Landwirt Robert Dreesen brachte mit der Stadt Bornheim und der Universität Bonn ein Pilotprojekt zur Starkregenvorsorge auf den Weg.
Pilotprojekt in BornheimMiscanthus-Kulturen sollen Niederschlagswasser zurückhalten

Stellten das Projekt in Roisdorf vor: Linda Dreesen, Friederike tho Seeth, Wolfgang Paulus, Robert Dreesen und Lena Sauer (v.l.).
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Für Robert Dreesen ist es eine Frage der Solidarität: „Wenn es mir gut geht, kann ich dafür sorgen, dass es auch anderen gut geht“, meinte der Sechtemer Landwirt, der sich in seinem Familienbetrieb auf Kräuteranbau spezialisiert hat und nun mit der Stadt Bornheim und der Universität Bonn ein besonderes Pilotprojekt zur Starkregenvorsorge und zum Erosionsschutz auf den Weg gebracht hat, um die Bevölkerung möglichst vor weiteren Schäden durch Flutmassen zu bewahren. Das Zauberwort heißt Miscanthus oder Chinaschilf.
Bornheim hat oft mit Starkregenabflüssen zu tun, deshalb haben wir stark erosionsgefährdete Flächen
Oberhalb Roisdorfs, direkt am Sportplatz des TuS Roisdorf gelegen, bewirtschaftet Dreesen gemeinsam mit seiner Tochter Linda Dreesen drei Ackerflächen von insgesamt 2,5 Hektar. Allerdings eignen sich die sandigen Böden und die trockene Hanglage nicht gut, um dort Kräuter wie Bärlauch oder Beifuß wirtschaftlich anzupflanzen. Im Februar kam es zu einem Treffen mit verschiedenen Landwirten. Dreesen suchte nach alternativen Anbaumethoden.

Oberhalb von Roisdorf hat Landwirt Robert Dreesen zweieinhalb Hektar Fläche mit Miscanthus bepflanzt. Die Uni Bonn begleitet das Pilotprojekt.
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Zuvor hatte er bereits Kontakt zu Professor Ralf Pude vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn aufgenommen, der wissenschaftlicher Leiter am Campus Klein-Altendorf in Rheinbach ist. Dort wird bereits seit geraumer Zeit mit Miscanthus gearbeitet.
Die Miscanthus-Wurzeln mindern Bodenerosion
Die Gewächse aus Asien sollen dafür sorgen, dass es auf den stark erosionsgefährdeten Flächen nicht dazu kommt, dass bei Starkregen wie im Juli 2021 Wassermassen von Roisdorf den Hang hinunter ins Dorf fließen. Im Mai bepflanzte Dreesen also seine drei Ackerflächen mit 20.000 Pflanzen pro Hektar, insgesamt also 50.000.

Landwirt Robert Dreesen.
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Wie das Prinzip funktioniert, erläuterte Friederike tho Seeth, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Rheinbacher Institut. Die Miscanthus-Pflanze, eine nicht invasive Art, mindere durch ihre Wurzeln und die sich bildenden Mulchauflagen die Bodenerosion. Die langen Blätter bilden kleine Dämme, die bei Starkregen das Niederschlagswasser zurückhalten, bremsen und dadurch die Fließwege unterbrechen.
Durch die Mulchbildung werde der Boden stabilisiert und Überschwemmungen im Tal würden abgemindert. Der Miscanthus-Mulch halte zudem Unkraut ab und speichere Feuchtigkeit besser, so dass die Erde vorm Austrocknen besser geschützt bleibe. Als sogenannte C4-Pflanze binde Miscanthus zudem effizient CO2 – etwa 30 Tonnen pro Hektar und Jahr und fördere den Klimaschutz. Zu den C4-Pflanzen gehören vor allem Gräser, aber auch Nutzpflanzen wie Amaranth, Mais oder Hirse.
Lebens- und Rückzugsraum für Insekten, Mäuse oder Niederwild
Da sie eine effizientere Form der Photosynthese betreiben, passen sich diese Gewächse gut an warme und sonnige Standorte an und produzieren viel Biomasse, erläuterte tho Seeth. Miscanthus biete auch einen Lebens- und Rückzugsraum für Insekten, Mäuse oder Niederwild, ergänzte Robert Dreesen. Wird die Pflanze geerntet, kann Miscanthus beispielsweise als Bau- und Handwerksmaterial, Tiereinstreu oder Biomasse für Energie und Biokraftstoffe genutzt werden.

Die Wurzeln mindern Bodenerosion.
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Dreesen wird die Flächen mindestens zehn Jahre lang mit Miscanthus bewirtschaften: „Bornheim hat oft mit Starkregenabflüssen zu tun, deshalb haben wir stark erosionsgefährdete Flächen untersucht, darunter die am Roisdorfer Sportplatz“, erklärte der Leiter des Bornheimer Umweltamtes, Wolfgang Paulus.
Für die Stadt Bornheim ist dies ein Pilotprojekt, um praktische Erfahrungen mit dem Gewächs zu sammeln – und das bei geringem Verwaltungsaufwand: „Die Erkenntnisse können ein kommunales Förderprogramm begründen und Vertrauen bei weiteren Landwirten in Bornheim schaffen, deren Flächen für Erosionsschutz infrage kommen“, betonte Klimaanpassungsmanagerin Lena Sauer. Die Uni Bonn begleitet das Projekt.
Miscanthus Society
Professor Dr. Ralf Pude, wissenschaftlicher Leiter des Campus Klein-Altendorf (CKA), ist auch Vorstandsmitglied der Miscanthus Society, offiziell der Internationale Verein für Miscanthus und mehrjährige Energiegräser (MEG), die 2003 in Bonn gegründet wurde.
Der Verein mit seinen aktuell rund 100 Mitgliedern setzt sich aktiv für den Ausbau einer nachhaltigen Bioökonomie in Deutschland und Europa ein. Ziel ist es, Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis im Bereich mehrjähriger und grasartiger Biomassepflanzen zu vernetzen. Der Verein mit Sitz in Klein-Altendorf nimmt gerne neue Mitglieder auf. Weitere Infos im Internet.