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AschermittwochsritualPortemonnaies in der Swist und im Rhein ausgewaschen

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Wie bei einer Beerdigung: "Tränen" nicht nur bei "süer doubel" Hans Udo Rosen von den Stadtsoldaten Meckenheim.

Wie bei einer Beerdigung: 'Tränen' nicht nur bei 'süer doubel' Hans Udo Rosen von den Stadtsoldaten Meckenheim. 

Aschermittwoch ist alles vorbei. Eine traurige Realität, der sich Narren meist mit leerem Portemonnaie konfrontiert sehen. In Meckenheim und Bornheim ist es Tradition, der Wiederbefüllung des Geldbeutels mit einer kräftigen Waschung bei aller Trauer munter nachzuhelfen.

Am Dienstagabend brannten bereits die Nubbel in Alfter und Meckenheim. Am Aschermittwoch blieben die prachtvollen Karnevalsornate im Schrank, schwarze Trauerkleidung wurde angelegt, die Männer trugen Frack und Zylinder und machten sich in Bornheim und Meckenheim mit gespielter Trauer auf den Weg zum Schlussakt der närrischen Session.

In der Apfelstadt pflegen die Stadtsoldaten dieses Ritual an der Swist, und auch in Bornheim machten sich die Gesellschaften mit Bürgermeister Christoph Becker auf den Weg ans Wasser. Der führte in Hersel ans Rheinufer, um die leeren Geldbeutel und die lediglich mit ein paar bunten Steinchen gefüllte Stadtkasse im Rhein auszuwaschen, damit die Säckel spätestens am Elften im Elften wieder prall gefüllt wären.

Noch einmal trafen sich alle Tollitäten der abgelaufenen Session und Vertreter einiger Dorfgemeinschaften und Ortsausschüsse mit dem Stadtchef zum traditionellen Portemonnaieauswaschen im Restaurant „Kaiser Garden“. „Wir haben heute alle einen Grund, uns zu freuen. Es war eine rundum schöne und gelungene Session, alles verlief friedlich, auch während der Züge, wo Tausende am Straßenrand standen, es gab keine nennenswerten Vorfälle“, bilanzierte Bürgermeister Becker.

Die Geldbeutel und die Stadtkasse von Bornheim sind leer. Die Tollitäten der abgelaufenen Session treten am Herseler Rheinufer mit Bürgermeister Christoph Becker zum Portemonnaieauswaschen an Aschmermittwoch an.

Die Geldbeutel und die Stadtkasse von Bornheim sind leer. Die Tollitäten der abgelaufenen Session treten am Herseler Rheinufer mit Bürgermeister Christoph Becker zum Portemonnaieauswaschen an Aschmermittwoch an.

Für den Stadtchef, der im Herbst 2020 die Nachfolge von Wolfgang Henseler antrat, war dies die erste „richtige“ Session. Wegen der Corona-Pandemie wurden in den vergangenen beiden Jahren bekanntlich Sitzungen, Prinzenempfänge und Züge abgesagt oder fanden, wie der Tollitätentreff, nur digital gestreamt statt. „Ich habe jetzt auch erlebt, was es für die vielen ehrenamtlichen Karnevalisten bedeutet, all dies zu organisieren, um den Menschen Freude zu bereiten“, erklärte Becker. Daher werde er bei den bevorstehenden Haushaltsberatungen auch vorschlagen, im Zuge der freiwilligen Leistungen sämtliche Ortschaften, die Karnevalszüge durchführen, mit 5000 bis 10.000 Euro pro Session zu unterstützen.

Positives Feedback gab es laut Becker auch von der Polizei, den Hilfsdiensten und dem Ordnungsamt. So habe es nur einen nennenswerten Vorfall am Rande des Bornheimer Zuges gegeben, wo es zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen war. Es gab eine Rangelei, die eine dritte Person mit dem Handy filmen wollte. Die Polizei schritt ein, nachdem die Person aber weiterfilmen wollte, wurde sie in Gewahrsam genommen. Es gab zudem kleinere, leichte Unfälle, unter anderem in Widdig, die aber mit den Zügen selbst nichts zu tun gehabt hätten, so Becker.

Bewährt hat sich der neue Zugweg am Weiberfastnachtstag in Roisdorf und die erstmals eingerichtete Partyzone für Jugendliche auf dem Otto-Wels-Platz, dem Parkplatz vor dem Rathaus. Die Stadt hatte die Grünanlagen und Bäume auf dem Areal bereits Tage zuvor mit Schutzgittern eingerüstet. Für die Party engagierte die Stadt einen DJ. Allerdings gab es Kritik von einigen Jugendlichen: Statt der gespielten Rave- und Technomusik hätten sie lieber mehr Karnevalslieder gehört: „Das lässt sich für die kommende Session leicht ändern“, versprach Becker.

Roisdorf: Neuer Zugweg „absolut gelungene Sache“

Durch den Zugweg und die Partyzone kam es auch nicht wie in früheren Jahren zu Alkoholexzessen: „Rückblickend lässt sich sagen, dass die Neuerungen die richtige Entscheidung waren“, betonte der Bürgermeister: „Das wurde mir auch von den Bürgern, Ordnungskräften und Zugteilnehmern so gesagt.“

Dies konnte auch Roisdorfs Prinzessin Sabine I. der Rundschau gegenüber nur so bestätigen: „Der neue Zugweg war eine absolut gelungene Sache. Gerade im Oberdorf gab es sonst immer große Lücken, diesmal hatte sich alles gleichmäßig über den Ort verteilt.“ Auch der neuralgische Punkt an der Ecke Siegesstraße/Brunnenstraße, an dem es oft eng und ungemütlich wurde, konnte durch die neue Wegführung entschärft werden. „Wir waren alle froh, dass wir wieder feiern durften, wir Tollitäten hatten alle eine tolle Zeit“, brachte es Prinz Theo II. aus Merten auf den Punkt.

Auch Hersels Prinzessin Andrea I. zeigte sich begeistert von der tollen Session. Sie freut sich aber nun erst einmal auf ein paar erholsame Tage mit ihrem Prinzgemahl Herbert II. in Oberstdorf.