Bornheim-HerselWM-Spiel sorgte für leere Stühle beim Bürgerdialog

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Nur wenige Stühle waren beim Bürgerdialog mit Bürgermeister Christoph Becker in der Herseler Rheinhalle besetzt.

Nur wenige Stühle waren beim Bürgerdialog mit Bürgermeister Christoph Becker in der Herseler Rheinhalle besetzt.

Kein glückliches Händchen hatte die Bornheimer Stadtverwaltung bei der Ansetzung eines Bürgerdialogs in Hersel. Bürgermeister Becker hatte sich den Abend des entscheidenden dritten WM-Gruppenspiels der deutschen Nationalmannschaft ausgesucht

„Ich muss zugeben, dass wir bei der Planung der Termine für die Bürgerdialoge den Spielplan der Weltmeisterschaft nicht auf dem Schirm hatten“, räumte Bürgermeister Christoph Becker am Donnerstagabend ein. Die meisten Stühle in der Herseler Rheinhalle waren frei geblieben. Möglicherweise lag dies an dem Spiel der deutschen Mannschaft gegen Costa Rica, das zwei Stunden nach Beginn des Bürgerdialogs angepfiffen wurde. Nach der überaus positiven Erfahrung mit dem ersten Bürgerdialog in Walberberg, zu dem mit rund 200 Gästen deutlich mehr Besucher kamen als erwartet, hatte das Team des Fördervereins Rheinhalle gut 200 Stühle aufgestellt. Letztlich kamen nur rund 50 interessierte Bürger.

„Betriebsausflug“ der Verwaltung

Dabei standen viele Themen auf der Agenda, die von den Anwesenden auch lebhaft diskutiert wurden. Aus diesem Grund war Christoph Becker, der gemeinsam mit Ortsvorsteher Toni Breuer eingeladen hatte, auch mit zahlreichen Verantwortlichen aus der Verwaltung nach Hersel gekommen: „Das ist heute fast schon ein Betriebsausflug“, scherzte er am Rande der Veranstaltung.

Rheinufer ist nicht sicher

Dass das Rheinufer zwischen Widdig und Hersel an vielen Teilen nicht sicher ist, hat sich zuletzt nach der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 gezeigt. In Hersel mussten Teilstücke des Rheinuferweges abgesperrt und provisorisch gestützt werden. Die Problematik sei hinlänglich bekannt, so Becker: Bereits in den 1960er Jahren hatte sich Bornheim, damals noch Gemeinde, wegen des Rheinufers an die Bundespolitik gewandt. Vergeblich. 2009 ergab ein erstes Gutachten, dass die Uferbefestigung nicht standsicher und „akut gefährdet“ sei, so Ingrid Reuber vom Recht- und Vergabeamt.

Die Stadt führte erste Arbeiten zur Sicherung 2011 durch. Seitdem streiten sich Stadt, Bund und Land über die Übernahme der entstandenen Kosten, für die Bornheim in Vorleistung ging. Drei Gerichtsverfahren laufen. 2023 soll nun ein neues Vorgutachten in Auftrag gegeben werden, indem weitere Maßnahmen vorgestellt werden. Das Hauptgutachten, in dem „für jeden Stromkilometer“, so Becker, detaillierte Maßnahmen stehen sollen, sei für 2024 geplant. Die Kosten dieser Expertise, so Reuber, dürften bei rund 400 000 Euro liegen. Eine Summe, die Bornheim nicht alleine stemmen könne.

„Ziel ist es, nach Jahrzehnten eine langfristige Sicherung des Rheinufers zu bekommen“, so Becker. Provisorische Maßnahmen gab es 2021, wie Adil Tala vom Tiefbauamt erklärte: Entwässerungsleitungen im Hang sollen die weitere Erosion verhindern. Einige Uferbereiche seien abgestützt worden.

Entwicklung des Bahnhofsumfelds

Wie bei der Bürgerversammlung vor zwei Wochen gab es dazu viele Anregungen. Erneut stand der Erhalt des historischen Bahnhofsgebäudes im Fokus. Ursprüngliche Planungen der Stadt sehen einen Abriss zugunsten eines modernen Ärzte- und Dienstleistungszentrums vor. „Viele Herseler möchten dort keine 08/15-Bebauung. Das Bahnhofsgebäude ist ein idealer Standort, um die Geschichte Hersels erlebbar zu machen“, sagte ein Bürger. „Ich wohne seit 23 Jahren in Hersel und mir fehlt immer noch ein funktionaler Ortsmittelpunkt, ein Café, Sitzmöglichkeiten im Grünen, ein Marktplatz, aber auch ein Treff für die Jugend. All dies könnte in diesem charmanten Gebäude realisiert werden“, merkte eine Herselerin an. Laura Schneidenbach vom Stadtplanungsamt erklärte, dass die Anregungen wegen der abgeschlossenen Bürgerbeteiligung in die weiteren Überlegungen zum Plan He09 einfließen werden. Am Ende müsse sich aber zeigen, ob es wirtschaftlich sei, das Gebäude, das im Besitz der Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) sei, zu erhalten.

Straßenzustand, Verkehr und Sichere Wege im Dunkeln  waren Themen bei Hersel im Dialog mit Bürgermeister Christoph Becker.

Straßenzustand, Verkehr und Sichere Wege im Dunkeln waren Themen bei Hersel im Dialog mit Bürgermeister Christoph Becker.

Klagen über marode Straßen

 „Bei dem schlechten Zustand der Straßen in Hersel graut es mir vor der Zeit, wenn ich einen Rollator brauche“, sagte eine Bürgerin. Sie und andere Anwesende kritisierten maroden Straßenbeläge, wie es sie im ganzen Ort gebe. Die Bürgersteige seien oft so eng, so dass Senioren mit Gehhilfen oder Eltern mit Kinderwagen auf die Fahrbahn ausweichen müssten. Vor allem die Moselstraße sei diesbezüglich katastrophal. Das Nadelöhr wird sowohl von Schülern der Grundschule als auch der Ursulinenschule genutzt sowie von Älteren, die zum Seniorenheim St. Angela wollten. An der Straße liegen ein Markt, die Apotheke und ein Geldinstitut.

Eine Bürgerin: „Ich bin 36 Jahre alt und habe als Kind die Werth-Schule besucht. Der Weg war damals schon unsicher, aber jetzt habe ich selbst Kinder, die ich jeden Tag zur Schule begleite, weil der Weg noch gefährlicher geworden ist.“ Wegen der Straßenschäden im Bereich Rheindorfer Straße/Donaustraße gab ein Anwohner Bürgermeister Becker folgenden Tipp mit auf den Weg: „Wenn es geregnet hat, und ich meine keinen Starkregen, und Sie wollen dort mit dem Fahrrad lang fahren, ziehen Sie sich am besten eine Badehose an. Die Straßen stehen regelmäßig voll Wasser.“ Becker entgegnete: „Ich möchte die Mängel nicht schönreden. Die Situation ist mir bekannt, wie Sie wissen, verzichte ich auf ein Dienstauto und bin auch heute mit dem Fahrrad hierhergekommen. Dadurch spüre ich im wahrsten Sinne des Wortes genau, was Sie sagen. Leider gilt dies mittlerweile für alle Ortschaften.“

Manche Situation lasse sich nicht lösen – aufgrund der historisch gewachsenen Bebauung mit schmalen Gehwegen. Hinzu käme die schlechte personelle und finanzielle Ausstattung der Verwaltung. Um dies zu ändern, brauche es einen politischen Beschluss. Auch appellierte er an das Nutzerverhalten der Bürger: „Haben wir nicht vielleicht zu viele Autos? Außerdem wird so manche Garage nicht so genutzt wie sie sollte.“ Sorge bereitet vielen Bürgern zudem der geplante Umbau der Kreuzung L300/L118. Dort soll die Rechtsabbiegespur Richtung Buschdorf mit der „Dreiecksinsel“ wegfallen. Dafür sollen laut dem dafür zuständigen Landesbetrieb Straßen die Fuß- und Radwege verbreitert werden. Einige Bürger befürchten noch mehr Rückstaus als jetzt schon und forderten daher, erst die Umgehungsstraße zu bauen, dann den Rechtsabbieger zu entfernen.

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