Die Spargelsaison ist eröffnet! Schon vor Ostern haben die ersten Landwirte im Vorgebirge das große Stechen eingeläutet. Am Montagmorgen hat Landwirt Klaus Langen mit der Ernte begonnen.
Vorgebirge beginnt ErnteDie Spargelsaison in Bornheim ist eröffnet

Landwirt Klaus Langen sticht in Bornheim den ersten Spargel der Saison..
Copyright: Margret Klose
Im Laufe der Woche wird auch Johannes Saß vom Spargelhof in Uedorf die ersten Stangen stechen, die dann ab Gründonnerstag zu haben sind. Klaus Langen vermarktet seinen Spargel in seinem Hofladen in Kerpen in der Talstraße. Noch reift das köstliche Gemüse unter doppeltem Folienschutz heran oder in Minitunneln. Dadurch wird die Sonneneinstrahlung verstärkt.
Umgeben von einem isolierenden Luftpolster, das noch dazu die Wärme an die Dämme abgibt, sprießt der Spargel einfach ein bisschen schneller in der Frühlingssonne aus dem Boden. Schon vor ein paar Tagen hat Klaus Langen bei einem ersten Teststechen ein bisschen Spargel ernten können. „Und natürlich haben wir davon auch einige Stangen zubereitet“, sagt er. Schließlich müsse er ja auch wissen, wie das Kaisergemüse in diesem Jahr mundet. „Geschmack und Qualität des Spargels sind fantastisch“, schwärmt er.
Aber die Ernte ist ohne jeden Zweifel Schwerstarbeit. Von Hand räumen die Erntehelfer zunächst die obere durchsichtige Folie beiseite, dann die schwarze Folie, die auf den Dämmen liegt. Erst danach geht es ans eigentliche Stechen. Noch ist die Ausbeute überschaubar. Doch mit jedem warmen Frühlingstag steigt auch das Wachstum des beliebten Frühlingsgemüses. Klaus Langen verkauft seinen Spargel ab 15 Euro das Kilo. Er geht davon aus, dass die Preise der weißen Köstlichkeit in der Saison ähnlich werden wie 2022. Um seinen Mitarbeitern die Arbeit zu erleichtern, hat sich Landwirt Johannes Saß bereits vor ein paar Jahren eine sogenannte Spargelspinne angeschafft. Sie übernimmt die Arbeit des Folienhebens, sodass die Erntehelfer quasi „nur“ noch stechen müssen. „Gestochen wird der Spargel allerdings nach wie vor von Hand“, sagt Saß.
Erdbeeren ab Ende April
Wenn es ein bisschen wärmer wird, wächst auch der einfach abgedeckte Spargel. „So wie die Menschen die Wärme im Frühling lieben, so liebt auch der Spargel die Frühlingswärme“, sagt er. Bereits Mitte April, hofft Saß, auch mit der Ernte des Spargels aus den einfach abgedeckten Dämmen beginnen zu können. Mit jedem sonnig warmen Tag rückt jetzt auch in anderen Ortsteilen von Bornheim die Spargelernte näher.
Karl-Heinz Steiger vom Gemüsehof aus Waldorf hofft, ab 20. April mit der Spargelernte beginnen zu können. Noch hat er aufgrund der großen Feuchtigkeit im Boden durch die vielen Regentage im März aber noch nicht einmal die Dämme ziehen können. Ende April bis Anfang Mai rechnet Steiger auch mit dem Erntestart der Bornheimer Erdbeeren. Die Blüte hat gerade begonnen“, berichtet er. In der Ernte seien hingegen schon jetzt Spinat und Stielmus, in der kommenden Woche startet auf dem Gemüsehof auch die Salat- und Rhabarberernte. Ohnehin brummt es jetzt ordentlich auf den Feldern im Vorgebirge. Traktoren ziehen vollgepackt mit Jungpflanzen im Schritttempo ihre Bahnen.
Fleißige Hände am Heck der Landmaschinen bringen im Minutentakt weitere Pflanzen in den Boden. Um sie vor den Nachtfrösten zu schützen, werden auch sie wie der Spargel mit Vlies oder Folien abgedeckt. Darunter wächst jetzt das erste Bornheimer Freilandgemüse des neuen Jahres heran. Tagtäglich ist auch Landwirt Stefan Grüsgen auf seinen Feldern im Bornheimer Norden. Geschützt unter warmem Vlies sprießen Rucola und Feldsalat aus der Erde, mit deren Ernte der 48-Jährige bereits Ende April rechnet. Warm verpackt unter Folien nehmen zudem die gerade gesetzten Jungpflanzen Fahrt im Wachstum auf. Schon Anfang Mai rechnet Grüsgen mit der Ernte der ersten Kohlrabis. Spätestens zum Ende des Wonnemonats könnte es zudem auch Blumenkohl und Brokkoli aus dem Vorgebirge in den regionalen Supermärkten, Discountern und Hofläden geben.
Preiskampf geht weiter
An anderer Stelle heben und senken sich die aufgeblähten Folien auf den Feldern jetzt wie Wellen des Meeres. Darunter ist der Rhabarber gereift. „Mit der Ernte haben wir schon vor ein paar Tagen beginnen können“, sagt Grüsgen. Die Nachfrage nach all den heimischen Produkten sei groß: „Die Verbraucher wollen Gemüse, Obst und Salate ja aus regionalem Anbau.“ Kritisch sieht er, dass die Preise für Gemüse im Einzelhandel zwar steigen, Mehreinnahmen bei ihm und seinen Berufskollegen aber noch nicht angekommen sind. Vielmehr gehe der Konkurrenzkampf mit Billigprodukten aus der EU- und den Nicht-EU-Ländern 2023 genauso weiter, wie er 2022 aufgehört habe. Sein Feldsalat zum Beispiel habe zuletzt noch mit einem EU-Feldsalat konkurrieren müssen, der zu Preisen aus dem Ausland geliefert und verkauft wurde, zu denen er ihn nicht einmal hätte produzieren können.
Ein hoher Kostenfaktor sei in Deutschland der Mindestlohn. Auch die Preise der Düngemittel hätten sich vervielfältigt. Um an anderer Stelle Kosten einzusparen, habe er in diesem Jahr bewusst darauf verzichtet, die bereits vorgezogenen Salatpflänzchen zu kaufen und zu setzen. Stattdessen habe er sich dieses Jahr für eine sogenannte Direktsaat entschieden. Das dauere zwar länger, sei aber auch günstiger.

Im Minutentakt werden zurzeit die jungen Pflänzchen in den Boden gesetzt.
Copyright: Margret Klose
Grüsgen ist wie die meisten seiner Berufskollegen Landwirt aus Leidenschaft. Doch selbst er ist den vergangenen Jahren mehrfach darüber ins Grübeln geraten, ob sich die ganze Arbeit noch rechne. Zu groß war teils die Diskrepanz zwischen dem finanziellen und personellen Aufwand, zwischen der Produktion und dem, was er für seine Produkte dafür am Ende bekommen habe. Von etlichen Betrieben nicht nur im Rheinland, sondern in ganz Deutschland weiß er, dass sie bereits aufgegeben haben.
„Aber ich mache weiter“, sagt Grüsgen. Wenn der Preiskampf allerdings fortschreite, dann befürchtet Grüsgen, dass der Obst- und Gemüseanbau in Deutschland „systematisch kaputt gemacht wird und es bald nur noch Produkte aus Billiglohnländern gibt“. Noch hofft er jedoch, dass sich ein solches Szenario nicht bewahrheitet. Ab dem Sommer möchte sein Sohn die Ausbildung zum Gärtner mit Schwerpunkt Gemüseanbau beginnen. „Noch möchte er den Hof übernehmen und dann in der sechsten Generation weiterführen“, sagt Grüsgen und ergänzt: „Ich wünsche ihm und mir, dass auch er noch eine Zukunft als Landwirt hier im Vorgebirge hat.“