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Sex mit Mädchen im Live-ChatBonner Lehrer wegen 44-fachen Kindesmissbrauch angeklagt

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Hier soll der Prozess im Herbst starten: Vor einer Jugendschutzkammer des Bonner Landgerichts. (Archivfoto)

Hier soll der Prozess im Herbst starten: Vor einer Jugendschutzkammer des Bonner Landgerichts. (Archivfoto)

Bonn – Nachts soll der Lehrer vor dem PC auf der Lauer gelegen und online nach jungen Mädchen Ausschau gehalten haben. Mit Vorliebe suchte er nach Acht- bis Zwölfjährigen in den Vereinigten Staaten, aber auch in Frankreich, Großbritannien oder Holland.

Missbrauch bewusst verdeckt

Zunächst lobte der 43-jährige Pädagoge nach Erkenntnissen der Bonner Staatsanwaltschaft die „Girls“, umgarnte sie mit Komplimenten, dann verleitete er sie zu Tänzen oder Purzelbäumen und bat sie, sich auszuziehen und freizügig zu zeigen, wie schön sie sind: „You make me happy – Du machst mich glücklich“, soll er mit den fernen Kindern geflirtet haben, um sie schließlich zum Sex via Bildschirm zu animieren. „I´m in a naughty, dirty mood – Ich bin in einer ungezogenen, dreckigen Stimmung“, versprach er ihnen. Oftmals wechselten die ungleichen Partner dann in geschlossene Chats, um den Missbrauch im Geheimen weiter zu treiben.

Der Mann, der systematisch auf Sexjagd mit Kindern gegangen sein soll, hat tagsüber an einer Bonner Schule unterrichtet. Die Bonner Staatsanwaltschaft hat den 43-jährigen Studienrat jetzt wegen Verbreitung kinderpornografischer Schriften sowie Kindesmissbrauchs in 44 Fällen angeklagt, wie Gerichtssprecher Tobias Gülich am Montag mitteilte. Laut Anklage soll der Pädagoge die Mädchen entweder dazu gebracht haben, sich nackt zu zeigen und sexuelle Handlungen an sich selbst vorzunehmen oder sie mussten ihm beim Sex zuschauen. In weiteren zahlreichen Fällen soll er den minderjährigen Chatpartnerinnen – so die Anklage – Kinderpornos oder auch Nacktfotos von sich selbst zugeschickt haben, um sie zu animieren. Die virtuellen Sex-Chats soll der Angeklagte laut Gülich zudem mit einer speziellen App aufgezeichnet und auf seinem Computer gespeichert haben.

Ein Jahr lang unentdeckt

Über ein Jahr lang konnte der Angeklagte im Schatten des Netzes agieren, bis amerikanische Fahnder seine IP-Adresse beim Hochladen von Kinderpornos „abfischen“ konnten. Das Bundeskriminalamt (BKA) bekam einen Hinweis und die Bonner Staatsanwaltschaft kam dem Bonner Lehrer auf die Spur. Das ganze Ausmaß des missbräuchlichen Chatverkehrs jedoch wurde erst nach einer Hausdurchsuchung im März 2018 offenbar, bei dem mehrere elektronische Speichermedien und Rechner sichergestellt wurden.

Neben den aufgezeichneten Live-Chats beschlagnahmten die Bonner Ermittler zahlreiche kinder- und jugendpornografische Schriften und mehr als 400 Porno-Videos.

Erdrückendes Beweismaterial

Die Schule wurde umgehend informiert, der Studienrat ist seitdem vom Schuldienst suspendiert. Zu den Vorwürfen hat der 43-Jährige sich bislang nicht geäußert. Das Beweismaterial jedoch ist laut Staatsanwaltschaft erdrückend. Auch wenn keines der missbrauchten Mädchen in Bonn als Zeuge auftreten wird, da sie nicht zu identifizieren sind. Um jedoch das Alter der Chatpartnerinnen feststellen zu können, wurde ein Gutachter beauftragt.

Der Prozess soll im Herbst vor einer Jugendschutzkammer des Bonner Landgerichts starten.

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