Feuerwehrübung in BornheimFeuerwehrleute setzten sich enormer Hitze aus

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Am Wochenende nahmen rund 120 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Bornheim auf dem Dorfplatz in Kardorf an einer Realbrand- und Heißausbildung teil. Ein Mitarbeiter der Firma "Feuercon" legte Holzpaletten nach, um das Feuer im Übungscontainer weiter anzuheizen.

Im Übungscontainer herrschten Temperaturen zwischen 400 und 600 Grad.

Üben unter realen Bedingungen eines Großbrandes: 120 Bornheimer Feuerwehrleute setzten sich am Wochenende bei einer sogenannten Realbrand- und Heißausbildung enormer Hitze und starkem Rauch aus.

Es war stockdunkel, die Sichtweite betrug maximal einen halben Meter und vor allem war es heiß. Knapp 30 Minuten kämpfte sich Thorsten Krips durch eine verrauchte Containeranlage, aus einem Raum schlugen ihm Flammen entgegen, drei Personen sollten sich in den Räumlichkeiten befinden, die es zu retten galt ... Glücklicherweise handelte es sich bei der dargestellten Situation um keinen Ernstfall. Krips, der der Löschgruppe Widdig angehört, war einer von rund 120 Atemschutzgeräteträgern der Freiwilligen Feuerwehr Bornheim, die am Wochenende auf dem Dorfplatz im Kardorfer Gewerbegebiet neben dem Discounter an einer sogenannten Realbrand- und Heißausbildung teilnahm. Regelmäßige Fortbildungen und Übungen gehören zum Alltag der Wehrleute, doch diese Ausbildung war etwas ganz Besonderes, wie Ulrich Breuer, Pressesprecher der Bornheimer Freiwilligenwehr, erläuterte. Erstmals bot die Stadt ein solches Training unter Realbedingungen an.

Zwei Container als Übungsräume

Das Szenario: Profis der Firma „Feuercon“ aus Erkrath platzierten eine mobile Ausbildungsanlage auf dem Dorfplatz. Die zwei Container mit einer Übungsfläche von rund 60 Quadratmetern waren eingerichtet wie eine gewöhnliche Wohnung unterteilt in Küche, Schlaf- und Kinderzimmer, im hinteren Teil der Fläche befand sich ein echter Brandherd, der immer wieder mit Holzpaletten weiter entfacht wurde. Beißender Qualm machte sich im Inneren der Anlage breit. Aus den Türrahmen drang Rauch nach außen. In dem Gebäude sollten sich zudem noch ein Kind und zwei Erwachsene befinden, dargestellt von Dummys. Zudem standen in dem Küchenraum noch Gasflaschen, die geborgen werden mussten, bevor sie explodierten. Es galt, den Brand zu löschen und die Opfer zu retten und sich gleichzeitig an die unterschiedlichen Temperaturen zu gewöhnen und verschiedene Brandphänomene kennenzulernen. Was genau die Kameraden erwartete, wussten sie im Vorfeld nicht: „Genauso wie bei einem richtigen Einsatz, es waren eben Realbedingungen“, schilderte Thorsten Krips.

Das Szenario entsprach einem Brand der Stufe drei, also einem Großbrand. Zu solchen Bränden rücken die Kameraden pro Jahr zwischen fünf- und zehnmal aus bei ungefähr 100 Brandeinsätzen insgesamt, erklärte Ulrich Breuer. Alles in allem fahren die Kollegen bis zu 300 Einsätze pro Jahr. Ziel der Übung war es aber vor allem, unter realen Hitzebedingungen eines Großbrandes zu trainieren. In dem Container wurden 400 bis 600 Grad erreicht. „Das ist ein vollkommen anderes Szenario als die Trockenübungen mit Diskonebel, unter denen die Kameraden sonst trainieren“, erläuterte Ulrich Breuer. In Kardorf wurden sie mit richtigen Flammen und enormer Hitze konfrontiert.

Besonders wichtig ist natürlich die passende Schutzausrüstung: „Bei einer solchen Übung lernen sie ihre Schutzkleidung richtig kennen, aber auch die Grenzen der Schutzkleidung,“ so Breuer weiter. 20 bis 25 Minuten können sich die Feuerwehrleute maximal einer solchen Situation aussetzen, so lange halten in etwa die Ladungen Atemschutzgeräte. Diese Realbrand- und Heißausbildung ist laut Breuer sicherlich die „effektivste, aber auch aufwändigste Form einer Einsatzübung“ und stellte für die Stadt Bornheim ein Novum dar.

Beliebig wiederholen lässt sich daher solch eine Trainingseinheit auch nicht. Laut Kämmerer Ralf Cugaly, der sich ebenso wie Bürgermeister Christoph Becker und Ordnungsamtsleiterin Sabine Walter vor Ort ein Bild machte, kostete diese Ausbildung rund 16.000 Euro: „Für die Sicherheit der Bürger ist das gut angelegtes Geld“, meinte Cugaly.

Von Freitag bis Sonntag nahmen pro Tag 40 Leute verteilt über fünf Schichten à zwei Stunden an dieser Großübung teil. Die Trupps wurden jeweils von einem erfahrenen Trainer begleitet, der die Anlage überwachte und steuerte und im Notfall auch Hilfestellung leisten konnte. Da es auf dem Areal zu Rauch- und Geruchsentwicklungen kam, wurde zuvor eine Betriebsgenehmigung des Landesamtes für Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz NRW eingeholt. Zum Einsatz kamen nur Paletten aus unbehandeltem Holz, vornehmlich Einwegpaletten. Daher war die Übung umweltschutzrechtlich unbedenklich.


So werden Kameraden bei der Feuerwehr ausgebildet: Neben einer Grundausbildung ist eine Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger (AGT) Kernbestandteil der Grundausbildung eines aktiven Feuerwehrkameraden. Im Anschluss müssen die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten in bestimmten Fristen wiederholt und aufgefrischt werden. Neben der gesundheitlichen Eignung und einer jährlichen Belastungsübung auf der „Feuerwehr-Atemschutzstrecke“ muss jeder Atemschutzgeräteträger einmal jährlich eine Einsatzübung unter Atemschutz nachweisen.

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