Die letzten Spargelstangen im Vorgebirge sind geerntet. Die Qualität des Gemüses war gut. Der Bornheimer Landwirt Klaus Langen beschreibt die Saison aber als „unterdurchschnittlich“.
Bilanz gezogenTeils hohe Einbußen für Spargelbauern im Vorgebirge

Eine Handvoll Spargel aus einem Hofladen
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Die letzten Spargelstangen im Vorgebirge sind geerntet. Das „große Stechen“ ist pünktlich zum Johannistag am 24. Juni, auch „Spargelsilvester“ genannt, vorbei. Jetzt haben die Spargelpflanzen wieder Zeit, Kraft zu sammeln. Auf etlichen Dämmen steht inzwischen das Kraut bereits hoch und in Blüte.
Einvernehmlich verkündeten viele Landwirte: „Die Qualität des Spargels war fantastisch!“ Das galt aber nicht für die Menge: Der Bornheimer Landwirt Klaus Langen beschreibt die Saison sogar als „unterdurchschnittlich“ mit Ernte-Einbußen von 30 bis 40 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Die Pflanzen haben noch unter dem Trockenstress des vergangenen Jahres gelitten
„Die Pflanzen haben noch unter dem Trockenstress des vergangenen Jahres gelitten“, erklärte er. Aufgrund der Unterversorgung an Wasser im Jahr 2022 sei in diesem Jahr einfach nicht so viel Spargel gewachsen. Aber die Nachfrage sei höher gewesen als im Vorjahr. Noch liege der Absatz aber unter dem Niveau vor dem Ausbruch des Angriffskrieges auf die Ukraine. „Seitdem sind die Verbraucher schon merklich zurückhaltender im Kauf solcher Luxuslebensmittel.“
Trotzdem schaut Landwirt Karl-Heinz Steiger zufrieden auf die zurückliegende Saison. Zwar seien die Spargelstangen wegen der Trockenheit ein bisschen kürzer gewesen und die Ernte habe wegen des kalten Frühjahrs etwa zwei Wochen später als im Vorjahr begonnen, der Verkauf sei jedoch wider Erwarten gut gelaufen. In Trockenstress sei das Gemüse nicht geraten: „Wir konnten die Pflanzen im Sommer auch bewässern“, erklärte er.
Ein Drittel der Fläche gar nicht erst abgeerntet
„Allerdings haben wir wegen der zuvor geringeren Nachfrage auch etwa ein Drittel der bepflanzten Fläche nicht abgeerntet“, ergänzte Steigers Tochter, die Landwirtin Margarete Ribbecke. Spargel gibt es bei ihr im Hofladen noch diese Woche. Deutlich schlechter läuft laut Steiger die Rhabarberernte. Die Trockenheit in den Jahren 2021 und 2022 hätten den Stauden ordentlich zugesetzt. „Einige Kollegen haben deswegen sogar komplett auf die Rhabarberernte verzichtet, damit sich die Pflanzen erholen können“, so Steiger.

Auf vielen Feldern ist der Spargel schon tüchtig ins Kraut geschossen. In dieser Woche gibt es auf dem Gemüsehof Steiger bei Margarete Ribbecke dennoch frischen Bornheimer Spargel.
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Aufgrund der teils doppelten Folientunnel auf seinen Dämmen hat Landwirt Johannes Saß aus Hersel schon relativ früh mit dem Stechen beginnen können. Zu Beginn der Saison sei der Spargel aber noch langsam gewachsen. Zur Erntemenge und zur Nachfrage äußerte er sich zufrieden: „Wir konnten für alle unsere Kunden Spargel anbieten.“
„Es gab aber schon bessere Jahre“, bilanzierte hingegen Landwirt Alexander Thomas von Dom-Spargel. Wie viele seiner Kollegen vermarktet auch er einen Teil seiner Produkte direkt an den Endverbraucher. Seine roten Verkaufsbuden sind im gesamten Rhein-Sieg-Kreis bekannt. Was die Vermarktung über den Lebensmitteleinzelhandel betreffe, sei nur zum Saisonstart der Preis für die Produzenten gut gewesen, als es wegen der Kälte zunächst nicht viel Spargel gab. „Als mit den wärmeren Tagen auch die Erntemenge zunahm, ist der Preis schnell auf knapp fünf Euro pro Kilo gesunken“, merkte er an.
Als mit den wärmeren Tagen auch die Erntemenge zunahm, ist der Preis schnell auf knapp fünf Euro pro Kilo gesunken
Dafür lohne es sich nicht mehr, Spargel zu stechen. Landwirte bekämen nicht die Preise, die brauchen. „Wir haben deswegen bereits vor dem offiziellen Saisonende viele Flächen stillgelegt“, erklärte er.
Anders ist das bei dem Bornheimer Landwirt Hubertus von Groote. Er fährt seine Spargelernte langsam herunter. In seinem Hofladen in Köln-Marsdorf wird es deswegen in den kommenden Tagen noch Spargel geben.
Spargelkönigin steht 100-prozentig hinter dem Produkt
Ein bisschen wehmütig ist die Bornheimer Spargelkönigin Kerstin Oldendorf. Nach zwei Jahren muss sie die Krone nun ablegen. Ihre Zeit als Bornheimer Spargelkönigin ist vorbei. Sie sei stolz gewesen, den Spargel und die Region repräsentieren zu dürfen. „Es war eine spannende Zeit für mich mit ganz tollen Einblicken in die Betriebe und in unsere Region.“ Dabei habe sie vor allen Dingen gemerkt, wie gut und wichtig die Großveranstaltung „Bornheimer Frühlingserwachen“ für die Landwirte, aber auch für die Verbraucher sei.
Ich esse Spargel sehr gerne und habe sehr viele neue Zubereitungsvarianten kennenlernen dürfen
„Diese Veranstaltung bietet den Erzeugern die Möglichkeit, den Verbrauchern vor Ort zu zeigen, auf welch hohem Niveau hier Lebensmittel produziert werden“, erklärte sie. Für die Verbraucher gebe es kaum eine bessere Gelegenheit, einmal in die Betriebsabläufe der modernen Landwirtschaft im Vorgebirge hineinzuschauen. Für sie sei dabei natürlich der echte Bornheimer Spargel ein tragendes Thema gewesen. Das Königsgemüse zu repräsentieren sei ihr leichtgefallen, sie stehe 100-prozentig hinter dem Produkt. „Ich esse Spargel sehr gerne und habe sehr viele neue Zubereitungsvarianten kennenlernen dürfen.“