluste“

Lesezeit 3 Minuten
Eine Gruppe von Menschen bei einer Kundgebung, im Vordergrund ein Schild mit der Aufschrift "Liebe bunt statt braun".

Noch am Freitag fand in Königswinter auf dem Marktplatz eine Kundgebung für die Demokratie in Europa statt.

Alle demokratischen Parteien beklagen das Abschneiden der AfD.

Es war zwei Tage vor der Europawahl am Sonntag, als Königswinters Bürgermeister Lutz Wagner bei der Kundgebung des Bündnisses für Demokratie in Europa sagte: Populistische und rechtsextreme Parteien seien „definitiv keine Alternative für Deutschland und Europa“.

Das sahen 2091 Menschen in Königswinter und 1117 in Bad Honnef anders. Sie machten ihr Kreuz auf dem Stimmzettel bei der AfD und verhalfen ihr so in Königswinter zu 9,06 Prozent der Stimmen (2019: 7,00) und in Bad Honnef zu 8,14 Prozent (2019: 5,73 Prozent).

CDU hat in Bad Honnef 600 Wähler hinzugewonnen

Jonathan Grunwald, Vorsitzender der CDU Bad Honnef und Landtagsabgeordneter in Düsseldorf, zeigte sich am Tag nach der Wahl auf der einen Seite erfreut, dass seine CDU mit 33,07 Prozent (2019: 29,96 Prozent) über dem Bundesdurchschnitt liege und 600 Wähler in Bad Honnef habe hinzugewinnen können.

Aber große Sorgen mache ihm, dass auch in Bad Honnef „so viele Menschen den Rechtsextremen ihre Stimme gegeben haben“.  Zwar hätten die Bündnisse für Demokratie zum Schulterschluss der demokratischen Parteien geführt, es sei aber in vielen Fällen nicht gelungen, die Menschen von einer Wahl der AfD abzubringen.

Königswinter: CDU-Chef sieht Bestätigung für gute Arbeit seiner Partei

1117 Stimmen für die AfD seien 1117 zu viel. Die demokratischen Parteien müssten den Menschen mit ihren Sorgen zuhören und ihnen Antworten geben.

Auch in Königswinter liegt die CDU mit 33,39 Prozent der Stimmen (2019: 29,58 Prozent) über dem Bundesschnitt und auf Platz 1. Parteivorsitzender Christian Steiner spricht von einem „sehr guten“ Ergebnis, man sei auf dem Niveau der letzten Kommunalwahl. Steiner: „Das spricht für unsere gute Arbeit.“ Besorgniserregend sei hingegen – vor allem auf Bundesebene – das Abschneiden der AfD.

Immer noch zweitstärkste Kraft sind in beiden Siebengebirgsstädten die Grünen, obwohl sie in Königswinter „nur“ noch auf 17,19 Prozent (2019: 27,59 Prozent) und in Bad Honnef auf 17,12 Prozent (2019: 27,97 Prozent) der Stimmen kamen.

Das sei „deutlich, deutlich schlechter“ als vor fünf Jahren, räumt Daniela Birkelbach ein, die Co-Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen in Bad Honnef. Die Stimmen für die AfD machten ihr aber mehr Sorgen, betonte die Grüne. 2019 sei die Stimmung eine ganz andere gewesen, Klimaschutz stand damals mehr im Mittelpunkt. Derzeit verbänden viele Menschen das Thema eher mit persönlichen Einschränkungen.

Grüne in Bad Honnef haben neue Mitglieder gewonnen

Gleichwohl spüre sie, „dass die Stimmung in Bad Honnef sehr Grün ist“. Allein in diesem Jahr habe man schon rund 15 neue Mitglieder gewinnen können. Ziel bei der Kommunalwahl sei es, wieder zweitstärkste Kraft zu werden.

Er sei „hin- und hergerissen“, sagt Klaus Ruppert, Co-Vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in Königswinter. Man sei zwar immerhin noch zweitstärkste Kraft in der Drachenfelsstadt, gleichwohl habe es „herbe Verluste“ gegeben.

Da habe stark der bundespolitische Trend eine Rolle gespielt, vor allem „das Gesamtbild der Koalition“ in Berlin. Für die Kommunalwahl 2025 brauche man „mehr sichtbare Ergebnisse“. Zwar benötigten Themen wie der Ausbau der Fahrradinfrastruktur eine solide Planung, aber man dürfe „nicht immer nur planen, man muss auch was auf die Straßen bringen“. Die Kommunen hätten allerdings zurzeit finanziell und personell wenig Bewegungsspielraum.

FDP Bad Honnef freut sich über das beste Ergebnis im Rhein-Sieg-Kreis

„Nicht glücklich“ mit dem Ergebnis der Wahl ist auch Klaus-Jürgen Hütter, Vorsitzender der SPD Bad Honnef. Sie kam auf 14,31 Prozent der Stimmen nach 14,89 Prozent im Jahr 2019. In der Kommunalpolitik müsse man Themen noch stärker kommunizieren und frühzeitig publik machen, damit die Bürger sich einbringen könnten.

Beispielsweise mit der Entwicklung von Selhof-Süd habe die SPD genau das getan. Die SPD Königswinter kam auf 13,70 Prozent nach 14,64 Prozent vor fünf Jahren. Während die FDP in Königswinter 8,95 Prozent der Stimmen holte (2019: 8,10 Prozent) kamen die Liberalen in Bad Honnef auf 9,55 Prozent (2019: 8,69 Prozent). Auf ihrer Homepage dankt die FDP Bad Honnef ihren Wählern „für das beste FDP-Ergebnis im Rhein-Sieg-Kreis“.