Bornheimer Grundschulen geschlossen„Dann ging alles ganz schnell“

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Betreut, nicht unterrichtet, werden die Kinder zurzeit in den Grundschulen.

Betreut, nicht unterrichtet, werden die Kinder zurzeit in den Grundschulen.

Bornheim – Üblicherweise ist der Parkplatz vor der Nikolaus-Schule in Waldorf voll besetzt. Nicht so an diesem Montag. Es ist Tag eins, an dem alle Schulen und Kitas in NRW wegen der Coronakrise schließen müssen.

Es herrscht Stille. Die Schulaula, die weitläufigen Flure der Waldorfer Grundschule menschenleer. Freitag wuselten hier noch Mädchen und Jungen herum. Entfernt hört man dann doch ein paar Kinderstimmen. Zehn Mädchen und Jungen sind an diesem Morgen gekommen, sagt Schulleiterin Petra Domscheit. Die zehn wurden verteilt auf zwei Gruppen – aus Infektionsschutzgründen. Mehr Kinder dürfen laut Landesregierung nicht in einem Raum betreut werden: „Wir reden von Betreuung, nicht von Unterricht“, unterstreicht Lehrerin Simone Schmaderer. Viel mehr ist nicht drin.

Dass es nur Eltern von zehn Kindern waren, die das Angebot angenommen hatten, gestern noch ihre Kinder zu bringen, hatte Petra Domscheit gewundert. Ab Mittwoch dürfen sowieso nur noch Eltern, die in Berufen der „kritischen Infrastruktur“ arbeiten – etwa Ärzte, Pflegepersonal oder Polizisten – ihre Kinder betreuen lassen. Auch die OGS-Betreuung sei dann gesichert, jedoch mit deutlichen Einschränkungen. Arbeitsgemeinschaften, Sport- und Tanzangebote, all das gibt es bis nach den Osterferien nicht mehr, schilderte Simone Schmaderer, pädagogische Leiterin der Offenen Ganztagsschule in Waldorf.

„Es war zwar absehbar, dass auch NRW die Schulen dichtmachen wird, doch dann ging plötzlich alles ganz schnell“, schilderte Petra Domscheit die Entwicklung vom vergangenen Freitag. Die Schulleiter in Bornheim hatten sich bereits vorbereitet. Bereits vor zwei Wochen stellte man eine Steuergruppe auf, um zu überlegen, was man machen könne, wenn es denn so weit sein wird.

Wie sieht der Alltag für Schüler und Lehrer aus in Zeiten der Krise? „Zunächst möchte ich betonen, dass wir keine vorgezogenen oder verlängerten Osterferien haben, wie das oft fälschlich dargestellt wird“, so Petra Domscheit. Den Kindern werden per Mail oder über die Cloud Aufgaben und Unterrichtsinhalte zur Verfügung gestellt, die sie von zu Hause aus abrufen können. Auch diejenigen, die noch in der Schule betreut werden, bekommen entsprechende Aufgaben. Aber es darf auch gespielt, gemalt und gebastelt werden.

„Wir wollen Ruhe hineinbringen und machen mit den Kindern nette Aufgaben, auf die sie sich freuen können“, schilderte Stefanie Scholz. Die Kollegen wechseln sich ab, bereiten das kommende Schuljahr vor, die Stadt Bornheim hat allen Pädagogen eine eigene Schul-E-Mail-Adresse eingerichtet, damit Eltern sie erreichen können. Die Schulleitungen sind täglich vor Ort.

Tim ist einer der Schüler, der am Montag zur Nikolaus-Schule kam. Vor allem die Ruhe in der Klasse fiel dem Achtjährigen sofort auf. Blöd findet er, dass Sport- und Schwimmunterricht ausfallen. Auch in seiner Freizeit ist es ihm nicht mehr möglich diesen Hobbys nachzugehen. Immerhin darf er noch mit seinem Hund Gassi gehen. Seine ältere Schwester, die auf die Ursulinenschule nach Hersel geht, traf es jetzt besonders hart: „Sie musste ihre Geburtstagsfeier absagen.“ Seine Mutter Katrin Gebauer war froh über die Möglichkeit der Betreuung. Sie ist Tierärztin und kann nicht im Home-Office arbeiten. Ihr Mann kann ab Mittwoch von zu Hause aus arbeiten und die Kinder betreuen. Gebauer: „Wie wir das auf Dauer lösen, müssen wir noch überlegen.“

Wie in Waldorf sah es auch in der Wendelinus-Grundschule in Sechtem aus. Hier waren es am Montag 14 Kinder, die betreut wurden. Groß ist das Angebot für die Kinder auch hier nicht mehr. „Für mich ist das ein beklemmendes Gefühl. Am Freitag war noch alles normal, und jetzt ist hier alles ruhig“, schilderte es Schulleiterin Andrea Strunk-Klein. Gestern Nachmittag wurden an die Eltern der Grundschüler „Corona-Arbeitspläne“ verschickt. Für die Viertklässler bedeutet dies täglich zehn Minuten Kopfrechnen, Kommaregeln pauken oder einen Buchtipp schreiben. Vieles musste abgesagt werden, beispielsweise die Projektwoche. „Aber alle haben Verständnis für diese Maßnahmen gezeigt“, sagt Strunk-Klein.

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