AusstellungFotografin macht jüdisches Leben im Kunstraum Bad Honnef sichtbar

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Die Fotografin  Kornelia Danetzki  mit einem ihrer Bilder. 

Bad Honnef – Die in eine Stützmauer eingelassene Gedenktafel für die Bad Honnefer Synagoge in der Kirchstraße, die es dank einer Initiative des Bad Honnefer Bürgers Richard Vreden seit 1979 gibt, führt ein wenig ein Schattendasein. Sie steht nur einmal im Jahr – beim Pogromgedenken – wirklich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Dass auf dem Gelände der heutigen Tankstelle oberhalb der Mauer bis 1938 die Bad Honnefer Synagoge stand, wissen aber wohl die wenigsten, die täglich mit dem Auto die Linzer Straße befahren. Ebenso, dass das Haus Rommersdorfer Straße 22 nach einem Zwangsverkauf an die Stadt Bad Honnef von 1941 an als sogenanntes „Judensammelhaus“ diente. Oder dass im Haus Rommersdorfer Straße 32 Albert Leopold ab 1899 eine koschere Schlachterei betrieb.

Orte und Häuser in Bad Honnef, hinter denen sich jüdisches Leben verbirgt

„Jüdisches Leben wird zu wenig sichtbar gemacht“, sagte Christiane Lingenthal bei der Eröffnung einer Fotoausstellung im Kunstraum Bad Honnef, die eben einen Beitrag gegen diese Nichtsichtbarkeit leisten will. Die Fotografin Kornelia Danetzki hat Häuser und Orte in Bad Honnef fotografiert, hinter denen sich jüdisches Leben verberge, die aber auch für die Geschichte von Menschen stünden, die gedemütigt, verfolgt und ermordet wurden, wie Christiane Lingenthal betonte.

Die Ausstellung „Orte jüdischen Lebens in Bad Honnef“ ist ein weiterer Baustein des Projekts „Erinnerung und Gegenwart jüdischen Lebens in Bad Honnef“, das anlässlich des Stadtjubiläums „1100 Jahre Honnef“ initiiert wurde und das nach den Worten von Bürgermeister Otto Neuhoff als Verein weitergeführt werden solle.

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Zeugnis jüdischen Lebens in Bad Honnef: Der jüdische Friedhof in Selhof „Auf der Helte“, auf dem von 1666 an Menschen beigesetzt wurden.  84 Grabsteine sind noch vorhanden.  

Kornelia Danetzki, 1958 in Ibbenbühren geboren und bundesweit als freie Fotografin tätig, lebt seit neun Jahren in Bad Honnef. Sie habe auch nicht gewusst, dass es in Bad Honnef eine Synagoge gab, sagte sie am Rande der Ausstellung. Und die Stolpersteine, die – wie in vielen Städten – auch in Bad Honnef an das Schicksal verfolgter und ermordeter jüdischer Mitbürger erinnern, habe sie nicht bewusst wahrgenommen. Bis Christiane Lingenthal sie auf das Fotoprojekt ansprach.

Danetzki zeigt Wohnhäuser jüdischer Bürger, zum Teil auch die dazugehörigen Stolpersteine, aber beispielsweise auch den jüdischen Friedhof in Selhof, auf dem von 1666 bis 1947 Menschen bestattet wurden. 84 Grabsteine, so steht in einem Begleittext der Ausstellung, seien noch vorhanden, darunter das älteste erhaltene Grab von 1666. Auch im Bild: Das Feuerschlösschen, das heute zum Siebengebirgsgymnasium gehört, das aber von Mitte 1934 als „Gauschulungsburg“ zur Ausbildung von NS-Führungspersonal diente.

„Der Antisemitismus“, heißt es in einem der Begleittexte, „lebte in der Mitte der Gesellschaft“ Bewusst hat sich Kornelia Danetzki für Schwarz-Weiß-Fotos entschieden. „Farbe nimmt zu viel weg“, sagte sie. „Durch die Reduktion der Farbe erfolgt eine Konzentration auf das Wesentliche in den Motiven“, schreibt der Verein zur Förderung von Kunst und Kultur, der den Honnefer Kunstraum betreibt, auf seiner Internetseite.

Kunstraum Bad Honnef, Rathausplatz 3, bis 13. November; Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag 16 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 13 Uhr.

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