Tolles ExperimentBornheimer Europaschüler lassen Wetterballon bis an den Rand des Weltalls steigen

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21. März 2024. Bornheim. Der Countdown läuft zum Start des Wetterballons.  Foto: Frank Engel-Strebel

Der Countdown läuft zum Start des Wetterballons.

Auf Grund der Wetterlage musste der anvisierten Start des Wetterballons verschoben werden. Jetzt war es soweit.

Diesmal hat das Experiment geklappt: Die Schülerinnen und Schüler des Physik-Leistungskurses mit ihrem Physiklehrer Achim Kittelmann und die Mädchen und Jungen der Klassen 5c und 5d der Bornheimer Europaschule konnten sich über eindrucksvolle Filme und Fotos vom Rand des Weltalls freuen, die ihnen zwei Kameras lieferten, befestigt an einer Box eines riesigen Wetterballons. Seit Beginn des Schuljahres fieberten die angehenden Abiturienten diesem faszinierenden Experiment entgegen, das sie mit ihrem Lehrer, der auch Koordinator für die MINT-Fächer (kurz für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) an der Gesamtschule ist, vorbereitet hatten.

Schüler, Schülerinnen und Lehrer bereiten das Experiment vor.

Die Schüler des Physik Leistungskurses der Europaschule mit ihrem Lehrer Achim Kittelmann (2. von rechts) bei der Vorbereitung zum Wetterballon-Experiment.

Darum ging es: Mit Beginn des laufenden Schuljahres hatten die Oberstufenschüler eine Box mit einer Sonde vorbereitet, die mit einem Wetterballon Richtung Stratosphäre fliegen sollte, also bis zu 45.000 Kilometer hoch. An dieser Box waren zwei Kameras befestigt, sie war mit GPS-Trackern und Myonendetektoren ausgestattet. Diese entstanden in Kooperation mit Sebastian Laudage vom Netzwerk Teilchenwelt der Universität Bonn. Mit diesen Detektoren konnte auch die kosmische Strahlung gemessen werden, erläuterte Laudage. Je höher es der Ballon schafft, desto intensiver wird diese Strahlung, die von den Detektoren gemessen wird. Zudem können Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck gemessen werden. Auch ein kleiner Passagier war mit an Bord: Das Schulmaskottchen „Borni“ reiste als Miniaturfigur mit.

Wetterbedingt musste das Projekt um eine Woche verschoben werden. Dafür konnten nun „Borni“ und der Wetterballon bei strahlend blauem Himmel und fast 20 Grad gen All steigen.

Maximale Höhe von 42.000 Metern erreicht

Zuvor hatten die Schüler den riesigen Wetterballon, der einen Durchmesser von rund zwei Metern hatte, mit Heliumgas aufgeblasen. Daran wurde die Box mit den Forschungsutensilien sowie ein kleiner Fallschirm befestigt, damit die Box, wenn der Ballon dann irgendwann platzt, sicher wieder auf der Erde landen wird.

Anhand der Wetterdaten hatten die Schüler zuvor progosnotiert, dass es der Ballon wahrscheinlich bis zum Rothaargebirge schaffen könnte, etwa 106 Kilometer von Bornheim entfernt. Nachdem der Ballon gestartet war, folgten ihm Schüler anhand  der von der Sonde abgebenen GPS-Daten mit dem Auto, um die Box dann dort einzusammeln, wo sie zu Boden gehen sollte.

Ins Rothaargebirge fuhren die Nachwuchsforscher allerdings nicht. Am Ende landete der weiße Ballon nämlich in der Nähe von Kassel im nordöstlichen Hessem, etwa 300 Kilometer vom Vorgebirge entfernt. Erreicht wurde laut den Auswertungen eine maximale Höhe von 42.000 Metern: „Das war einfach großartig, die Schüler waren begeistert, es war einfach nur spannend“, schilderte Achim Kittelmann am Tag nach der Aktion der Rundschau.

Mit dem Wetterballon stiegen auch noch 60 blaue Luftballons Richtung Himmel. Diese ließen Schülerinnen und Schüler der Klassen 5c und 5d steigen, die ebenfalls in das Experiment mit eingebunden waren, denn dieses war als jahrgangsübergreifendes Schulprojekt entwickelt worden. Die Fünftklässler hatten sich um die Organisation, die Einladung an die Presse und das Sponsoring gekümmert. Sehr erfolgreich war die Sponsorenaktion, wie Kittelmann betonte. So konnte die Aktion in einem größeren Rahmen durchgeführt als beim ersten Versuch vor zwei Jahren. Der Versuch damals war nicht so geglückt wie diesmal. Der Ballon stieg zwar wie geplant in die Höhe, doch die Kamera hatte versagt, folglich lagen keine Bilder und Filme vor.

Drei Schüler und Schülerinnen stehen mit je einem Ballon in der Hand auf dem Schulhof.

Auch Schülerinnen und Schüler der Klassen 5c und 5d beteiligten sich am Wetterballon-Experiment und ließen 60 blaue Luftballons steigen.

Und was sagen die Schülerinnen und Schüler? Die 18-jährige Jana aus Swisttal-Morenhoven beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Weltall und findet es spannend zu erforschen, welche Prozesse dort ablaufen. Sebastian (19) aus Bornheim hatte bereits vor zwei Jahren an dem Experiment teilgenommen, er tüftelt und programmiert auch privat sehr gerne und freute sich, dass er mitfahren konnte, um den Ballon abzuholen: „Das ist alles ziemlich cool, denn das ist ja schon eine spektakuläre  und besondere Aktion.“

Die beiden zehnjährigen Schülerinnen Jana und Ava, beide aus der 5c, die in diesem Schuljahr stolz den Namen „Weltraumklasse“ tragen durfte, hatten die Einladung an die Presse geschrieben (siehe Kasten) und waren stolz darauf, bei dem großen Ereignis dabei zu sein: „Das ist einfach so spannend heute“, meinte Ava und Jana zeigte sich fasziniert davon, dass es der Wetterballon tatsächlich bis zur Stratosphäre schaffen kann. Mitschüler Benedikt haben Planeten, Sterne und das Weltraum schon immer fasziniert. Und er hat einen Traum: Er hofft, dass es irgendwann mal soweit sein wird, das auch Touristen ins All fliegen können. Dann wäre er gerne dabei.


Eine ganz besondere Presseeinladung

Ein per Hand geschriebener Zettel.

Eine ganz besondere Presseeinladung, geschrieben von den Schülerinnen und Schülern der 5c.

Solch eine Presseinladung erreicht die Redaktion nicht alle Tage: Handgeschrieben von Ava und Jana aus der 5c. Sie hofften nicht nur, dass der Wetterballon möglichst hoch steigen soll, sondern auch auf viele Zuschauer: „Sie müssen nichts mitbringen und können einfach kommen“, hieß es in dem Schreiben. Wer kann solche eine charmante Einladung schon ausschlagen? (fes)

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