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Feste abgesagtKein Leben mehr in „Bornheim Live!“

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Blick auf die Königstraße beim Fest in früheren Jahren.

In früheren Jahren war die Bornheimer „Kö“ bei der Gewerbeschau sehr gut besucht.

„Bornheim Live!“, die Großkirmes in Verbindung mit der Gewerbeschau in der City, sind abgesagt. Jetzt beginnt die Suche nach neuen Konzepten.

Die Party scheint vorbei: Das Bornheimer Spargel- und Frühlingsfest ist schon länger Geschichte, statt eines Weihnachtsmarktes gab es in den vergangenen zwei Jahren am ersten Adventssonntag lediglich einen „Weihnachtsmarkt light“, die „Advents Charity“. Jetzt sind die traditionelle Großkirmes und die parallel dazu stattfindende Gewerbeschau bei der Bornheimer Kirmes im September abgesagt. Da half auch der neue, moderne Name „Bornheim Live!“, den der organisierende Gewerbeverein seiner Leistungsschau vor ein paar Jahren verpasste, nicht weiter. Immer weniger Menschen zog es auf die Königstraße und auf den Peter-Fryns-Platz. Vor rund zehn Jahren wurde sogar noch auf dem Peter-Hausmann-Platz am Edeka-Markt gefeiert. Auch die Automeile, ebenfalls Teil der Gewerbeschau, ist damit gestorben.

Schon 2024 enttäuscht

Bereits im vergangenen Jahr zeichnete sich diese Entwicklung ab. Sowohl der Vorsitzende des Gewerbevereins, Jörg Gütelhöfer, als auch Lutz Persch, Chef des Bonner Unternehmens „LuPe“ Events, das seit einigen Jahren verstärkt Kirmessen im Bonner Raum organisiert, zeigten sich schon 2024 der Rundschau gegenüber enttäuscht. Selbst renommierte Acts wie die Queen-Tribute-Band „May Queen“ zogen kaum. „Anscheinend ist in Bornheim der Bedarf für solche Events nicht gegeben“, meinte Lutz Persch damals, dessen Unternehmen nur wenige Wochen zuvor erstmals in Alfter gemeinsam mit dem Ortsausschuss die Anna-Kirmes ausgerichtet und damit für einen erfolgreichen Neustart gesorgt hatte. Was in Alfter sehr gut lief, klappte in Bornheim nicht. In Alfter funktionierte laut Persch das Zusammenspiel mit dem Ortsausschuss hervorragend, in Bornheim gibt es keinen Ortsausschuss mehr. Persch signalisierte vor einem Jahr bereits, dass sich die Organisation der Großkirmes in Bornheim für sein Unternehmen nicht mehr lohne.

Verwaltung zog sich zurück

Jahrzehntelang hatte sich zuvor die Stadtverwaltung um die Organisation von Kirmessen gekümmert. Dies betraf zehn Veranstaltungen pro Jahr. 2024 zog sich die Stadt jedoch aus der Organisation der Jahrmärkte in den Ortsteilen zurück. Die Gründe: kein Geld, kein Personal. Seitdem müssen sich Dorfgemeinschaften oder Ortsausschüsse selbst darum kümmern und ihre Feste organisieren. In Hersel ist ein eigens dafür neu gegründeter Kirmesverein zuständig. Um die Großkirmes in Bornheims größten Stadtteil zu retten, habe die Verwaltung alle Vereine angeschrieben, doch keiner hat sich bereit erklärt, die Kirmes zu organisieren. So lautete die Antwort der Stadt auf eine Kleine Anfrage der FDP zur letzten Ratssitzung vor der Sommerpause. Immerhin gibt es für die Veranstalter einen Zuschuss von 500 Euro aus dem Stadtsäckel.

Deutlich weniger Besucher kamen 2024 zu „Bornheim Live!“

Der Besucherzuspruch ließ schon 2024 spürbar nach.

„Ich finde es sehr bedauerlich und denke, dass wir neue Konzepte entwickeln müssen, um die Großkirmes wieder attraktiv zu machen. Dafür müssen wir allerdings erst die Ursachen herausfinden, weshalb die Veranstaltung nicht angenommen wurde“, erklärt Bornheims Ortsvorsteher Dominik Pinsdorf auf Anfrage. Er glaubt, dass die Großkirmes nur mit einem anderen Großereignis erfolgreich sein könne. Letztlich stellt sich die Frage, ob Gewerbeschauen oder Kirmessen in der traditionellen Form überhaupt noch den Geschmack des Publikums treffen. Auch im benachbarten Roisdorf war zuletzt zu beobachten, dass sich immer weniger Schausteller finden, die bereit sind, ihre Buden und Karussells auf dem Dorfplatz an der Heilgersstraße aufzustellen. Selbst das Fest zum 40-jährigen Bestehen des Roisdorfer Gewerbevereins auf dem Brunnengelände lockte 2024 deutlich weniger Gäste als erwartet an und gerade einmal drei Unternehmer präsentierten sich vor Ort.

Fallen solche Großveranstaltungen aus, wird das auch ein Problem für die lokalen Vereine, die oft mit Ständen präsent sind, um über ihre ehrenamtliche Arbeit zu informieren, oder die mit den Einnahmen aus dem Verkauf von Getränken und Speisen ihre Vereinsarbeit finanzieren, erklärte der Roisdorfer Gewerbevereins-Vorsitzende Harald Stadler: „Vereine wie der TuS-Roisdorf, die Salia Sechtem oder die KG-Vorgebirgssterne sind auf die Einnahmen der von ihnen betriebenen Getränkestände auf den Kirmessen zur Finanzierung ihrer Jugendarbeit angewiesen.“ Vereine und Ortsausschüsse seien 2024 vor die Entscheidung gestellt worden, die Organisation und somit auch die haftungsrechtliche Verantwortung mittels einer Veranstalter-Haftlichtversicherung einschließlich der Verträge mit den Schaustellern, die Energiebereitstellung, die Frischwasser Ver- und Entsorgung und auch die Reinigung der Dorfplätze zu übernehmen, oder es gebe keine Kirmes mehr. Stadler nennt dies eine „Friss oder stirb“-Verfügung.

Strenge Auflagen, hohe Kosten

Ein weiterer Aspekt, weshalb sich immer weniger Vereine oder Ehrenamtler finden, die Feste organisieren wollen, sind die strengen Auflagen. Dies betreffe das Haftungsrecht, die Versicherungen, Hygienevorschriften und nicht zuletzt steigende Kosten für Security-Personal, um die Besucher vor möglichen Übergriffen zu schützen. Da helfen die angebotenen 500 Euro kaum weiter, meint Stadler. „Sollte das aber den Vereinen und Ortsausschüssen nicht gelingen, dann findet irgendwann keine Kirmes mehr im Dorf statt“, befürchtet der Roisdorfer. Organisiert jedoch ein professioneller Eventveranstalter die Dorffeste, kommen ihm die Erlöse aus den Getränke- und Imbissverkaufsständen zu und nicht den örtlichen Vereinen.

Wie ist es um die Zukunft von Gewerbeschauen bestellt? Noch vor wenigen Jahren waren sie Publikumsmagneten mit Volksfestcharakter. Die Zeit hat sich geändert, erklärte der Vorsitzende des Alfterer Gewerbevereins, Daniel Faßbender. Dort gab es zuletzt 2017 eine große Gewerbeschau rund um das Rathaus in Oedekoven: „Der Aufwand für die Unternehmer ist einfach zu groß, der Nutzen wird immer geringer und die Kosten, solch eine Großveranstaltung durchzuführen, steigen immer höher.“ Daher habe man sich in Alfter für eine kleine Gewerbeschau, der „RegionalAlfter“, auf dem Witterschlicker Dorfplatz während der Frühlingsaktion „Alfter bewegt“ entschieden. Ein weiterer Grund seien fehlendes Personal, aber auch die zunehmende Digitalisierung und der Online-Handel: „Heute ist doch niemand mehr darauf angewiesen, einen Handwerker auf einer Gewerbeschau zu finden“, sagte Faßbender.

In Bornheim gibt es nach der Absage jetzt auch nur noch zwei verkaufsoffene Sonntage pro Jahr im Stadtgebiet: das Gewerbefest „Herseler Herbst“ am 21. September, das eigentlich stets mehr ein Dorf- als ein Gewerbefest war, und die „Advents Charity“ in Bornheim-City auf dem Peter-Fryns-Platz. Doch auch in Hersel geht die Zahl der Teilnehmer zurück: Waren es vor gut zehn Jahren noch 40 bis 50 Unternehmer und Vereine, so sank die Zahl 2024 auf 30.