KlimawandelLeckerer Ingwer wächst jetzt im Vorgebirge

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Bornheim. Der Biohof Bursch in Bornheim baut auf Feldern in Waldorf erfolgreich Ingwer an. 

Bornheim. Der Biohof Bursch in Bornheim baut auf Feldern in Waldorf erfolgreich Ingwer an. 

Bornheim-Waldorf – „Das Experiment ist geglückt“, freut sich Lothar Tolksdorf. Er ist Sprecher auf dem Biohof Bursch und organisiert unter anderem Hofführungen für Kinder und Erwachsene. Auch den Ingweranbau hat er auf dem Biohof mit auf den Weg gebracht. Zufrieden steht er jetzt mitten im Gewächshaus, wo sich die schilfähnliche Pflanze mit dem scharfen, aromatischen und gesunden Wurzel-Früchten in den vergangenen Monaten geradezu paradiesisch entwickelt haben. „Das hatten wir hier noch nie“, schwärmt der 53-Jährige.

Bei seinen Hofführungen vermittelt er auch jüngeren Zuhörern die Freude der Landwirte am Säen und Ernten. Und ein Paradebeispiel, bei dem auch er diese Freude sehr intensiv erlebt habe, sei der Ingwer, der erstmals im Jahr 2020 auf dem Biohof angebaut und geerntet werden konnte. Anders als der importierte Ingwer sei der Ingwer aus eigenem Anbau äußerst knackig und saftig. „Das ist Ingwer mit Wums“, lacht er. Damit spielt er auf die besondere Würze des frischen Ingwers an. „So frisch bekommt man die Wurzeln hierzulande ja eigentlich nie zu kaufen“, sagt Tolksdorf: „Wer Ingwer mag, der wird ihn lieben.“

Vortrag zum Bioanbau war Auslöser

Die Geschichte des Waldorfer Ingwers begann im vergangenen Jahr, als Tolksdorf einen Vortrag in Bonn zum Bioanbau besuchte. Dort wurde von einem Biobetrieb in Velbert berichtet, wo Ingwer längst erfolgreich angebaut wird. Wieder zurück im Büro hat Tolksdorf direkt einen Ortstermin mit diesem Biohof vereinbart: „Und dann sind wir hin, mein Landwirtschaftschef Orhan Güven und ich, nach Velbert. Schon auf der Heimfahrt wussten wir, dass es im kommenden Jahr auch Ingwer aus dem Vorgebirge, aus Waldorf, geben sollte.“

Im beginnenden Frühjahr habe man den ganz normalen Bioingwer aus Peru auf dem Hof vereinzelt, dann jedoch an einen Jungpflanzen-Zuchtbetrieb gegeben. „Dort wurden unsere Ingwerstücke in Töpfe gesteckt und bei angenehmer Wärme und Feuchtigkeit herangezogen.“ Anfang Mai seien daraus bereits rund 40 Zentimeter große Pflanzen gewachsen. „In Abständen von etwa 25 Zentimetern haben wir sie hier ins Gewächshaus gesetzt“, erzählt der Hofsprecher. Anfangs sei nachts die Heizung gelaufen, damit die Pflanzen nicht erfrören. Doch kaum, dass es auch nachts wärmer wurde, sei der Ingwer regelrecht ins Kraut geschossen. „Jetzt läuft die Ernte auf Hochtouren.“ Als Ingwerfan habe er die gesunden Wurzeln natürlich auch schon probiert: „Sie schmecken richtig gut.“ Damit die exotische Köstlichkeit lange frisch und knackig bleibt, empfiehlt er, sie entweder in einem feuchten Handtuch im Kühlschrank aufzubewahren oder kühl in einer Frischhaltebox zu lagern.

Auch Kurkuma wächst in Bornheim

Gleiches gelte auch für den Kurkuma, der ebenfalls erstmals in diesem Jahr im Gewächshaus auf dem Biohof Bursch gewachsen ist. „Was mit dem Ingwer geht, muss doch auch mit der Kurkuma-Wurzel klappen“, habe sich der Landwirtschaftschef gesagt und einem inneren Gefühl folgend auch die in Südasien beheimatete Kurkuma-Wurzeln vereinzelt und zum Aufzucht-Betrieb gegeben. 20 bis 30 Zentimeter waren die Pflanzen bereits groß, als sie zusammen mit dem Ingwer ins Gewächshaus kamen. Und auch diese Gesundheitswurzel gedieh unter der Waldorfer Sonne geradezu fantastisch.

Auch die Süßkartoffeln, die ebenfalls erstmals auf dem Biohof Bursch im Freiland angebaut wurden, gediehen prächtig. Zwar sei der Anbau mit einigem Aufwand verbunden, doch er lohne. „Wir haben einzelne Exemplare geerntet, die zwei Kilogramm und schwerer waren“, so Tolksdorf. Er ist fest davon überzeugt, dass der Anbau dieser schon ziemlich exotischen Feldfrüchte im Vorgebirge erst durch den Klimawandel möglich geworden ist. „Noch vor fünf Jahren hätten wir hier in Waldorf weder Ingwer noch Kurkuma oder im Freiland Süßkartoffeln anbauen können“, sagt er. Doch noch blieben diese Pflanzen exotisch.

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Heinz Bursch und seine Schwester Renate Bursch führen ihren Hof inzwischen in der vierten Generation und haben mehr als 60 verschiedene, zumeist heimische, teils auch ziemlich alte Sorten Obst und Gemüse im Anbau. Dazu zählen unter anderem der Bornheimer Spargel, Erdbeeren, Blattsalate, Tomaten, Gurken, Kohlsorten und ganz verschiedene Kräuter – zur Erntezeit frisch im Hofladen.

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