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Halloween-VorfreudeFamilie verwandelt Garten in Bornheim in Gruselparadies

5 min
Geisterfiguren im Garten von Familie Machmüller in Walberberg.

Schön schaurig: Der Nebel macht die Szenerie noch gespentischer.

Halloween-Grusel im heimischen Garten. Familie Machmüller aus Bornheim-Walberberg zieht alle Register.

Sagen und Mythen spinnen sich um den Hexenturm in Bornheim-Walberberg. Doch auch wenn nachweislich nie eine Hexe im Turm gefangen gehalten wurde, inspiriert es die Menschen bis heute. Vielleicht sind das Gebäude und seine Geschichte ja sogar der Grund dafür, dass im Ort das Halloween-Fest besonders intensiv gefeiert wird. Zusehends finden mehr Menschen Gefallen an einer besonders originellen und gruseligen Dekoration. „Wir werden in diesem Jahr unsere ganze Straße gruselig schmücken – mit Grusel-Parcours für die Kinder“, kündigt zum Beispiel Jennifer Richert (40) an. Die Resonanz der Anwohner sei groß und positiv – viele würden mithelfen.

Der Sensenmann mit Pferd und giftgrün funkelnden Augen.

Der Sensenmann mit Pferd und giftgrün funkelnden Augen.

Wenige Schritte weiter am Berg wohnt Jürgen Machmüller. Seit ein paar Jahren ist er in der Vorweihnachtszeit aktiv und verwandelt sein Haus in ein Winterwunderland. Nach einem längeren beruflich bedingten Amerika-Aufenthalt richtet er seinen Garten zu Halloween auch immer ziemlich gruselig her. „Dabei hat die ganze Dekoration eigentlich vor sechs Jahren mit nur einer lachenden, leuchtenden Kürbis-Familie begonnen“, erklärt er. Und nicht im Traum hätte er es damals für möglich gehalten, dass ihn der Eifer einmal derartig überkommen sollte, dass er sogar lebensgroße Geister und Hexen in seinem Garten installiert. „Das mache ich, weil es mir Freude bereitet“, erklärt er. Seine Frau und er hätten einfach Spaß daran.

„Und wenn unser Gruselgarten dann auch noch anderen Menschen gefällt, dann freut uns das gleich doppelt“, sagt er. Schon vor ein paar Wochen hat er damit begonnen, die bunten blinkenden Lichterketten zu installieren. Inzwischen sitzt auch schon der Sensenmann auf seinem Ross. Und nur ein kurzes lautes Geräusch – in die Hände klatschen etwa – reicht aus und der Gruselmann wird lebendig – schreit und lässt seine Augen blutrot funkeln.

Miniaturausgabe des Turms

Andere Hexen und Geister in seinem Garten haben durchdringend weiße oder grüne Augen. Ganz neu ist die Miniaturausgabe des Walberberger Hexenturms in Machmüllers Garten. „Den habe ich aus verzinktem, ein Millimeter dickem Stahl-Blech in diesem Jahr selbst gebaut“, erzählt er stolz. Das Gebäude ist 3,50 Meter hoch und 1,50 Meter im Durchmesser breit. Dann zeigt er auf die Efeu-Blätter, die den gesamten Turm umgeben. „So sah der Hexenturm vor seiner Renovierung aus“, erklärt er. Jedes Blatt und jedes feine Ästchen hat er einzeln auf diesen Turm geklebt.

Ganz besonders ist auch die beleuchtete „Höhle“ im Turm. „Darin wohnt die Fledermaus“, sagt Machmüller und deutet auf das „Tier“, das kampfeslustig die Zähne fletscht. „Alles sieht jetzt schon richtig schön aus“, lobt seine Frau Ursula. Jeden Tag genießt sie den Blick aus dem Küchenfenster hinaus in den gruselig anmutenden Garten. Tausende bunter Lichter blinken aktuell in den Büschen und Bäumen in Machmüllers Reich. Sogar die Zitronenbäumchen blinken blau und grün und gelb und rot.

Skelette hängen an Galgen, Nebel umwabert sie.

Richtig Geisterhaft wird die Stimmung, wenn die Nebelmaschine läuft.

Und wenn der „Meister“ dann auch noch die Nebelmaschine anwirft, dann ist die Kulisse nahezu perfekt. „Die große Nebenmaschine ist neu“, erklärt Machmüller. Immer noch erweitere er das Gruselensemble jährlich um weitere Utensilien. „Das macht einfach Spaß“, sagt er. Auf der Sonnenwiese hinter der Sitzlounge hat er jetzt einen Friedhof angelegt mit augenscheinlich ziemlich alten Grabsteinen. „Da kommt auch noch ein Sarg hin, der sich bei lauten Geräuschen öffnen wird“, erklärt er. Auch einen zweiten Sensenmann – ohne Pferd, dafür aber mit Sense, Messer und Kürbis – wird noch ausgepackt und aufgestellt. „Bis Halloween habe ich noch richtig viel zu tun – auch weitere Geister und Hexen warten in den Kisten noch auf ihre Auferstehung“, lacht Machmüller. Zwischendurch aber genießt auch er das Gruseln. Inzwischen schauen schon Leute aus dem Dorf vorbei, um sich für ihren Garten und ihre Halloween-Dekoration daheim ein Inspiration zu holen.


Halloween hat sich in Deutschland erst in den letzten Jahrzehnten zu einem festen Bestandteil des Jahreskalenders entwickelt. Seine Ursprünge liegen im keltischen Fest Samhain, das in Irland und Schottland den Übergang zum Winter markierte. Man glaubte, dass in dieser Nacht die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Toten besonders durchlässig sei. Mit der Christianisierung wurde daraus der Abend vor Allerheiligen, „All Hallows' Eve“, woraus sich der Name Halloween entwickelte. Im 19. Jahrhundert brachten irische Auswanderer ihre Bräuche in die USA, wo sich Halloween zu einem großen Volksfest mit Verkleidungen, Laternen aus Kürbissen und dem Brauch „Trick or Treat“ entwickelte. Erst in den 1990er Jahren gelangte Halloween von dort nach Deutschland – vor allem durch amerikanische Filme, Fernsehserien, Werbung und den Einfluss der US-amerikanischen Kultur. Auch der Einzelhandel trug dazu bei, da er im Herbst ein neues Verkaufsereignis suchte. Seit den 2000er Jahren wird Halloween zunehmend gefeiert. Kinder ziehen verkleidet von Haus zu Haus und rufen „Süßes oder Saures“, Jugendliche und Erwachsene veranstalten Gruselpartys, und in Freizeitparks oder Innenstädten gibt es Halloween-Events. Besonders in Städten und Neubaugebieten ist der Brauch weit verbreitet, während er auf dem Land teils noch auf Skepsis stößt. Ähnliche Bräuche wie das Schnitzen von Rübengeistern oder Lichterumzüge gab es in vielen Regionen Deutschlands aber schon früher. Heute gilt Halloween daher weniger als rein amerikanischer Import, sondern als moderne Form alter Herbstbräuche. Es verbindet Spaß, Verkleidung und Gemeinschaft – und hat sich fest im kulturellen Leben Deutschlands verankert.