Erster Bornheimer Tag des SportsFokus bei Fitness künftig auf Wohlbefinden statt Leistung

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Der Bornheimer Stadtsport-Verband e.V. (BSV) lud am Samstag, 11. März 2023, zum ersten „Tag des Sports“ in den Ratssaal des Bornheimer Rathauses ein. V.l.: Alexandra Schwarz, Willi Over (beide Stadt Bornheim), Christoph Becker, Michael Söllheim, Jochen Bauer, Dennis Baufeld; Foto: Martin Magunia; alle Rechte vorbehalten

Haben die Zukunft im Blick: Der Stadtsport-Verband mit Dennis Baufeld (r.) zu Gast.

Bei Fitness liegt in Zukunft der Fokus auf Gesundheit und Wohlbefinden – nicht mehr auf Leistung, wie in früheren Tagen. Dennis Baufeld von der Führungs-Akademie des Deutschen Olympischen Sportbundes aus Köln gab beim allerersten „Bornheimer Tag des Sports“ Auskunft, wie sich Sportvereine an gewandelte Bedürfnisse anpassen müssten.

Starre Trainingszeiten passten nicht zu Homeoffice und der kurzen Freizeit zwischendurch. „Haben Sie Mut zur Veränderung, binden Sie auch Nicht-Mitglieder ein, denken Sie über ihre Sportanlage hinaus“, empfahl Baufeld. Gastgeber war der Bornheimer Stadtsport-Verband, der mit dem „Bornheimer Tag des Sports“ ein alternatives Format zu seinem Neujahrsempfang ausprobierte. Der Verbandsvorsitzende Jochen Bauer bedauerte allerdings, dass deutlich weniger Vereinsvertreter kamen als angemeldet waren. So war die Zahl der Besucher im Ratssaal am Wochenende sehr übersichtlich.

Die Weichen für die Zukunft scheinen gut gestellt. Bürgermeister Christoph Becker zählte zwölf Sportplätze, neun Bolzplätze, elf Hallen, sechs Boulebahnen, eine Skateranlage, einen Golfplatz, eine Hundesportanlage und mehrere Tennisplätze auf. Die meisten Anlagen würden von Vereinen und somit von Ehrenamtlern betrieben. Becker war einst Jugendtrainer beim TuS Roisdorf, weiß also, was solches Engagement bedeutet: „Daher bedanke ich mich heute bei allen für ihren Einsatz rund um den Sport.“ Damit schloss er Lokalpolitiker wie Michael Söllheim (CDU), Vorsitzender des Sport-, Kultur- und Ehrenamtsausschusses, ein: „Sie fällen später die Entscheidungen, die die Vereine betreffen.“

Wie steht es um die Vereine?

Laut Bauer haben Corona-Pandemie und Energiekrise gezeigt, wie anfällig sie sind. „Trotzdem sind wir gut durch diese Krisen gekommen. Es gab kaum Mitgliederschwund, und die Zahl der Vereine hat sich nicht reduziert.“ Dennis Baufeld sprach von „Loyalitätseffekten“: Viele Mitglieder hielten Vereinen die Treue. Baufeld fragte per Smartphone anonymisiert unter den Teilnehmern ab, wie sie sich Sport im Jahr 2040 vorstellen. Die meisten gingen davon aus, dass auch im Sport die Digitalisierung voranschreitet, weniger Teamsport stattfindet und virtuell mit Hologrammen statt mit Menschen trainiert wird.

Baufeld bestätigte, wie sehr sich diese Entwicklung abzeichne, nannte „Megatrends“ und Thesen für die Fitness der Zukunft. Im Breitensport wird die Technik laut Baufeld individuelle, flexible Trainingsmöglichkeiten von zu Hause aus ermöglichen. Fitness-Apps, Armbänder mit Schrittzählern oder Sporthosen mit Sensoren, die einen Trainer ersetzen könnten, gebe es bereits. In der digitalen, schnelllebigen Zeit suchten aber auch Menschen einen „Heimathafen“, wie ihn die vertrauten Vereine böten, wo Sportler Gleichgesinnte treffen, sich austauschen und gesellige Stunden erleben: „Das funktioniert nicht über technische Neuerungen.“ Klassische Sportarten verlieren nach Einschätzung von Baufeld jedoch an Bedeutung.

Innovative Sportarten wie Fußballtischtennis, Quidditsch oder Kung Fu-Yoga seien auf dem Vormarsch. Vereine müssten Nischengruppen bedienen wie Fußball für übergewichtige Männer, Bodybuilding für Frauen oder Wandertouren für Homosexuelle. E-Sport, also Wettspiele am Bildschirm, sei gefragt. Bauer sieht ein Problem: Die Organisation sei auf genügend Ehrenamtler angewiesen, und meist engagierten sich nur Leute von über 50 Jahren. Die Verwaltungsarbeit nehme zu, und so regte Bauer an, Bornheimer Vereine sollten sich bei „gewissen Aufgaben“ zusammenschließen, möglicherweise auch gemeinsam jemanden dazu einstellen. Baufeld riet: Ehrenamtlern könne Wertschätzung auch entgegengebracht werden, indem ihnen Qualifizierung oder Vergünstigungen angeboten würden.

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