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12,3 Millionen mehrDeutliche Kostensteigerung bei der Grundschule Bornheim

Lesezeit 3 Minuten
Die Johann-Wallraf-Schule.mit der Hinteransicht von der Burgstraße aus

Die Johann-Wallraf-Schule.mit der Hinteransicht von der Burgstraße aus.

Der Ausbau der Grundschule Bornheim wurde 2019 auf ein Investitionsvolumen von rund 6,7 Millionen Euro taxiert. In der vergangenen Sitzung des Schulausschusses wurde eine neue Kostenschätzung präsentiert.

Die nächste Hiobsbotschaft für die Bornheimer Finanzpolitik: Die Sanierung und Erweiterung der Johann-Wallraf-Schule wird mit 12,3 Millionen Euro doppelt so teuer wie noch 2019 geschätzt. Diese Zahlen stellten die Verwaltung und Architekt Martin Mertha vom Herseler Büro Gütig im Schulausschuss vor. Hoffnungen, die Kosten doch noch senken zu können, machten Martin Mertha noch Bornheims Sozialdezernentin Alice von Bülow: „Wir stehen hier mit Bauchschmerzen und können nicht anders“, meinte die Beigeordnete, „wir sehen keine Möglichkeiten mehr, zumal wir auch keine Luxusschule bauen“.

Dasselbe wird uns beim Neubau der Heinrich-Böll-Gesamtschule begegnen
Alice von Bülow, Beigeordnete

Von Bülow machte den Ausschussmitgliedern auch gleich klar: „Dasselbe wird uns beim Neubau der Heinrich-Böll-Gesamtschule begegnen.“ Sie verdeutlichte noch einmal, dass die Stadt um eine Erweiterung und Sanierung der Grundschule nicht herumkomme: „Die Verwaltung versucht bereits jetzt verzweifelt, alle Kinder unterzubringen, daher benötigen wir für diese zentrale Schule mitten im Ort die Vierzügigkeit und mehr Platz für die Offene Ganztagsschule.“

Die Ursachen für die Kostenexplosion seien vielschichtig, vor allem liegen sie laut Verwaltung begründet in der allgemeinen Preisdynamik im Bausektor, so Martin Mertha. Die Preisdynamik liege derzeit bei 30 Prozent. Da keine Entspannung auf dem Bausektor zu erkennen ist, könnten die Kosten sogar noch weiter steigen. Belastbare Prognosen seien derzeit nicht möglich. Hinzu kommen aber auch neue Anforderungen an den barrierefreien Ausbau mit behindertengerechten Aufzügen, an den Brandschutz und vor allem an das Energiekonzept im Bereich Gebäudetechnik, damit die Klimaschutzziele eingehalten werden. Daher ist neben einer hocheffizienten Wärmedämmung der Gebäudehülle auch der Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Kühlfunktion plus eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe verbunden mit einer Fußbodenheizung geplant. Dies gilt sowohl für den neuen Anbau als auch für die Aufstockung des Bestandsgebäudes aus den 1950er Jahren.

Nach der Flutkatastrophe vom Sommer 2021, bei dem auch Teile der Wallrafstraße unter Wasser standen, wovon vor allem die gegenüberliegende Tennishalle und das Restaurant stark betroffen waren, ist zudem ein Regenrückhaltebecken geplant. Auch eine großflächige Schadstoffsanierung sei erforderlich, da in Teilen des Bestandsgebäudes Asbest verbaut wurde, was allerdings laut Mertha schon vor drei Jahren bekannt war. Kostenexplosion auch bei der Heiztechnik Wie die Kosten explodieren, zeigen exemplarisch die Schätzungen für die neue Heiztechnik von 5,1 Millionen Euro (2019) auf 9,5 Millionen Euro (2022) oder für die Wärmedämmung von 910 000 Euro (2019) auf 1,4 Millionen Euro (2022).

Das eigentliche Hauptgebäude ist nicht vom Umbau betroffen, allerdings müssen auch dort die Böden, Wände und Türen im Verwaltungsbereich überarbeitet, die Außenkellertreppen und Brandschutztechnik erneuert werden. Auch die Schulaula müsste dringend saniert werden. Laut Alexander Sturm, Abteilungsleiter Schulen, wurden die Kosten dafür aber noch nicht bewertet und sind nicht in der Maßnahme erhalten. Einen Zeitplan für die Aula gibt es auch noch nicht.

Wir sind fast umgefallen, als wir von den Zahlen erfahren haben
Matthias Kabon, FDP

„Wir sind fast umgefallen, als wir von den Zahlen erfahren haben“, kommentierte Matthias Kabon (FDP) und er wollte wissen, ob es möglich sei, die Standards zu senken. „Die FDP plädiert eindringlich dafür, dass wir uns in Bornheim bei der Umsetzung der laufenden Bauvorhaben auf das Wesentliche konzentrieren und das schnell, funktionell und kostensparend umsetzen“, erklärte Kabon. „Auch dies dürfte dem auf Kante genähten Haushalt der Stadt Bornheim helfen.“

Martin Mertha riet davon eindringlich ab, nochmal an die Planung heranzugehen: „Wir haben die Kosten von vorneherein im Blick gehabt und vor dem Aspekt der Kosten mehrere Varianten durchgespielt und mit den zuständigen Ämtern abgestimmt. Wenn überhaupt, sind nur noch geringe Einsparungen möglich.“ Grundsätzlich warnte der Hennefer Architekt die Ratsfraktionen davor, die Sache neu aufzurollen: „Sie müssten sonst komplett neu planen, die Planer müssten von vorne anfangen, am Ende hätten Sie ein komplett anderes Gebäude.“ Zudem könnten dann auch der Fertigstellungstermin und die Inbetriebnahme zum Schuljahr 2026/27 nicht gehalten werden.