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Karnevalszüge in BornheimKamelle in Roisdorf und Kardorf

Lesezeit 4 Minuten
16. Februar Bornheim-Roisdorf Weiberfastnachtszug. Doe Gruppe "Sonnenblumen" kam in bunten Kostümen und feierte ihr 22-jähriges Bestehen. Foto: Frank Engel-Strebel

Die „Sonnenblumen“ feierten beim Roisdorfer Weiberfastnachtszug in neonfarbenen Kostümen und mit bester Laune ihr 22-jähriges Bestehen.

Der Weiberfastnachtszug in Roisdorf mit Prinzessin Sabine I., 30 Gruppen und fast 450 Teilnehmern sorgte für viel Stimmung. Auch in Kardorf zogen die Jecken durch die Straßen und feierten die fünfte Jahreszeit.

Konfetti im Herzen in Roisdorf

„Ja, woher kommt er denn, der Zug?“ Diese Frage war gestern Mittag öfter zu hören, denn so mancher Jeck musste sich noch an den neuen Weg für den Weiberfastnachtszug in Roisdorf gewöhnen. Diesmal startete der traditionelle Lindwurm nämlich nicht an der Friedrichstraße, sondern hinter dem SUTI-Center und führte von dort aus am Rathaus und der Prinzentribüne vorbei in den Ortskern. Rund 450 Teilnehmer verteilt auf fast 30 Gruppen waren mit von der Partie. Nicht nur der Zugweg war neu, sondern auch der Zugleiter. Nach vielen Jahren wollte Wolfgang Mertgen, auch Vorsitzender des Ortsausschusses, die Aufgabe in neue Hände geben. Ortsvorsteher Karl-Heinz Nauroth wurde vom Ortsausschuss gefragt, ober er die Verantwortung übernehmen wolle, und war, wie er zugab, schon ein wenig nervös.

16. Februar 2023 Bornheim-Roisdorf Weiberfastnachtszug. Zwei Pfauen mit jeckem Nachwuchs. Foto: Frank Engel-Strebel

Pfauenfedern schmückten diese beiden jecken Damen. Der Nachwuchs war gut vor Lärm geschützt.

Der neue Zugweg war gewählt worden, um den Brennpunkt im Bereich der alten Kirche und Brunnenstraße zu entschärfen, wo es in den vergangenen Jahren öfter zu Auseinandersetzungen gekommen war. Dass auch in den Niederlanden Karneval gefeiert wird, bewies die Gruppe „Op Tied Muuj“ aus Castenray in der Provinz Limburg, eine Spaß-Blaskapelle („Joekskapel“), die erstmals in Roisdorf mitging. Viele Fußgruppen und Wagen mit ausgefallenen Kostümen folgten, etwa die „Wilden Wiever“, die als Fuchs und Foxy mit Puschelschwanz „zum Danz jejangen“ waren, die Karnevalsgesellschaft „Verplant“, die jeden Groschen feierte, und die farbenfroh kostümierten Damen der „Sonnenblumen“, die selbstbewusst feststellen: „Zeigt der Lack auch Falten, wir bleiben doch die Alten.“ „Friss mich“ stand auf den Lebkuchenherzen, die die St. Sebastianus Schützenbruderschaft verteilte und damit gleichzeitig für ihr Jubiläumsjahr warb; der Verein wird 175 Jahre alt und alle sind „emme noch zom anbieße“. Passend dazu kamen sie nicht in grünen Röcken, sondern als grüne Krokodile daher.

Glück brachte die Gruppe aus der Bonner Straße und die Heimatfreunde erinnerten daran, dass der Kölner Heinrich von Wittgenstein, der in Roisdorf seine Sommerresidenz, die Villa Wittgenstein hatte, vor 200 Jahren 1823 den ersten Kölner Rosenmontagszug mit organisiert hatte. Glanzvoller Höhepunkt war natürlich der Prunkwagen von Prinzessin Sabine I., die es nach einem Jahr in Lauerstellung nun endlich getreu ihrem Motto „Konfetti im Herzen“ endlich Kamelle regnen lassen konnte. Für die Jugendlichen gab es ein besonderes Angebot: Parallel zum Roisdorfer Weiberfastnachtszug hieß es auf dem Parkplatz am Rathaus „Komm Raven“. Die Stadt hatte dort eine Open-Air-Technoparty organisiert, damit Jugendliche hier „kontrolliert“ feiern konnten. Auch der städtische Jugendbus war vor Ort, Mitarbeiter des Jugendamtes boten Brote und Pizza im Tausch gegen Alkohol an und wer wollte, konnte sich an einer Imbissbude mit Pommes frites und Currywurst stärken. Am Abend ging die Technoparty dann im Brauhaus Kaiserhalle weiter bis in die frühen Morgenstunden. Das Angebot wurde bestens angenommen. (fes)

Tierische Jecken in Kardorf

Fröhlich lachten die fröhlichen Dalmatiner des Kardorfer Thekenturnvereins beim Kardorfer Zug an Weiberfastnacht.

Fröhlich lachten die fröhlichen Dalmatiner des Kardorfer Thekenturnvereins.

Fast 90 Kinder und Erwachsene gingen im Kardorfer Zug im Tierkostüm mit. Sie gehörten zum katholischen Kindergarten und hatten in Anspielung an das Millionenerbe für den Kölner Zoo vom vorigen Jahr das Motto: „Hück jeschlosse, morje Zoo. Hätte mer och su en Tant mit Milljone, däte mir su e paar Erzieherinne klone.“ Eine reiche Erbtante hatten die Kinder auch schon dabei – Kita-Leiterin Andrea Winkler – sie hatte sich sogar extra ein paar Millionen Dollar an ihre Jacke geheftet. Den „Tieren“ folgten unter anderem Retro-Hippies des Ex-Ex-Elferrats und handzahme Schafe des „KC Imme mie 2002“. Ihr Motto schrien am Ende sogar etliche Nichtschafe am Zugweg: „Mir roofe widder laut Alaaf, disjohr für üch als Shaun das Schaf“.

Der Ortsausschuss und allen voran die Abteilung des Festausschusses Kardorfer Karneval (FKK) mit den Zugorganisatoren Herbert Vendel, Nico Rech und Christian Lehnert hatten wahrlich allen Grund zum Strahlen. Unter dem Motto: „Mir sin wedder do un donn wat mer könne“ schickte Zugleiter Markus Hunke pünktlich um 14.44 Uhr am Nachmittag die kunterbunte und lebensfrohe Karawane auf den Weg. Tausende Jecke waren gekommen und säumten die Straßen. Ganz fasziniert verfolgten sie die Tänze der lustigen Clowns, die nicht nur kunterbunt waren, sondern auch pure Lebensfreude ausstrahlten. Ein schöner Anblick für die Zuschauer waren auch die Mariechen der Kardorfer Fünkchen und Funken, die in diesem Jahr schon ihr 25-jähriges Jubiläum feiern können.

Mit eigener Fregatte reihten sich die lieben Piraten des Ex-Dreigestirn mit Ex-Prinz Jürgen, Ex-Prinz Bauer Heinz und der unvergesslichen Lieblichkeit Berta mitsamt ihrem Gefolge in die närrische Karawane ein. Mit dabei waren auch im Jubiläumsjahr zum 55. der Vorstand des TSC Rot-Weiß Waldorf mit all seinen Tanzmariechen. Sogar „spontane Jecke“ waren unterwegs. „Das ist zu schön, um wahr zu sein“, jubelte ein Clown am Wegesrand, als er die Junggesellen der Eintracht Kardorf erspähte, die mit rund 50 Königen und ihrer Queen Philippina im Zug die Rückkehr der Könige ins FKK feierten – ins freie Königreich Kardorf. „Das mit dem freien Königreich Kardorf ist in der Zeit entstanden, als wir hier in Kardorf mit unseren beiden Henseler-Bürgermeistern quasi das Zentrum der Macht im Vorgebirge waren“, erklärte Philippina, bevor sie sich wieder dem Publikum am Wegesrand zuwandte und großzügig Kamelle unters Volk verteilte. (mkl)